Zwischen Balaton und Puszta

Das ungarische Wort für Wein »bor« stammt nicht wie sonst in Europa üblich aus dem Indogermanischen, sondern hat seinen Ursprung in der türkischen Sprache. Was es sonst noch Besonderes im ungarischen Weinbau gibt, lesen Sie hier. 

Vinum regum, rex vinorum, Wein der Könige, König der Weine«, rief der Sonnenkönig Ludwig XIV. begeistert aus, als er zum ersten Mal den Tokaj- Wein kostete. Inzwischen ist diese Wertschätzung von allerhöchster Genießer-Autorität nicht nur zu einem geflügelten Wort geworden, sondern findet sich auch auf den Etiketten des Tokaj Aszú wieder, über jeden Zweifel bezüglich seiner Qualität erhaben. Der Tokajer war und ist das Aushängeschild ungarischen Weinbaus, doch in dem kleinen Land mit der bewegten Geschichte findet man auch anderswo gute Qualität. Der ungarische lässt sich wie der Großteil des europäischen Weinbaus zurück verfolgen bis in die Zeit der Römer, man geht jedoch davon aus, dass schon im dritten und vierten Jahrhundert vor Christus die Kelten den Weinbau in Ungarn betrieben. Gesicherte Nachweise finden sich jedoch erst in der Römerzeit. Schon 101 v. Chr. ließ Kaiser Trajan Reben in der römischen Provinz Pannonien zwischen Ostalpen, Donau und Save anpflanzen, um seine Legionen mit Wein versorgen zu können. Völkerwanderung, die Herrschaft der Türken, Reblausplage, Zollbestimmungen und die beiden Weltkriege sorgten in den folgenden Jahrhunderten für ein ständiges Auf und Ab in der Weingeschichte zwischen Donau, Balaton und den Alpen. Den letzten Rückschlag erlebten die ungarischen Winzer nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Planwirtschaft, die nicht auf Qualität sondern Masse setzte und mit konstanten Absatzzahlen die Illusion einer intakten Weinwirtschaft aufrecht erhielt. Die Marktwirtschaft ließ jedoch das qualitative Manko ungarischer Weine offenbar werden, und so mussten nach dem Ende des kommunistischen Systems die ausbleibenden Absatzchancen durch eine gesteigerte Qualität der Weine zurück erobert werden. Heute sind die ungarischen Winzer auf dem Weg, mit ihren Erzeugnissen auf dem internationalen Markt Schritt halten zu können. Die besten Voraussetzungen finden sie dabei nicht nur in den fruchtbaren Lehm-, Lössund Sandböden, sondern vor allem in einem Klima, das für den Weinbau nicht besser geeignet sein könnte. Ungarn ist ein von Gebirgen umschlossenes Beckenland. Dieser Umstand sorgt für ein gemäßigtkontinentales Klima im Land mit kalten Wintern und heißen Sommern. Von Region zu Region leicht unterschiedlich liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei etwa 11 Grad Celsius, in den Sommermonaten zeigt die Quecksilbersäule bis zu 35 Grad an. 1 750 bis 2 050 Sonnenstunden im Jahr bieten optimale Voraussetzungen für das Reifen der Trauben. Diese Bedingungen eignen sich im Norden in erster Linie für den Anbau von Weißweinsorten, ein Umstand, dem die Winzer mit einer Konzentration auf sehr trockene und aromatische Weißweine bis hin zu Süßweinen Rechnung tragen. Im Süden des Landes, in dem man eher ein submediterranes Klima vorfindet, werden neben den regionalen auch internationale Rotweinsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Zweigelt angebaut. Der bekannteste Ungar ist wohl der Egri Bikavér, das Erlauer Stierblut. Er entsteht durch das gemeinsame Vergären mehrerer roter Sorten auf der Schale. So entsteht ein aromatischer und herber Rotwein. Weingesetz Die 20 Anbaugebiete Ungarns umfassen insgesamt etwa 130 000 Hektar Rebfläche. Sie bilden zwar kein Gegenstück zum französischen Appellationssystem, werden aber per Gesetz festgelegt. Als ältestes Gebiet gilt Tokaj, es ist außerdem Ungarns einziges geschlossenes Anbaugebiet. Der Wein dieser Region gilt als Besonderheit und unterliegt gesonderten strengen Regelungen bezüglich Weinbereitung, Weinbehandlung und Vertrieb. Das größte zusammenhängende Anbaugebiet ist Alföld, die sogenannte Puszta. Vor allem nach der Reblauskatastrophe wurden hier auf den sandigen Böden Reben gepflanzt, da diese der Reblaus nur schlechte Überlebensbedingungen bieten. Das alte ungarische Weingesetz wurde 1994 erneuert. Damit wurde der Schwerpunkt auf die Sicherung der Qualität der Weine verlagert. Es bestimmt die Rebsorten, Weinkategorien, das Verfahren für den Ausbau, den Vertrieb und die Kontrollbestimmungen. Man unterscheidet vier Qualitätsgruppen: Die einfachste ist der Tafelwein. Er hat einen Alkoholgehalt unter 10 Prozent und kann ohne Angabe der Rebsorte auf dem Etikett vertrieben werden. Es folgen die Landweine, Qualitätsweine, Qualitätsweine mit Prädikat und Weine aus sehr reifen beziehungsweise edelfaulen Trauben, »Aszú« genannt. Bei allen diesen Weinen müssen die Rebsorten auf dem Etikett vermerkt werden. Für die Qualitätsweine gibt es Vorschriften, die den Hektarertrag auf 12 Tonnen beschränken, es wird außerdem Wert darauf gelegt, dass die Weine den Jahrgang und die Rebsorte widerspiegeln. Eine besondere Stellung haben die so genannten »Muzeális Bor«, die »Museumsweine «. Sie sind besonders hochklassige Weine und müssen mindestens fünf Jahre ausgebaut werden. Die meisten ungarischen Schaumweine werden nach der Charmat-Methode hergestellt, d. h. sie werden nicht in der Flasche sondern im Tank ein zweites Mal vergoren. Die Etiketten auf ungarischen Weinflaschen stellen den Verbraucher vor ein einziges, aber großes Problem: die Sprache. Sonst sind die Angaben auf den Etiketten eigentlich einfach zu verstehen. Jahreszahl, Ursprungsbezeichnung, Rebsorte, Qualitätsstufe, Erzeuger und die üblichen Angaben zu Füllmenge und Alkoholgehalt gehören zu den Angaben, die man auf dem Etikett findet. Die meisten ungarischen Etiketten im Export sind heute zur leichteren Orientierung in englischer Sprache formuliert. _ KRISTINE BÄDER 

 

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