Frank John und seine zwei Jahrzehnte umspannende Pinot-Vertikale
Frank John und seine zwei Jahrzehnte umspannende Pinot-Vertikale

Zwei Jahrzehnte, eine Handschrift

Vieles hat sich verändert in den letzten 20 Jahren. Allem voran das Klima, auch in der Pfalz. Davon unbeeindruckt wirken die Pinot Noirs von Frank John.
Text: Sascha Speicher

Am Ende standen 19 Gläser an jedem Platz: Frank John Pinot Noir, 2003 bis 2022. Ein Jahrgang, 2006, fehlte. In dem Jahr stieß auch Biodynamiker Frank John an seine Grenzen. Ansonsten scheint der erfahrene Önologe seine Weinberge so gut zu kennen, dass sowohl in frühen wie späten, in kühlen wie heißen, in trockenen wie nassen Jahren ein erstklassiger Pinot Noir in die Flasche kommt. Heute stammt der Wein von neun verschiedenen Parzellen, verstreut über 18 Kilometer entlang der Mittelhaardt. Im Jahr 2021 kam zum ersten Mal ein Holzgärständer zum Einsatz. Schritt für Schritt wurde das Weingut in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf- und ausgebaut. Über die Jahre stieg beim Pinot Noir tendenziell der Anteil von ganzen Trauben auf bis zu 30 Prozent. Die Rappen bringen Frische, kompensieren zum Teil die Hitze des Jahrgangs, dämpfen den Alkoholgehalt der Weine. Der Ausbau erfolgt in Tonneaux. Der Pinot Noir kommt unfiltriert und mit einem geringen Gesamtschwefelgehalt von 30 bis 50 mg in die Flasche. Die Mikrohefen, so John, tragen dazu bei, den Wein frisch und ganz leicht reduktiv zu halten. Diese Machart nivelliert im Zusammenspiel mit dem richtigen Lesezeitpunkt die Jahrgangsschwankungen, speziell in heißen Jahren. So lassen sich die Highlights über die zwei Dekaden nicht eindeutig auf frühe oder späte, kühle oder heiße Jahre zuordnen. Allerdings zeigte sich bei der Vertikalprobe bei den Jahrgängen 2012/2013 ein deutlicher Schritt im Reifestadium der Weine, ohne dass die Weine jedoch alt oder müde wirkten.

Die folgenden Jahrgänge ragten heraus: 2004, 2007, 2008 (fiel stilistisch mit seiner warm-würzigen, reifen und ätherischen Art etwas aus dem Rahmen), 2009, 2015, 2017 und 2020. Etwas schwächer, aber immer noch sehr gut 2003, 2005, 2011, 2014 und 2018.

Die besten Weine der Vertikale (93 Punkte)

2020 Pinot Noir, Frank John 

feine rotbeerige Art, einladend und elegant, mit einer animierenden, fast pfeffrigen Würze, Unterholz; alles balanciert, später dann mit dunkler Kirschfrucht, schlanke Statur ohne zu viel Fleisch

2017 Pinot Noir, Frank John

super Duft, leicht pfeffrig, feine Kirschfrucht, edle, kühle Würze; wirkt am Gaumen fast verspielt, frisch und mit seidigem Tannin, etwas Schwarztee, sehr pikant

2015 Pinot Noir, Frank John

Holz präsent, aber nicht dominant, frischer Steinpilz, schwarze Beeren, Cranberry; dicht und intensiv, die dunkle Frucht zieht sich durch, bleibt stoffig und fleischig am Gaumen

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote