Sommerweine - Müller-Thurgau aus deutschen Anbaugebieten

Die moderne Oenologie macht’s möglich: Aus der ehemals altbackenen Sorte Müller-Thurgau werden geradlinige, frischfruchtige Trinkvergnügen erzeugt. Leicht und luftig begleiten sie locker gesellige sommerliche Anlässe.
 
 
Nicht gerade auf den Feinschmecker-Tischen zu finden ist der Müller-Thurgau; mit einem Rebflächenanteil von 13 Prozent nach wie vor die zweitwichtigste Rebsorte Deutschlands – hinter dem Superstar Riesling. Die größten Flächen stehen in Rheinhessen (4 300 Hektar) vor Baden (2 600 Hektar) und der Pfalz (2 200 Hektar). In Franken kommt er immerhin noch auf 1 700 Hektar und liefert hier die wohl spannendsten Weine ab, wenn ihm ein guter Standort gegönnt wird. Von Würzburg und Umgebung kamen die meisten der fast 100 Proben, vor Pfalz, Baden und Marktführer Rheinhessen. Ein paar Trentiner brachten etwas internationales Flair in die Verkostung. 
 
Der früh reifende und ertragsstarke Müller-Thurgau steht für süffige Weine mit verhaltener Säure und einem blumigen bis fruchtigen, manchmal dezent muskatigen Aroma. Heute werden die Trauben auch mal vor Vollreife geerntet, um ein bisschen Säurestruktur herauszukitzeln. Per kühler Vergärung im Edelstahltank wird dann versucht, diese Frische und das Sorten-Aroma zu bewahren. Gerne wird diese schlanke, frische Version dann „Rivaner“ genannt, um sich von dem banalen, mollig-süßen Massenprodukt abzugrenzen. 
 
Preislich sind die Weine lukrativ. Nur zwei Italiener trauten sich, mehr als zehn Euro zu verlangen. Der Rest ist unter zehn Euro zu haben, etwa die Hälfte der angestellten Weine sogar unter fünf Euro.
 
Das für Müller-Thurgau oft als typisch angeführte Muskat-Aroma wurde bei der WEINWELT-Verkostung selten bemüht und kommt eher bei den vollreif geernteten Varianten vor. Die zu unserer Vergleichsprobe vorwiegend angestellten modernen, kalt vergorenen Edelstahlversionen präsentierten sich bei einem dropsigen Grundton mit fruchtigen Aromen, die meist relativ diskret an weißes Fruchtfleisch von Apfel bis grüne Birne erinnern, oder zart an Melone, selten, und wenn dann diskret, mit Zitrusnoten oder exotischen Düften (Mango, Maracuja ...). Banane ist, je nach verwendeter Hefe, eine weitere beliebte Duftkomponente, während tiefgründigere Vertreter der Sorte mit einem Aroma nach weißem Pfeffer für mehr Spannung sorgen. 
 
Michael Hornickel

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