Weinland der Langen Weißen Wolke

Sauvignon Blanc – wie kein anderes Land steht Neuseeland für diesen Wein mit seinen frischen exotischen Aromen von Mango und Maracuja. Welche Weine es dort sonst noch zu entdecken gibt und was es zu beachten gilt, lesen Sie hier.

Das Land der Langen Weißen Wolke, wie die eingeborenen Maori Neuseeland nannten, ist trotz der großen Entfernung ein beliebtes Reiseziel für Naturfreaks. Wer die 24 bis 28 Stunden Flug scheut, kann sich die besten Genüsse leicht ins Haus holen. Die glasklaren Sauvignon Blancs und Chardonnays, aber auch die Rotweine, finden in der Alten Welt immer mehr Freunde. Neuseeland ist das südlichste Weinland der Welt. Es überrascht mit einem ausgesprochen kühlen Klima. Die Durchschnittstemperatur in den Sommermonaten (Dezember bis März) liegt zwischen 21 und 23 Grad. In den Wintermonaten (Juli bis September) sinkt sie auf 8 bis 10 Grad, aber nur selten gibt es Nachtfrost. Dieses kaltmaritime Klima bietet, in Kombination mit den oft kieshaltigen Böden, ideale Voraussetzungen für den Anbau von Burgundersorten. So haben Pinot Noir und Chardonnay hier einen Platz gefunden, auch Sauvignon Blanc und Müller- Thurgau werden angebaut. Auf höhere Temperaturen angewiesene Sorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon reifen in den wärmeren Regionen der beiden Inseln. Die Nordinsel hat weitgehend ozeanisch-mildes und feuchtes, subtropisches Klima, wenn man von den Gebirgen absieht, auf der Südinsel ist es gemäßigter und kühler. Die relativ hohe Niederschlagsmenge sorgt für fruchtbare Böden und damit für hohe Erträge, sodass die neuseeländischen Winzer auf etwa 9 700 Hektar Rebfläche (ungefähr soviel wie die burgundische Côte de Beaune und Côte de Nuits zusammengenommen) rund 500 000 Hektoliter Wein erzeugen. Durch den vielen Regen wächst das Laub üppig, was die Reifung der Trauben erschwert. Reberziehung und Schnittmethoden sind daher wichtige Bereiche des neuseeländischen Weinbaus. Andererseits gewinnen die Trauben durch die lange Reifezeit eine frische und lebendige Säure und eine eigene Aromatik von reinen Fruchtnoten. Die Rotweine zeichnen sich oft durch eine besondere Würzigkeit aus. Die Weinbaugeschichte Neuseelands ist ausgesprochen kurz. Vor etwa 200 Jahren, 1819, brachte der Missionar Samuel Marsden die ersten Rebstöcke mit auf die Nordinsel. Katholische Geistliche und vor allem kroatische Einwanderer sorgten dafür, dass sich der Weinbau in Neuseeland behaupten konnte. Doch bis es zu den ersten hochwertigen Gewächsen kommen sollte, gingen noch ein paar Jahre ins Land. Bis dahin bevorzugten die Neuseeländer aufgespritete Süßweine im Sherry-Stil, machten Reblaus und Mehltau den Weinbauern das Leben schwer und sorgten die Regierung und die Abstinenz-Bewegung in Neuseeland für erschwerte Bedingungen in der Weinwirtschaft. Noch 1919 setzten sich die Alkoholgegner mit einem Verkaufsverbot durch, erst 1960 durften Restaurants Wein ausschenken, und 1989 erhielten Supermärkte erstmals die Lizenz zum Alkoholverkauf. Von einem qualitativ hochwertigen Weinbau ist in Neuseeland erst seit etwa 20 Jahren die Rede. Bis dahin dominierte die Müller-Thurgau-Rebe, die mit leichten, fruchtigen Weinen den Geschmack der Neuseeländer traf. Doch das Interesse an trockenen Tischweinen stieg, neue Anbaugebiete wie Marlborough wurden erschlossen, man verlegte sich auf moderne Rebsorten, die in den europäischen Zonen gedeihen. Inzwischen haben Chardonnay und Sauvignon Blanc die Müller- Thurgau-Rebe als meistangebaute Sorte abgelöst, und der Riesling wird zu beachtenswerten Tropfen nach europäischem Vorbild ausgebaut. Die Entwicklung der neuseeländischen Weinwirtschaft in den letzten 20 Jahren hat es ermöglicht, dass die Tropfen aus Kiwiland inzwischen die höchsten Flaschenpreise weltweit erzielen. Die Ursache hierfür liegt in der außergewöhnlichen und exotischen Aromatik und dem hohen Qualitätsstandard der Weine. Einige wenige große Kellereien beherrschen inzwischen die Weinwirtschaft Neuseelands und können auch britische und deutsche Supermarktketten mit ausreichenden Mengen beliefern: Montana, Nobilo’s, Corbans, Villa Maria. Die anderen meist sehr kleinen »Boutique Wineries« produzieren nur geringe Mengen, haben aber bei Liebhabern einen hervorragenden Ruf. Auf einer Strecke von etwa 1 200 Kilometern erstrecken sich elf Weinbauregionen, vom nördlichen Northland bis zum südlichen Otago. Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sorgen auf dieser Strecke für eine außergewöhnliche geschmackliche und aromatische Bandbreite. Bei subtropischen Bedingungen wie im Norden ist Weinbau nur in den Küstenregionen möglich, dort gedeihen reife Rotweine aus Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot. Die Region um Neuseelands einzige Großstadt Auckland mit ihrem warmen, feuchten Klima hat sich ebenfalls auf die Produktion von Rotweinen verlegt. Hawke’s Bay gehört zu den ältesten und bekanntesten Anbaugebieten, von hier kommen mit die besten Rotweine der Insel, weiter im Süden der Nordinsel, in Martinborough, wachsen auf steinigen Böden duftige und geschmeidige Pinot Noirs. Das bekannteste Anbaugebiet Neuseelands dürfte inzwischen Marlborough auf der Südinsel sein, es ist auch das bedeutendste. Sein Aushängeschild ist der Sauvignon Blanc. Kellereien wie Cloudy Bay und Montana haben dafür gesorgt, dass die Region Kennern von England und Deutschland bis Kanada zum Begriff wurde. Nelson ist ein kleines Anbaugebiet, in dem auch Gewürztraminer und Riesling gedeihen. Neuseelands südlichstes Anbaugebiet ist Otago, wo Trauben in großer Höhe und kühlem Klima reifen. Hier entstehen volle Pinot Noirs und säurebetonte Rieslinge. Als Mischung aus traditionellen Methoden und moderner Kellertechnik präsentiert sich die neuseeländische Weinherstellung. Kaltgärung in temperaturkontrollierten Edelstahltanks ist bei den Klassikern Chardonnay und Sauvignon Blanc Standard, französische Methoden wie Ganztraubenpressung und Gärung in Eichenfässern gehören aber ebenso zum Repertoire. Das Know-how australischer und europäischer Weinmacher hat Neuseeland in kurzer Zeit nach vorne katapultiert. Die Weingesetzgebung in Neuseeland orientiert sich im Großen und Ganzen an der australischen. Die Bestimmungen sind ähnlich freizügig, zum Teil sogar noch weniger reglementiert. So konnte Wein bis 1924 aus fast allem möglichem hergestellt werden, erst seit 76 Jahren muss Wein ausschließlich aus Trauben gekeltert werden! Erst seit 1981 ist die Zugabe von Wasser zum Wein verboten. Wie in Australien dürfen die Winemaker Weine aus verschiedenen Regionen miteinander verschneiden, auf dem Etikett muss das aber im Gegensatz zu Down Under nicht vermerkt werden. Der Verbraucher muss sich somit auf die Ehrlichkeit der Erzeuger verlassen. Wird auf dem Etikett eine Rebsorte genannt, so muss der Wein zu 75 Prozent auch aus dieser hergestellt werden; sonst ist die Etikettengestaltung kaum Regeln unterworfen. Ferner gibt es weder Ertragsregulierungen noch andere besondere Einschränkungen im neuseeländischen Weinbau. _ KRISTINE BÄDER 

 

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Der Jahresbericht der Weinerzeuger in Neuseeland verzeichnet Exportrekorde, Zyklonschäden und legislative Sorgen.
 

Trotz leichtem Rückgang im Erntevolumen des 2023er Jahrgangs konnten die Neuseeländer ihren Umsatz steigern und blicken optimistisch in die Zukunft.

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Zyklon Gabrielle trifft Neuseelands Winzer zur Unzeit. Während die Aufräumarbeiten noch laufen, beginnt die Traubenlese.
 

»New Zealand Wine, Altogether Unique« ist der neue Claim von New Zealand Winegrowers

Kammer-Kirsch übernimmt den Import und Vertrieb der Pōkeno Single Malt Whiskys aus Neuseeland und erweitert damit sein umfassendes Whiskysortiment um drei Abfüllungen dieser neuen Marke, die für modernen "New World"-Whisky steht.