Text: Mia Bavandi
Zitrus-Vodka als Basis, französischer Cointreau, Limetten- und Cranberrysaft mit Eis – so die Rezeptur jenes Drinks, der als trinkkulinarischer Star der amerikanischen Erfolgsserie Sex and the City agiert und folglich in dieser neuzeitlichen Erscheinung über sämtliche Tresen der Welt wanderte. Das war nicht immer so. Einst erschien der Cosmo nicht als rosa-leuchtender Stern im Cocktailuniversum. Bevor er durch die Serienprotagonistinnen Carrie & Co. erst dazu avancierte, wurde der nun als Klassiker geadelte Vodka-Drink mit jenem Gespielen zubereitet, der heute in aller Munde ist und vielen Hochprozentern in der Wahrnehmung den Rang abläuft: Gin. In der in „American Travelling Mixologists“-Buchreihe veröffentlichten Ursprungsvariante von 1934 bildet das Wacholderdestillat das Hauptgerüst, um das sich zudem nicht Cranberrysaft, sondern Himbeersaft bzw. -sirup rankt. Wer den Cosmo vor rund 40 Jahren so zugeschnitten hat, wie wir ihn jetzt kennen und lieben, ist nicht sicher zu sagen. Sicher ist, dass der Cosmo zur richtigen Zeit am richtigen Ort in die Gänge gekommen ist, und zumindest in diesem Fall der Vodka seinem wacholdrigen Kollegen den Rang erfolgreich abgelaufen hat.
Digéstif, Wachmacher oder auch Apéritif. Aber selten verkehrt: der Espresso Martini. Die Seine Entstehungsgeschichte ist bekannt: 1983 besucht ein bis dato verschwiegenes Fotomodell den Bartender Dick Bradsell am Tresen der Londoner Soho Brasserie und verlangt nach „Wake me up and then fuck me up“. Bradsells Antwort: ein Vodka Espresso, mit dem er die Ära des wohl bekanntesten Kaffeecocktails auf Basis von Vodka einleitet. Bradsell wusste, was er tat: der Kaffee sollte die Dame wecken, der hochwertige, unaromatisierte Vodka diese Aromen an die Dame bringen. Very well done, Dick Bradsell. Nächstes Jahr feiert der Eyecatcher mit drei Kaffeebohnen für Liebe, Gesundheit und Glück auf der Schaumdecke sein 40-jähriges Jubiläum, bis dahin mahlt und mixt er seine Sternstunden fröhlich weiter. Gefühlt wandert der Espresso Martini mittlerweile über jeden Tresen der Welt. Überall taucht er auf, überall wird er gemixt und natürlich getrunken. Das verstehen wir nur zu gut. Was wir nicht verstehen: dass noch nie jemand den Namen des Modells verraten hat, dem er eigentlich gewidmet ist.
Als Esel (bzw. Maultier) geboren und sicher noch lange nicht als solcher gestorben: Wem man die Erfindung des Vodka-Drinks mit dem Tiernamen tatsächlich zuschreiben darf, ist wie bei manchen anderen Cocktail-Kollegen nicht hundertprozentig sicher. Hinter dem schlicht anmutenden Gemenge aus Vodka, Ginger Beer und Limette verbergen sich viele Geschichten. Die bekannteste ist eng verbunden mit der Firma Smirnoff in den USA um die 1940er Jahre und cleverem Marketing, das den ikonischen Kupferbecher und das heute aus keiner Bar mehr wegzudenkende Ginger Beer mit dem Vodka zusammenbrachten. Aktuell ist es vergleichsweise still um den einst omnipräsenten Highball geworden, der nicht zwingend im Kupferbecher serviert werden muss. Aber vielleicht wähnt man sich in dieser Präsentation oder Gangart sicher, um den Drink an den „Mann“ zu bringen, der sich manchmal gerne über das Martini Glas mokiert…