>Trentodoc und Franciacorta? Schon mal gehört? In Italien haben sich die zwei noch jungen Flaschengärsekte längst etabliert. Doch auf den Exportmärkten sind sie noch kaum bekannt.>Italien ist knapp vor Deutschland der größte Sekthersteller der Welt. Doch in beiden Ländern dominieren die Tankgärsekte, während traditionelle Flaschengärung eher eine Nische ist. Nur in etwa fünf bis sechs Prozent der über 400 Millionen Flaschen italienischen Schaumweins gärte auch der Grundwein. Dann steht meist Franciacorta (über 13 Millionen Flaschen, doppelt so viel wie vor zehn Jahren) oder Trentodoc (über acht Millionen mit stetigem Wachstum) auf den Etiketten. Beide Herkunftsbezeichnungen haben zwei Gemeinsamkeiten: Beide setzen auf renommierte Burgundersorten (Chardonnay, Pinot Bianco und Pinot Nero, um Trento auch Pinot Meunier) und auf die Metodo Classico, die traditionelle Flaschengärung. Ansonsten sind sie sehr unterschiedlich: Franciacorta ist in der Lombardei in den letzten 50 Jahren quasi aus dem Flaschengärsekt heraus gewachsen (seit 1995 mit DOCG-Status, heute mit über 100 Kellereien), während im benachbarten Trentino oder Schaumwein eher ein Nischen- oder Zusatzprodukt der heimischen Weinwirtschaft ist. Die DOC Trento wurde 1993 anerkannt, während „Trentodoc“ eine seit 2007 eingetragene kollektive Marke ist, heute für rund 40 Mitglieder des Verbandes. Aus den 57 Proben ließ sich eine Tendenz beim Gesamtniveau ablesen:>Die Schaumweine aus dem Trentino erzielten deutlich mehr höhere Bewertungen als die Kollegen aus der Lombardei, die in Italien wiederum das größere Renommee genießen. Gut vier von fünf Trentodoc wurden mindestens „sehr gut“ eingestuft (ab 85 Punkte aufwärts), während das aus Franciacorta nur jede zweite schaffte. Auch wenn man berücksichtigt, dass aus Franciacorta einige Spitzencuvées (etwa die von Ca’ del Bosco) fehlten, zeigt das dennoch die sehr hochwertige und homogene Qualität der Trentiner Metodo Classico.>Bleibt noch der übliche, prüfende Blick in die Champagne, wohin auch jeder Erzeuger mal schielt. Das ist natürlich müßig zu bewerten, vielleicht so viel: Die italienischen Metodo Classico erscheinen weinig-runder als die eher straff-mineralischen Kollegen aus Reims. Es sind einfach unterschiedliche Weinstile. Zur Erinnerung: Schaumweine sind in der Regel trinkfertig, sobald sie degorgiert sind. Ein paar Jahre Lagerung helfen selten was (außer bei kräftig strukturierten Spitzengewächsen), schaden aber auch nichts, solange sie kühl und dunkel untergebracht sind.>Michael Hornickel
