Eingebettet in die gewellten Weinberge: Trépail im Osten der Montagne de Reims
Eingebettet in die gewellten Weinberge: Trépail im Osten der Montagne de Reims

Mit Blick nach Osten

Die Chardonnays aus Villers-Marmery und Trépail genießen bei den Kellermeistern der Champagne höchste Wertschätzung. Auch immer mehr Winzer im Osten der ­Montagne de Reims nutzen die Vorzüge ihres Terroirs und setzen sich mit ihren Champagnern in Szene.
Text: Sascha Speicher

Wie an einer Perlenschnur reihen sich die Chardonnay-Hochburgen der Champagne aneinander. Allerdings mit großen Abständen. Ganz im Süden der Kreide­hügel Montgueux, eine knappe Autostunde weiter nördlich das Sézannais, dessen Lagen immer mehr an Wertschätzung erfahren. Von dort ist es nicht mehr ganz so weit an die Côte des Blancs mit ihren welt­berühmten Grands Crus wie ­Avize, Le-Mesnil-sur-Oger oder Cramant. Das nächste Glied der Kette bildet die Ostseite der Montagne de Reims mit den Orten Trépail, Villers-Marmery und Vaudemange.  Was (fast) alle Chardonnay-Hotspots verbindet, ist neben den kalkreichen Böden von Kreide bis Kalkstein die Exposition nach Osten. So profitiert der Chardonnay von der Morgensonne, ist aber weniger der sengenden Nachmittagssonne ausgesetzt.


Trépail
Rebfläche: ca. 277 ha, Chardonnay-Anteil 91 %

Villers-Marmery     
Rebfläche: ca. 245 ha, Chardonnay-Anteil 98 %

Billy-le-Grand    
Rebfläche: ca. 64 ha, Chardonnay-Anteil 70 %

Vaudemange    
Rebfläche: ca. 35 ha, Chardonnay-Anteil 84 %


Bei letztgenanntem Betrieb hat vor einigen Jahren die Winzerin Mathilde Devarenne die Regie übernommen. Seit 2015 verzichtet sie bei ihren Grundweinen auf den biologischen Säureabbau. Wie viele Weinbaubetriebe arbeitet sie inzwischen zertifiziert nachhaltig (Haute Valeur Environnementale). Und auch das ist typisch für viele Winzerfamilien: Ihre Weinberge verteilen sich auf zwei Crus, Vaudemange, wo sie auf kreidigen Böden Chardonnay anbaut, und Verzy, weiter im Norden der Montagne de Reims, bekanntermaßen einer der besten Crus, um elegante Grundweine aus Pinot Noir zu erzeugen. Und auch bei Chaudron steht mit Capucine eine junge Winzerin in den Startlöchern, um in die Fußstapfen ihres Vaters Luc zu treten. Bei den Chaudrons liegen die eigenen Weinberge in Vaudemange sowie in Verzenay, der nicht minder renommierten Nachbargemeinde von Verzy.

Die Krug-Lodge mit Blick auf die Weinberge von Trépail
Die Krug-Lodge mit Blick auf die Weinberge von Trépail.

Vom kleinen Vaudemange nach Trépail ist es nur ein Katzensprung. Die Straße führt immer leicht bergauf, vorbei an der frisch restaurierten Weinbergshütte von Krug, die zu einem eleganten Verkostungsraum mit Blick auf die Weinberge von Trépail umgebaut wurde. Das zeugt auch von der Bedeutung von Trépail im Konzert der Crus bei Krug. Kellermeisterin Julie Cavil beobachtet, dass „ähnlich wie im Sézannais die Chardonnays aus Trépail und Villers-Marmery immer besser werden.“ Während Krug in Trépail fast nur Trauben von eigenen Rebflächen verarbeitet, sind in Villers-Marmery auch langjährige Traubenlieferanten ansässig. „Villers-Marmery spielt sogar noch eine etwas größere Rolle. Ein wichtiger Cru, der in allen Assemblages der Grande Cuvée enthalten ist und auch Bestandteil des Krug Rosé ist.“ Aus der Ernte 2022 hatten Julie Cavil und ihr Team bei der Assemblage-Probe rund 30 verschiedene Weine aus Villers-Marmery auf dem Tisch. „Die Chardonnays aus Trépail und Villers-Marmery sind in der Regel etwas zugänglicher als die Weine der Côte des Blancs. Die Frucht ist etwas reifer, nicht so grün und zitrisch, der Körper nicht ganz so vertikal.“

Diese Unterscheidung zu den Chardonnays der Côte des Blancs teilt auch Gabrielle Malague, Kellermeisterin bei Gosset. Das Haus unterhält in Trépail gleich zwei Pressstellen, was immer ein verlässlicher Indikator für die Bedeutung eines Crus für das jeweilige Champagnerhaus ist. Vor allem in der Assemblage von Celebris und Blanc de Blancs sind Trauben aus diesen beiden Crus enthalten. Gosset und Krug sind aber längst nicht die einzigen Häuser, die in Trépail engagiert sind, wie die vielen klingenden Namen entlang der Weinberge verraten.

Trépail: „Kühle Böden“

Der Ort liegt weit oben an der Montagne de Reims, jedoch eingebettet zwischen zwei Geländewellen. Nicht nur der größte, sondern auch der bekannteste Cru im Osten der Montagne de Reims. Trépail gilt schon lange als exzellentes Terroir für Chardonnay, für viele Chefs de Caves sogar zusammen mit Montgueux als das beste jenseits der Côte des Blancs. Während Montgueux dafür bekannt ist, wuchtige und kraftvolle Grundweine zu liefern, steht Trépail für Frische und Pikanz. Im Norden und Süden werden die Weinberge von Trépail jeweils durch eine Waldzunge der Montagne de Reims von den Nachbarn getrennt. Dies sind Ambonnay im Süden und Villers-Marmery im Norden.

Richtung Ambonnay dreht das Gelände und damit auch die Exposition der Weinberge nach Süden, sodass in Ambonnay und besonders in Bouzy der Pinot Noir die Regie übernimmt. Vor allem die nördlichen Weinberge von Ambonnay sind dem Terroir von Trépail jedoch nicht unähnlich.

Nicht nur in der Winzerszene ist David Léclapart seit vielen Jahren das bekannteste Aushängeschild von Trépail. Inzwischen wird er tatkräftig unterstützt durch seinen Sohn Martin. Den Klimawandel nimmt der Winzer sehr deutlich wahr. Aus diesem Grund erzeugt er seit 2013 neben seinen Champagnern auch einen Trépail Blanc als Coteaux Champenois und in manchen Jahren auch einen Trépail Rouge. Seinen Rouge aus 2022 mit einer feinen, offenen Himbeerfrucht hat er eine Woche nach den Champagner-Trauben geerntet und mit 13,2 % vol abgefüllt. „In Trépail wurde bis in die 1950er-Jahre mehr Pinot Noir als Chardonnay angebaut. Damals lag der Chardonnay-Anteil in der gesamten Champagne nur bei 20 Prozent, bis die großen Häuser für ihre Top-Cuvées immer mehr Chardonnay verwendeten, um ein besseres Reifepotenzial zu erreichen. So wurden zusätzliche Prämien für Chardonnay-Lieferanten gezahlt. Mit dem Ergebnis, dass die Weinberge von Trépail heute zu 90 Prozent mit Chardonnay bepflanzt sind.“ In seinem Betrieb liegt die Quote bei 80 Prozent.

Martin und David Leclapart: Biovorreiter  in Trépail mit Garagenwinzer-Charme
Martin und David Leclapart: Biovorreiter in Trépail mit Garagenwinzer-Charme

Im Jahr 2020 hat der Bio-Winzer erstmals seit vielen Jahren, in denen Hagel, Frost oder Pilzkrankheiten seine Erträge immer wieder dezimierten, seine komplette Champagner-Range auf die Flasche gebracht. Sein Blanc de Blancs Amateur stammt aus dem etwas flacheren, südöstlichen Teil von Trépail, der an die Weinberge von Ambonnay angrenzt, und wird im Tank vinifiziert. Den Blanc de Noirs Astre und den Blanc de Blancs Apôtre (letzter Jahrgang 2014!) vergärt er im Holzfass. Die Grundweine des Artiste, wie Apôtre und Amateur ein reinsortiger Chardonnay, werden aus Tank und Holzfass assembliert. Quasi aus der Not geboren wurde der Aphrodisiaque, als 2012 die Erträge nur für einen einzigen Champagner ausreichten. Damals erinnerte er sich an seinen Vater, der jedes Jahr einen Champagner aus den drei gleichen Parzellen erzeugte, im Verhältnis 80 Chardonnay und 20 Pinot Noir. Als sein Vater 1996 starb, kehrte David Léclapart, der seinerzeit bei Biodyn-Pionier Pascal Leclerc (Leclerc-Briant) arbeitete, nach Hause zurück. Sein aktueller Aphrodisiaque stammt aus der Ernte 2018, enthält 13,5 %vol. Alk. und 4 g/l natürlichen Restzucker. Ein intensiver, ungestümer, wilder, aber hochspannender Champagner, der sich extrem handwerklich, mit vielen Ecken und Kanten präsentiert. „Er zeigt die ganze Kraft und Wucht des Jahrgangs 2018“, beschreibt David Léclapart den im März degorgierten Champagner.

David und Martin bewirtschaften 3 Hektar Weinberge. Seit sie das gegenüberliegende Gebäude in Trépail kaufen konnten, haben die beiden mehr Platz zum Arbeiten. Die obere Etage des Hauses wird inzwischen als Ferienwohnung vermietet. Die Vorzüge der Terroirs von Trépail erklärt er mit einer Mischung aus Klima, Exposition und Böden: „Der Großteil der Weinberge liegt relativ hoch, auf bis zu 180 Metern, und ist eher nach Südosten ausgerichtet. Durch die Morgensonne wärmen sich die Weinberge schnell auf. Gleichzeitig haben wir sehr kalte Böden. Wenn es mal schneit, dann bleibt der Schnee bei uns länger liegen als in den Nachbargemeinden.“ Dies erklärt er mit einigen Quellen im Wald über Trépail. „Diese kühlen die Böden, es dauert länger, bis sie sich aufheizen. Durch die vorhandene Feuchtigkeit haben unsere Weine auch einen Tick mehr Säure. Die ausgeprägte Mineralität aufgrund der vielen Silexsteine, die bei uns zu finden sind, verstärkt den frischen Geschmack zusätzlich. Natürlich ist der Klimawandel auch hier zu spüren. Aber es bleibt in vielen Jahren noch immer die Herausforderung, in Trépail voll ausgereifte Trauben zu ernten.“ Als bereits seit Ende der 1990er-Jahre biodynamisch arbeitender Winzer hat Léclapart auch einen Sinn für die Natur-Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde. „Trépail ist ganz eindeutig dem Element Wasser zuzuordnen.“

Auch wenn David Léclapart mit seiner konsequent naturalen Handschrift immer wieder Grenzen auslotet und, wie er selbst zugibt, auch hier und da Missgeschicke in Kauf nehmen muss, so zählt er trotz seiner entspannten, geerdeten Art doch zu den Stars in der Welt der „Grower Champagnes“. Nur eben ganz ohne Allüren. Aus der zweiten Reihe der Winzer von Trépail hat in den letzten Jahren Fabrice Bertemès am stärksten auf sich aufmerksam gemacht. Der größte Teil seiner vier Hektar Weinberge befindet sich in Trépail. Von hier, aus dem Lieu-dit La Tourniolle, stammen auch die Pinot-Noir-Trauben, aus denen Bertemès den gleichnamigen Rosé de Saignée keltert. Rund 30 Jahre alt sind die Chardonnay-Reben in der Parzelle La Trottière. Die Serie an Einzellagen komplettiert ein Blanc de Noirs aus Mailly Grand Cru. Dieser wird, anders als das restliche Sortiment, in Eichenfässern ausgebaut. Von Rosé de Saignée und Blanc de Noirs abgesehen, liegt der Chardonnay-Anteil bei den restlichen fünf Champagnern im Sortiment bei mindestens 80 Prozent.

Fabrice Bertemès aus Trépail und seine traditionelle Korbpresse, gefüllt mit Chardonnay-Trauben
Fabrice Bertemès aus Trépail und seine traditionelle Korbpresse, gefüllt mit Chardonnay-Trauben; Foto (links): Hubert Lapinte

Feine Genossenschaften

Neben einer Reihe von Winzern sind in Trépail auch zwei Winzer­genossenschaften ansässig. Die eine gehört zu Palmer & Co., gegründet 1947 in Avize an der Côte des Blancs. Über die Jahre hat sich der Schwerpunkt der Weinberge in Richtung Montagne de Reims verschoben, geblieben ist jedoch der Fokus auf Chardonnay, der bei Palmer mit 50 Prozent einen ungewöhnlich hohen Anteil ausmacht. Wiederum die Hälfte davon stammt aus den Crus Villers-Marmery und Trépail, die andere Hälfte von der Côte de Sézanne.
Bei der zweiten Genossenschaft handelt es sich um Mitglieder der Cooperative Regionale des Vins de Champagne, kurz CRVC, besser bekannt unter ihrer Marke Champagne de Castelnau. Diese ist seit Anfang 2022 Mitglied der Gruppe Terroirs et Vignerons de Champagne (zusammen mit Nicolas Feuillatte und Abelé 1757). Markenzeichen: lange auf der Hefe gereifte Champagner mit hohem Chardonnayanteil. Eine ganz klare Parallele zu Palmer & Co. Wenn man die Blancs de Blancs der beiden Produzenten vergleicht, liegen tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten auf der Hand, die neben dem Stil des Hauses mit der Herkunft der Trauben aus Trépail und Villers-Marmery zu erklären sind. Beide liefern einen klaren Beweis für das exzellente Reifepotenzial der Weine aus dem Osten der Montagne de Reims.

Vielfältiges Villers-Marmery 

„Die Weinberge sehen aus wie die Finger einer nach Osten gestreckten Hand“, liefert Nicolas Rainon ein sehr anschauliches Bild des Geländes in Villers-Marmery. Dort führt er gemeinsam mit seiner Frau Marie-Noëlle Rainon-Henriet den Familienbetrieb Henriet-Bazin. Trotz des grundsätzlich nach Osten abfallenden Geländes schauen auch einige Parzellen nach Süden oder Norden, eine oben am Waldrand sogar leicht nach Westen. Diese Geländeform entstand am Ende der letzten Eiszeit, als das Schmelzwasser Gräben in die Kreide grub, und zwar dort, wo der Untergrund am wenigsten hart war. „Die härtesten Blöcke sind stehengeblieben. Dort ist auch viel Silex zu finden, weil diese Steine nicht wasserlöslich sind. Zudem sorgte der Frost hier, anders als in Verzy, wo der Untergrund aus massiver Kreide besteht, dafür, dass die Kreide in viele kleine Teilchen zerbrach. Der Boden hier gleicht also eher einer Art Kreideschotter.“ Diese Gelände-Vielfalt ist wichtig für Marie-Noëlle Rainon-Henriet, die für die Vinifikation zuständig ist. Denn sie erlaubt es ihr, in der Assemblage komplexe Weine herzustellen. Auf 3,5 Hektar Weinbergen in Villers-Marmery erzeugt die Winzerfamilie ausschließlich Chardonnay. Dazu kommen ein Hektar in Verzy und 2,5 Hektar in Verzenay. Das hat wie so oft mit Heirat zu tun. Der Ursprung geht zurück auf das Jahr 1890, als Gaston Henriet als erster „Récoltant Manipulant“ von Verzenay seinen eigenen Champagner erzeugte. In der dritten Generation, 1968, entstand durch Heirat mit Micheline Bazin das heutige Weingut Henriet-Bazin in Villers-Marmery. Schließlich kamen in den 1990er-Jahren noch Weinberge im Vallée de l’Ardre und damit der Meunier ins Repertoire. Obwohl die Winzerin schon lange auf biologische Methoden setzt, begann die offizielle Bio-Umstellung erst im Jahr 2021.

Setzen bei Henriet-Bazin auf Terroir und Handschrift: Marie-Noëlle Rainon-Henriet und Nicolas Rainon
Setzen bei Henriet-Bazin auf Terroir und Handschrift: Marie-Noëlle Rainon-Henriet und Nicolas Rainon

Bei der Tour durch die Weinberge weist Nicolas Rainon auf die Bedeutung des Waldes für das Mikroklima hin. „Der ist ein wichtiges Element des Terroirs von Villers-Marmery. Das sind die Lungen unserer Weinberge, die sorgen verlässlich für einen frischen Luftzug.“ Man spürt im Gespräch sofort: Terroir spielt für die Familie Rainon-Bazin eine entscheidende Rolle. Die 37 Parzellen werden in 27 Tanks ausgebaut, dazu kommen vier Tanks für die Reserveweine, die zum Teil mit einer Réserve Perpétuelle gefüllt sind.

So überrascht es nicht, dass das Sortiment mit insgesamt 14 verschiedenen Champagnern außergewöhnlich breit aufgefächert ist. Es teilt sich in die Serien Terroir und Caractère. Alles, was Terroir ist, wurde in der Vinifikation möglichst „neutral“ behandelt, um den Geschmack der Herkunft möglichst pur abzubilden, während sich Marie-Noëlle Rainon-Henriet bei den Charakteren mehr Handschrift zugesteht. Sehr schön gelungen bei Marie-Amélie, einem Chardonnay aus Villers-Marmery, Jahrgang 2014. Er stammt von drei mehr als 50-jährigen Weinbergen, die sich eher am Hangfuß befinden und so in den Genuss von vielen Sonnenstunden kommen. Der einzige im Holz ausgebaute Chardonnay aus Villers-Marmery bildet die Basis des Hypolite (aktuell ebenfalls Jahrgang 2014), bei dem das Tannin die griffige Textur zusätzlich verstärkt.

Cindy Malot und ihr Mann Florian Villiere aus Villers-Marmery arbeiten seit 2017 biologisch-organisch, seit 2022 biodynamisch
Cindy Malot und ihr Mann Florian Villiere aus Villers-Marmery arbeiten seit 2017 biologisch-organisch, seit 2022 biodynamisch; Foto: Madame B. Photographie

Mit Sadi Malot und A. Margaine beweisen zwei weitere Winzer mit ihren Champagnern, wie exzellent das Terroir von Villers-Marmery ist. Cindy Malot und ihr Mann Florian Villiere bewirtschaften ihre insgesamt elf Hektar Weinberge seit 2022 biodynamisch (Bio-Umstellung ab 2017). Der Ausbau der Weine erfolgt in Tanks, Holzfässern und Betoneiern. Neben der Heimatgemeinde besitzen sie auch Weinberge in Verzy und Verzenay. Aus Verzy stammt der Blanc de Noirs aus der Einzellage Les Goisses, während die Chardonnay-Stöcke für den Sous la Ville Blanc de Blancs in Villers-Marmery wachsen: straff, vertikal und puristisch. Ebenfalls aus diesem Cru stammt der Blanc de Blancs Les Alouettes, der ebenfalls im Holzfass ausgebaut wird und sich auch dank eines Anteils von 20 Prozent Reserveweine (Réserve Perpétuelle ab 2010) etwas offener und großzügiger zeigt. Außerdem können die beiden auf eine zweite „Soléra“ zurückgreifen, die bis ins Jahr 1982 zurückreicht und im Zéro Liqueur zum Einsatz kommt.

Schon deutlich länger zum Kreis der etablierten Winzer gehört A. Margaine. Bereits Arnaud Margaines Vater Bernard trat Ende der 1970er-Jahre der ersten namhaften Winzergruppierung der Champagne bei, dem Club Trésors. Beim Special Club 2013 handelt es sich um einen Blanc de Blancs aus Villers-Marmery. Das Weingut liegt gleich am Ortseingang von Villers-Marmery, aus Verzy kommend, wo auch die Familie Margaine ein wenig Pinot Noir anbaut, als Ergänzung zu ihren Chardonnays aus Villers-Marmery.

Das wellige Gelände mit dem kühlenden Einfluss des Waldes und der verwitterten Kreide macht Villers-Marmery zu einem Top-Terroir für Chardonnay. Charles Heidsieck beweist dies sogar mit einem Coteaux Champenois
Das wellige Gelände mit dem kühlenden Einfluss des Waldes und der verwitterten Kreide macht Villers-Marmery zu einem Top-Terroir für Chardonnay. Charles Heidsieck beweist dies sogar mit einem Coteaux Champenois.

Welches Potenzial dieser Cru im Osten der Montagne de Reims auch als Stillwein besitzt, beweist Charles Heidsieck gemeinsam mit der örtlichen Genossenschaft, der Coopérative des Vignerons Réunis. Das Champagnerhaus hat dort 30 Barriquefässer platziert, hauptsächlich, um darin Chardonnay-Grundweine auszubauen. Eine Spielerei, die, wie bei der Ernte 2017 geschehen, jedoch auch zu einem solchen Resultat führen kann. Der Coteaux Champenois ist Teil einer Serie von vier Chardonnays, jeweils ein Barrique. Die restlichen drei stammen aus Oger, Montgueux und Vertus, also drei eher wärmeren Crus, die bekannt sind für kräftige Chardonnay-Weine. Und eben Villers-Marmery, ein Coteaux Champenois mit rassigem Säurespiel und der typischen, griffigen Textur und salzigen Mineralität der Montagne de Reims.


Empfehlungen der Redaktion

94 Punkte

Les Alouettes Blanc de Blancs Extra Brut, Champagne Sadi Malot, Villers-Marmery
feine, würzige und frische Nase, ausgeprägt kräutrig, Heu mit ätherischen Kräutern, ganz leicht torfig-erdige Würze; sehr stimmig, griffig, stoffig, super Balance, Sauerteigbrot, sehr lang und durchgängig, feine kalkige Textur

L’Amateur Blanc de Blancs Pas Dosé Premier Cru, David Léclapart, Trépail
feine, saubere, würzige Nase, Heu, Melisse, Verbene, Zitruszesten; mit rassiger Säure, stoffig und gleichzeitig mit griffiger Textur, nach Lüften eine Spur Liebstöckel, Gewürzbrot, große aromatische Länge (Ernte 2020)    

2019 Les Goisses Blanc de Noirs, Verzy Grand Cru, Champagne Sadi Malot,Villers-Marmery
intensive, aromatische Kräuterwürze, Waldmeister, Wermut, Fenchelsamen, Mandel, Pistazie, Quitte, Mirabelle; weinig, stoffig, sehr salzig, zitrisches Säurespiel mit feiner, mineralischer Herbheit

93 Punkte

L‘Aphrodisiaque Pas Dosé Premier Cru, Champagne David Léclapart, Trépail
zeigt die Kraft, Wärme und Wucht der Ernte 2018, reife Frucht, eine Spur flüchtig, Holz ist präsent, nussig; mit griffiger Textur, expressive Mineralität, überzeugt mit einer sexy Lässigkeit

2014 Marie-Amélie Blanc de Blancs Premier Cru Extra Brut, Champagne Henriet-Bazin, Villers-Marmery
Sommerheu und Pampelmuse, etwas Feuerstein, rauchig und nussig; gleichzeitig auf gewisse Weise karg, aber mit Stoff und Druck, was für eine ausgeprägte Mineralisierung spricht, geröstete Körner, festes Finale mit etwas Kaffee-Crunch

2014 Hypolite Fût de Chêne Blanc de Blancs Premier Cru Extra Brut, Champagne Henriet-Bazin, Villers-Marmery
offen, expressiv, gegrillte Ananas, geröstetes Brot; rauchig und stoffig, Holz präsent, das Tannin verstärkt die griffige Textur, saftige Länge, Sauerteigbrot mit Körnerkruste

91 Punkte

Un + Un Brut, Champagne Fabrice Bertemès, Trépail
satte gelbe Frucht, Orangenschale, Pistazie, Zwieback, attraktiver Duft, Melisse, feine Kaffee-Anklänge; stoffig, großzügig, gute Balance aus Frucht und heller Hefigkeit, griffig, mineralisch im Hintergrund

Filigrane Extra Brut, Champagne Fabrice Bertemès, Trépail
leicht herbe Zitrusfrucht, Schwarztee; stoffig, viel Druck, Kumquat, rau, mineralisch, nussig, auffallend dezente Perlage, smooth (95% CH, 5% PN)

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote