Vodka-Cocktails wie der Moscow Mule sind aus der Barwelt nicht wegzudenken (Foto: iStock.com/Roxiller)
Vodka-Cocktails wie der Moscow Mule sind aus der Barwelt nicht wegzudenken (Foto: iStock.com/Roxiller)

Vodka-Cocktails: diese 3 wollen wir!

In Zeiten von Low ABV- und alkoholfreien Drinks wie in anhaltender Blütezeit der Gin & Tonic-Bewegung mit produktkundigen Konsumenten hat es Vodka nicht unbedingt leicht. Im Interview über die Lehre von Vodka in der Barschule München bringt Geschäftsführer Matthias Knorr es auf den Punkt: „Über Gin redet man, Vodka trinkt man“. Dennoch sind es gerade die hochprozentigen Vodka-Cocktails wie der neuzeitliche Espresso Martini, der konstante Szene-Liebling Moscow Mule oder ein Cosmopolitan, die Vodka auf Kurs halten. Wir bitten diese drei Repräsentanten des glasklaren Wässerchens vor den Vorhang.

Text: Mia Bavandi

Bleib‘, wie du bist, Cosmo!
Die Geschichte des Cosmopolitan beginnt bereits lange vor "Sex and the City" (Foto: iStock.com/Sanny11)
Die Geschichte des Cosmopolitan beginnt bereits lange vor "Sex and the City" (Foto: iStock.com/Sanny11)

Zitrus-Vodka als Basis, französischer Cointreau, Limetten- und Cranberrysaft mit Eis – so die Rezeptur jenes Drinks, der als trinkkulinarischer Star der amerikanischen Erfolgsserie Sex and the City agiert und folglich in dieser neuzeitlichen Erscheinung über sämtliche Tresen der Welt wanderte. Das war nicht immer so. Einst erschien der Cosmo nicht als rosa-leuchtender Stern im Cocktailuniversum. Bevor er durch die Serienprotagonistinnen Carrie & Co. erst dazu avancierte, wurde der nun als Klassiker geadelte Vodka-Drink mit jenem Gespielen zubereitet, der heute in aller Munde ist und vielen Hochprozentern in der Wahrnehmung den Rang abläuft: Gin. In der in „American Travelling Mixologists“-Buchreihe veröffentlichten Ursprungsvariante von 1934 bildet das Wacholderdestillat das Hauptgerüst, um das sich zudem nicht Cranberrysaft, sondern Himbeersaft bzw. -sirup rankt. Wer den Cosmo vor rund 40 Jahren so zugeschnitten hat, wie wir ihn jetzt kennen und lieben, ist nicht sicher zu sagen. Sicher ist, dass der Cosmo zur richtigen Zeit am richtigen Ort in die Gänge gekommen ist, und zumindest in diesem Fall der Vodka seinem wacholdrigen Kollegen den Rang erfolgreich abgelaufen hat. 

Glasklar, rein und elegant – und durchaus divers in seinem Geschmacksprofil. Ein Dauerbrenner, der in keiner Bar fehlen will: Vodka! Was man über das beliebte, mehrfach filtrierte Destillat zumeist aus Getreide wissen sollte, erklärt uns Matthias Knorr von der Barschule München.

Wake me up, Espresso Martini!
Der Espresso Martini ist als zugänglicher Wachmacher der aktuelle Überflieger der Barkarten  (Foto: iStock.com/ALEX@DONIN)
Der Espresso Martini ist als zugänglicher Wachmacher der aktuelle Überflieger der Barkarten (Foto: iStock.com/ALEX@DONIN)

Digéstif, Wachmacher oder auch Apéritif. Aber selten verkehrt: der Espresso Martini. Die Seine Entstehungsgeschichte ist bekannt: 1983 besucht ein bis dato verschwiegenes Fotomodell den Bartender Dick Bradsell am Tresen der Londoner Soho Brasserie und verlangt nach „Wake me up and then fuck me up“. Bradsells Antwort: ein Vodka Espresso, mit dem er die Ära des wohl bekanntesten Kaffeecocktails auf Basis von Vodka einleitet. Bradsell wusste, was er tat: der Kaffee sollte die Dame wecken, der hochwertige, unaromatisierte Vodka diese Aromen an die Dame bringen. Very well done, Dick Bradsell. Nächstes Jahr feiert der Eyecatcher mit drei Kaffeebohnen für Liebe, Gesundheit und Glück auf der Schaumdecke sein 40-jähriges Jubiläum, bis dahin mahlt und mixt er seine Sternstunden fröhlich weiter. Gefühlt wandert der Espresso Martini mittlerweile über jeden Tresen der Welt. Überall taucht er auf, überall wird er gemixt und natürlich getrunken. Das verstehen wir nur zu gut. Was wir nicht verstehen: dass noch nie jemand den Namen des Modells verraten hat, dem er eigentlich gewidmet ist.

Advertorial | Seit 1953 wird im finnischen Dorf Koskenkorva der gleichnamige Vodka hergestellt. Und schon lange bevor der Klimawandel ein Thema war, hat man hier Nachhaltigkeit gelebt – und sich stetig darin verbessert.

MM wie Marilyn Monroe oder Moscow Mule
Ein Maultier im Kupferbecher - die gigantischste Marketing-Kampagne der Drink-Historie (Foto: iStock.com/Roxiller)
Ein Maultier im Kupferbecher - die gigantischste Marketing-Kampagne der Drink-Historie (Foto: iStock.com/Roxiller)

Als Esel (bzw. Maultier) geboren und sicher noch lange nicht als solcher gestorben: Wem man die Erfindung des Vodka-Drinks mit dem Tiernamen tatsächlich zuschreiben darf, ist wie bei manchen anderen Cocktail-Kollegen nicht hundertprozentig sicher. Hinter dem schlicht anmutenden Gemenge aus Vodka, Ginger Beer und Limette verbergen sich viele Geschichten. Die bekannteste ist eng verbunden mit der Firma Smirnoff in den USA um die 1940er Jahre und cleverem Marketing, das den ikonischen Kupferbecher und das heute aus keiner Bar mehr wegzudenkende Ginger Beer mit dem Vodka zusammenbrachten. Aktuell ist es vergleichsweise still um den einst omnipräsenten Highball geworden, der nicht zwingend im Kupferbecher serviert werden muss. Aber vielleicht wähnt man sich in dieser Präsentation oder Gangart sicher, um den Drink an den „Mann“ zu bringen, der sich manchmal gerne über das Martini Glas mokiert…

Florian Renschin ist Gründer des deutschen Freimut Wodkas. Im Interview sprechen wir mit ihm über aktuelle und vergangene Hypes, Charakterfragen und seine Definition von Craft-Wodka.

Schmeckt neutral, riecht nicht, geht immer. Diese Vorwürfe sollte sich Vodka nicht gefallen lassen müssen. Nimmt man das klare Wässerchen ernst, entdeckt man die Schokoladeseite des osteuropäischen Kulturgutes, das aus Russland stammt. Oder doch aus Polen? 

fizzz 04/2024

Themen der Ausgabe

Juliane Winkler, Berlin

Juliane Winkler, die Restaurantleiterin des „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin liebt ihren Beruf. Und setzt sich mit
#proudtokellner dafür ein, dass er mehr Wertschätzung erhält.

Aperitivo-Konzepte

Die Aperitif-Kultur ist auf dem Vormarsch – wir zeigen brandaktuelle Gastro-Beispiele.

Le Big TamTam

Der neue Hamburger Food-Markt setzt Maßstäbe − auch bei der Zusammenarbeit der Betreiber.