Lage, Lage, Lage: Einzelparzellen, wie hier in der Rioja, haben in der spanischen Weinlandschaft stark an Bedeutung gewonnen; Foto: DOCA Rioja
Lage, Lage, Lage: Einzelparzellen, wie hier in der Rioja, haben in der spanischen Weinlandschaft stark an Bedeutung gewonnen; Foto: DOCA Rioja

Spaniens status quo

Schier endlos groß, schier endlos viele Profile und schier endlose Dynamik: Es ist für Somms kein leichtes Projekt, Spanien im Jahr 2023 umfassend und ­überzeugend auf der Weinkarte abzubilden. Wir sind in die Entwicklungen ­eingetaucht und geben ein ­Rundum-Update der Top-Qualitäten.
Text: Christoph Nicklas

Seit dem Relaunch 2014 hat sich unser Magazin jedes Jahr intensiv mit der spanischen Weinszene beschäftigt, die Januar-Ausgabe von meiningers sommelier ist traditionell das Heft mit dem umfangreichsten Spanien-Schwerpunkt. Diese Schwerpunktausgabe jährt sich nun zum zehnten Mal, und das Jubiläum bietet einen idealen Rahmen, um zurück, nach vorne und ins Hier und Jetzt zu schauen. Was hat sich im flächenmäßig größten Weinbauland Europas in der letzten Dekade bewegt? Wo gibt es die stärkste Dynamik? Wer sind die Klassiker und wer die neuen Superstars, die vor zehn Jahren noch niemand auf dem Zettel, geschweige denn auf der Weinkarte hatte? Welche Geheimtipps sind hinzugekommen? Und die für Sommeliers zentrale Frage: Inwiefern haben sich die Stilistiken verändert? Wie schmecken die Top-Weine aus Rioja, Ribera, Priorat & Co. heute – und gibt es überhaupt noch einen repräsentativen Stil, oder herrscht Pluralismus? Diesen und anderen Fragen haben wir uns mit einem großen Tasting angenommen. Rund 130 Weine standen auf den Verkostungstischen – nach Regionen gruppiert, um die Stile und Handschriften innerhalb der einzelnen Herkünfte bestmöglich direkt miteinander vergleichen zu können. Angefordert hatten wir die Benchmarks und Blue Chips der jeweiligen Anbaugebiete, darüber hinaus charakterstarke Weine jeglicher Couleur (preislich ab ca. 20 Euro EVP im Handel, nach oben offen, das Gros bewegete sich zwischen 35 und 65 Euro), mit denen Sommelières und Sommeliers den Spanien-Seiten ihrer Karten mehr Abwechslung und Tiefgang verleihen können.

Das Tasting liefert im deutschsprachigen Raum den aktuell komplettesten Überblick der Spitzenweine Spaniens in allen relevanten Regionen und maßgeblichen Stilen, erhebt jedoch wie immer keinen Anspruch auf einhundertprozentige Vollständigkeit. So fehlen beispielsweise einige Top- und Kult-Weine à la Pingus, die raren und teuren Gredos-Garnachas von Comando G, die eine oder andere gefragte Gran Reserva aus Rioja oder Ribera del Duero (etwa Tondonia, Marqués de Murrieta, Pérez Pascuas oder Dominio del Águila) sowie manche Einzellagen-Spezialität (z. B. der neue Vidonia V. P. von Suertes del Marqués, den wir bei eine Sortimentsverkostung im November 2022 mit 96 Punkten bewerteten). Nichtsdestotrotz beinhaltet die folgende Auswahl für jede engagierte Sommelière und jeden engagierten Sommelier, egal ob in der kleinen Weinbar, im Sternerestaurant oder dem vinophilen Gasthof, ein vielfältiges Arsenal, um Gästen das Beste zu zeigen, was Spanien derzeit in petto hat.

Bunte Schatztruhe im Tasting

Rioja & Ribera: Flagships

Wo steht Spanien also 2023? Sowohl in der großen Draufsicht als auch im Detail – und auch wenn solche Sätze viel zu oft inflationär gebraucht werden: Das Land besitzt aktuell eine Vielfalt, die fast keine andere Weinbaunation vorweisen kann. Obgleich in den vergangenen zehn Jahren neue Herkünfte (z. B. die Kanaren) und andere Stile (z. B. unaufgespritete Vinos de Pasto aus Andalusien) ins Rampenlicht traten, sind und bleiben Rioja und Ribera del Duero Spaniens Aushängeschilder. Was nicht bedeutet, dass sie starr in ihrem Renommee verharren. Vor allem in der Rioja gewinnt seit einigen Jahren das Thema Parzellenweine enorm an Bedeutung und gipfelte im offiziellen Start der Einzellagen-Kategorie Viñedos Singulares, die ab dem Jahrgang 2017 nach und nach die Bühne betraten. Dieses Phänomen geht untrennbar mit dem Aufschwung und erstarkenden Image des nördlichen Teil­gebiets Rioja Alavesa einher. Generell steht die „neue“, avantgardistische Rioja (z. B. Bhilar, Artuke, Dominio de Anza oder Sierra de Toloño) für einen schlanken, frischen und kühlen Stil. Keine Fruchtverweigerer, aber das Gegenteil von marmeladig und auch mit sehr zurückhaltendem Holzeinsatz. Gleichzeitig vollzog sich in jüngerer Vergangenheit auch eine Rückbesinnung auf den alten, traditionellen Rioja-Stil, den kein anderes Haus so verkörpert wie López de Heredia. Speziell die quasi unkaputtbaren, lange oxidativ im großen alten Holzfass gereiften Tondonia Blancos erfreuen sich aktuell bei Somms und Weinfreaks immenser Beliebtheit und finden bei den Winzern vermehrt Nachahmer (etwa Alegre Valgañón, Roberto Oliván, Alonso & Pedrajo oder David Sampedro Gil). Viele davon beherrschen diese Handschrift erstaunlich gut, in puncto Balance und Feinheit kommt jedoch keiner an das Original heran. Ein unkopierbares Original lag in unserem Ribera-Check ebenfalls vorne: Vega Sicilias spektakulärer Único 2012 zeigte allen anderen lässig die Rücklichter, und auch hier war der gleiche Faktor ausschlaggebend für die schwer in Punkten greifbare Qualität: Zeit – viel Zeit.

Top 12 Rioja

2010 López de Heredia
Viña Tondonia Reserva Blanco, Ravenborg, 12,5 %vol., 99,– €

97

braucht Zeit, um sich zu öffnen, dann aber spektakulär: Mandel-Apfeltarte, Zimt, Kamillentee, Waldhonig, Wermut, Politur, Bienenwachs, Steinpilz, ätherisch und kühl; am Gaumen schlanker als 2011, vertikal, Paraffin, Tabak, Waldpilze und Umami, riesengroßer, unkopierbarer Blanco

2011 López de Heredia
Viña Tondonia Reserva Blanco, Pinard de Picard / Viniberica, 12,5 %vol., ca. 80 €

96

sehr subtil und komplex schon im ersten Duft: Mandel-Haselnusspaste, etwas Zimt, Virginia-Tabak, Steinpilz, Menthol­zigaretten, getrocknete Apfel- und Zitronenschalen; unglaublich zart und doch fest, maximal subtil, alterslos

2014 López de Heredia
Vina Gravonia, Viniberica, 12,5 %vol., 34,95 €

95

weißer Champignon und Steinpilz, Umami, Bienenwachs, blonder Tabak, Mandel-Nougat-Pistazienkuchen, Bratapfel, ungemein attraktive Oxidation; am Gaumen pikant, Salz und Umami, sehr tief bei schlankem Bau

2018 Gómez Cruzado
Cerro Las Cuevas, Viniberica, 14,5 %vol., 39,95 €

95

super auf den Punkt und zeitgeistig: edle Reduktion, Flint und Feuerstein, Rauchspeck, Schwarzkirsche und Brombeermark, leicht Moschus; am Gaumen maskulin-herb, jung und positiv schroff, Top-Anlagen

2010 López de Heredia
Viña Tondonia Reserva Tinto, div. Händler, 13 %vol., ca. 38 €

95

tiefer, urig-altmodischer Duft, alter feuchter Holzfasskeller, Trüffel, Unterholz, Bret und Sattelleder, Rauchsalz, Jod, wenig Frucht, getrocknete Kirschen und Pflaumen, etwas Goji, darunter ein feiner ätherischer Ton; sehr pikant und vital, trotz Kelleraroma transparent und fein, sehr einnehmend

2018 Alegre Valgañón
Blanco Embotellado 3er Año, Lobenberg, 13 %vol., 39,90 €

94

tiefer, erdig-waldiger Duft, weißer Champignon, auch Nougat, tolles Spiel aus Oxidation und Reduktion, feines Bienenwachs, Apfelschale; super typisch, feine Mandel- und Nussnoten, pikante Säure, fokussierter Druck, Rioja-Klassik von einem jungen Betrieb


Ribera del Douero Top 6

2012 Vega Sicilia
Único DO Ribera del Duero, Wein Wolf, 14,5 %vol., ca. 400 €

97

extrem tiefer und würziger Duft: gepflegtes altes Holzfass, feinste Ledernoten, Moschus, Backpflaume, roter Kampotpfeffer, mit Luft frischer und kräutrig-minziger, Tabak, maximal komplex; sanft und doch fest am Gaumen, tiefe Würze, trägt ewig lang, zeitlos großes spanisches Rotweinkino

 

2017 Dominio del Águila
Reserva DO Ribera del Duero, Lobenberg, 14 %vol., 59,– €

94

braucht recht viel Luft, zeigt dann aber auch viel: anfangs erdig-holzig, enorme balsamische Tiefe, Piment und Pfeffer, Kirschkern; am Gaumen fest, Holzkohle, ernst und tief

2008 Yotuel Finca San Miguel, Ravenborg, 13,5 %vol., 79,– €

93

sehr eigenständiger und fokussierter Ribera-Stil: klarer, recht kühler Duft, Rauch, dunkle Kirschfrucht, gekonnter Holzeinsatz, zarte Oxidation; mineralisch und elegant am Gaumen, schöne Balance


Katalonien im Wandel

Wie dynamisch die Erzeuger im Priorat seit geraumer Zeit arbeiten, zeigte sich bereits in einem unserer Tastings vor zwei Jahren (siehe meiningers sommelier 01-2021). Die Attribute aus der Headline des damaligen Artikels behalten für Priorat 2023 ihre Gültigkeit: frischer, feiner, naturaler. Erfreulich ist, dass man diese Tendenz heute auch bei anderen katalonischen Herkünften schmeckt. Von Burgund verwöhnte Gaumen finden sogar einen spannenden Pinot-Noir-Exoten für die Karte, der sich nicht verstecken muss und an die nördlichen Ausläufer der Côte de Nuits erinnert. Bis auf zwei Ausnahmen weisen übrigens auch hier alle Weine eine gewisse Flaschenreife auf. Spanien sollte man im High-End-Bereich auf keinen Fall zu früh kaufen bzw. trinken. Preislich bewegt sich das Gros der stärksten Weine des Nordostens auf einem Niveau von 40 bis 70 Euro (EVP) – keine Schnäppchen, aber im Vergleich zur internationalen Konkurrenz und angesichts steigender Preise für viele Klassiker mehr als attraktiv.

Katalonien Top 12

2016 Sara i René Partida
Bellvisos Tinto DOQ Priorat, Viniberica, 15,5 %vol., ca. 70 €

96

tiefer, ruhiger und dunkler Duft, Wildbret, Wacholder, Bleistiftspitze, Verbene, angenehm frisch und kühl, Em-Eukal-Wildkirschbonbon; ätherisch-graphitig am Gaumen, feines Salz, super balanciert, Druck ohne Fett, Alkohol kaum spürbar, großer Rotwein jenseits aller Moden

2019 Sara i René Partida
Pedrer Rosat DOQ Priorat, Viniberica, 14,5 %vol., 39,95 €

96

mediterrane Würze, Garrigue, Salzlakritz, getrocknete Kirsche, eher ein Non-Frucht-Wein, Mentholtabak, Walderdbeer-Panna-Cotta ohne Süße; druckvoll-schiefrig, reif und doch kühl, elegant und doch hedonistisch, baut mit Luft erst auf, einer der spannendsten Rosés der Welt

2014 Cims de Porrera
Classic DOQ Priorat, Deuna, 14 %vol., ca. 55 €

95

wirkt bereits im Duft entspannt und zeitlos: rote und schwarze Beeren, Fenchelsalami, positiv rustikal, feuchte Erde, Kakao; setzt sich am Gaumen so entspannt fort, weiches Tannin, kernige rote Beeren, erdig-würzig

2018 Acusp
DO Costers del Segre, Lobenberg, 12,5 %vol., 38,95 €

94

sehr wahrscheinlich der feinste und kühlste Pinot Noir Spaniens: schwarzes Teeblatt, vegetabil, feine Reduktion, Blutorange, Salmiak, erinnert etwas an Marsannay und Fixin; sehr gute Länge, wirkt in sich ruhend und gelassen, erstaunlich schlank und doch nie grün

2018 Laurel
DOQ Priorat, Lobenberg, 15 %vol., 44,– €

93

verhaltene Nase, Tendenz zur süßen Kirsche, bleibt aber angenehm kühl und fein, Minze und Zimt, feine fleischige Anklänge; am Gaumen dunkel, schiefrig-erdig mit Grip

2016 Mas d‘en Gil
Clos Fontà DOQ Priorat, Ardau Weinimport, 15 %vol., 79,95 €

93

schwarze Beeren, gutes Taninn, würzig, Tabak, Olivenpaste, dunkle Würze, Piment und Zimt; dunkel-erdig auch am Gaumen, Mentholtabak, feine Frische


Kanaren und Balearen: Newcomer von den Inseln

Wenn man die seit Jahrzehnten renommierten Gebiete verlässt, zeigen sich die Änderungen in Spaniens Wein-Landkarte besonders deutlich. Denn man findet heutzutage Hotspots, die vor rund zehn Jahren noch gar nicht aufgetaucht waren. Das eindrücklichste Beispiel sind die Kanaren: Als feste Größe auf den Karten von unzähligen Weinbars oder als Titelgeschichte im hippen englischen Nerd-Magazin „Noble Rot“, hat insbesondere Teneriffa fast schon Kultstatus erlangt. Auf den Inseln La Palma, El Hierro und Lanzarote können aufgeschlossene Somms mit weltoffenem Weinportfolio ebenfalls immer mehr kleine Perlen entdecken. Stilbildend für die kanarischen Top-Gewächse sind moderates, atlantisches Klima, Höhenlagen auf teilweise über 1000 Metern, Vulkanböden und autochthone Sorten sowie zwei Namen: Suertes del Marqués und Envínate. Die gute Nachricht: Sowohl bei den noch eher in Insiderkreisen gefeierten Adressen (z. B. Victoria Torres, Carmelo Peña Santana, Pablo Matallana oder Puro Rofe) als auch bei den Stars gibt es richtig große Weine (rot wie weiß) für teilweise deutlich unter 25 Euro EVP.

96

2020 Envínate
Táganan Blanco Tenerife, Pinard de Picard, 12 %vol., 22,90 €

ein in sich ruhender atlantischer Weißwein, wie es kaum besser geht: im besten Sinne karg, minimalistische Aromatik, Kamille und Fenchelpollen, Senfsaat, etwas Bienenwachs und Nougat ohne die Süße; am Gaumen präsent ohne aufzuladen, vertikal, wieder Wachs, ein Hauch Apfel-Fenchel-Tee, vermittelt eine beruhigende Balance

95

2020 Bimbache
DO El Hierro, Pinard de Picard, 13,5 %vol., 29,90 €

ultra rauchiger, steinig-vulkanischer Duft mit atlantischer Kühle, funky, aber nicht zu wild, sehr karg, Muschelschalen, Algen, Rauch und Salzmandeln, dunkles Sauerteigbrot, komplett fruchtfrei; dunkler, salzig rauchiger Grip am Gaumen, kompromisslos karg, maritime Frische

2020 Vidonia
DO Valle de La Orotava, Viniberica, 12,5 %vol., 34,95 €

feine, helle Reduktion, Zitrus­abrieb, etwas Butterkeks ohne Süße, feine Hefigkeit, wirkt sehr erwachsen; transparent und hell-kalkig auch am Gaumen, dezent rauchig, leiser feiner Typ

2020 Envínate
Migan Tinto Tenerife, Pinard de Picard, 12 %vol., 27,90 €

polierte Reduktion, wie ein kleines Tischfeuerwerk, dahinter feine, sehr dezente hellrote Frucht, Langpfeffer, Asche und Rauch, Wildbret; vertikal und rauchig ohne Ende, straff und athletisch schlank

94

2020 Suertes del Marqués
Las Suertes Viñas Viejas, Viniberica, 12,5 %vol., 34,95 €

kühler, fast kalter Duft, Hibiskus, Blutorange, ein Hauch Asche und Feuerstein; intellektuell, schlank, fokussiert und glasklar

92

2019 4kilos Tinto
Vi de la Terra Mallorca, Pinard de Picard, 12 %vol., 32,90 €

Darjeeling, dunkle rauchige Würze, zurückhaltend, Cranberry, Früchtebrot; schlank, sehr saftig und angenehm herb, leise


Die perfekte Blanco-Kombination: Andalusien und Galicien

Eine weitere für die Sommellerie hoch interessante (wenngleich noch recht kleine) Trend der jüngsten Vergangenheit heißt Vino de Pasto, bezeichnet andalusische Weine ohne Fortifikation – und ist streng genommen gar nicht neu. Ursprünglich gab es nämlich nur unaufgespritete Weine aus Jerez, viele Einzellagen hatten einen exzellenten Ruf. Erst ab dem 18. Jahrhundert änderten sich die geschmacklichen Vorlieben mit dem Boom in England. Von leichten, hellen, trockenen Weinen hin zu kräftigeren, dunkleren, süßeren. Dieser starke Nachfragetrend führte letztlich zum System der längeren Reife in den Soleras sowie zum Aufspriten mit Weingeist (was die Weine auch stabiler für den Transport machte). Angetrieben von den Motoren Ramiro Ibáñez und Luis Pérez vollzieht sich seit ein paar Jahren die Rückbesinnung, Lage und Herkunft stehen wieder im Mittelpunkt. Hier kommen Weißweine auf die Flasche, die bei niedrigem Alkoholgehalt vor salzig-kalkiger Mineralität samt Säurefrische nur so strotzen und Trinkfluss in rauen Mengen bieten. Gemeinsam mit den etwas polierteren, gelbfruchtigeren und nicht selten an Riesling erinnernden Albariños aus Galicien eine perfekte Blanco-Kombination für die Weinkarte.

Galicien

94

2021 Albamar
Albariño DO Rías Baixas, KR Weinhandel, 13 %vol., 18,50 €

traditionell und erdig-mineralisch schon im Duft, wirkt kalkig, erinnert an Riesling aus der Nordpfalz, viel Salzzitrone, Meeresbrise samt Algen und Muscheln; helle Mineralität, irre Frische und Säureklinge am Gaumen, ungschlagbares PLV!

93

2021 Fulcro A Pedreira
Albariño DO Rías Baixas, Viniculture, 12,5 %vol., 14,90 €

schon im Duft klar maritim: eine Mischung aus Kräuternoten, Limette und Algen, feine Frische, zart floral; schöne Konzentration am Gaumen, jederzeit saftig, viel Wein zum sehr fairen Kurs – perfekt für den sommerlichen Offenausschank

2021 Fulcro
O Equilibrio DO Rías Baixas, Viniculture, 12,5 %vol., 24,90 €

sehr spannende, recht offene und weinige Nase, gekonnt oxidativer Typus, eingemachte Birne, etwas Pfirsichschale; am Gaumen intensiv, körperreich und mineralisch

2019 Carralcoba
Parcelarios Albariño DO Rías Baixas, Ravenborg, 13 %vol., 39,– €

rauchig-mineralisch schon im Duft, komplexer Mix aus Petrolnoten und Rauch, Birnen­tarte und etwas Zimt; viel Druck am Gaumen, dabei cremig, lang und weich

2020 Fedellos do Couto
Conasbrancas DO Ribeira Sacra, Wein am Limit, 12 %vol., 21,– €

feiner, ruhiger und ganz leicht positiv oxidativer Duft, gelber Apfel und Apfelschale, heller Hefeteig, etwas Sesam, Kamillen- und Kräutertee; puristisch und stoffig zugleich am Gaumen, wieder heller Hefe- und Sauerteig, angenehm fruchtfrei

92

2016 Dominio do Bibei
Lacima DO Ribeira Sacra, Viniberica, 13 %vol., 39,95 €

feine Reife, dunkle Waldbeeren, Nippon-Schokopuffreis, dunkle erdige Würze; dicht und balanciert, feines Bitterschokoladentannin, Länge ohne Schwere

 

Andalusien

94

2021 Luis Pérez
La Escribana, Pinard de Picard, 13,5 %vol., 18,90 €

ein sehr spezieller und ungemein spannender Blanco aus Andalusien: extrem komplexer Duft, Liebstöckel, Mandelpaste, eingesalzene Zitrusfrucht, Fleischbrühe, feine Pfeffrigkeit, maritim-hefig; am Gaumen enorme Konzentration ohne Schwere, salzig-nussig, wirkt sehr zeitgeistig, aber nie aufgesetzt

2020 Ximénez-Spínola
Fermentacion Lenta, Weinkontor Freund, 14 %vol., 39,30 €

sehr expressiver und sortentypischer, dabei eigenständiger Pedro Ximénez: balsamischer Duft, dann etwas eingelegtes Wurzelgemüse und feine florale Noten, eingelegte Rosinen, Lakritz, Waldhonig; sehr körnig, salzig und lang, ein faszinierendes Unikat

93

2021 Akilia Tosca
Palomino Fino En Rama, Wein am Limit, 12 %vol., 13,50 €

bereits im Duft salzig-maritim wie Meerwasser, eingelegte Birnen und Äpfel, klare Flor-Prägung, braune Butter, Curry, hefig-reduktiv, Sesampaste; am Gaumen ultra salzig, kompromisslos straff


Neue Tintos mit Finesse

Spaniens Garnacha, Monastrell und Bobal, neben der Vorzeige-Rebe Tempranillo die wichtigsten roten Sorten des Landes, standen lange Zeit für viel Kraft, Wärme, intensive Farbe und hohen Alkohol. Dank ambitionierter Winzer im Hochland der ­Sierra de Gredos hat sich das Bild für Spitzen-Garnachas radikal geändert, was sich auch in unserem Tasting zeigte. Auf Granitverwitterungs­böden, nicht selten in deutlich über 1200 Metern Höhe, wächst hier ein dünnhäutiger Garnacha-Klon, der mit minimalinvasivem Fingerspitzengefühl im Keller für helle, transparente Farbe und viel Strahlkraft, Feinheit und Frische sorgt.

Seine dunklere, offenherzig-üppige mediterrane Identität behält Monastrell in der Levante zwar, doch Produzenten wie José María Vicente (Casa Castillo) oder Rafael Cambra schaffen es dort inzwischen, dieser rustikalen Rebsorte Frische, Eleganz und Trink­animo zu verleihen. Selbst die oft verschmähte Bobal kann mit alten Reben und in den richtigen Händen (wie bei Ponce oder Mustiguillo) durch Straffheit, Komplexität und mineralischen Ausdruck glänzen.

Madrid, Gredos, Cebreros & Co.

94

2020 Cantalapiedra
Alto Las Cuestas, Viniberica, 14 %vol., 32,95 €

facettenreicher Duft: kühl und floral, sehr zeitgemäß, etwas Hibiskus, Peonie, aber auch fleischig-pfeffrig, Gewürznelken- und Grill-Aromen; saftig und persistent am Gaumen, sehr trinkig

93

2011 Las Moradas
Libro Once Las Luces DO Vinos de Madrid, Weinkontor Freund, 15 %vol., 42,– €

mediterraner Duft, Leder, Waldfrucht, Backpflaume, Rumtopf; dicht und körnig, aber doch trinkig, hält die Spannung

92

2017 Las Moradas
Initio Crianza DO Vinos de Madrid, Weinkontor Freund, 14,5 %vol., 23,90 €

wirkt sehr jugendlich und frisch, fast noch etwas sperrig, feine kühle Kirschfrucht, herbal, etwas Asche, Rauch und Bitterschoko; dicht, körnig, straff und jung

91

2020 Dani Jiménez-Landi
Las Uvas de la Ira, Wein am Limit, 15 %vol., 23,– €

enorm reduktiv, auch erdig und insgesamt rustikaler Duft, frische rote Frucht; gefällt am Gaumen besser und wirkt feiner, saftig, Feuerstein, der hohe Alkohol ist nicht merkbar

2019 Bernabeleva
Carril del Rey DO Vinos de Madrid, Pinard de Picard, 13,5 %vol., 29,90 €

sehr ansprechender Duft: Veilchenbonbon, generell fein floral, leichtfüßig, Hagebutte, Preiselbeere, alles sehr zurückgenommen; tolle Frische am Gaumen, positiv ungehobelt und energisch

 

Bierzo

93

2019 Altos de Losada
DO Bierzo, Deuna, 14,5 %vol., ca. 22 €

der Duft deutet die feste und konzentrierte Art des Weins an, kühl-pfeffrig, Holunder und Brombeere, sehr gekonnter Holzeinsatz; dicht und kernig mit super Länge, aber nie schwerfällig

2021 Verónica Ortega
La Llorona Godello DO Bierzo, Pinard de Picard, 12,5 %vol., 29,– €

gelbe Frucht, hell und dezent, Kamille und Ingwer, auch leicht Harz, Salzzitrone; sehr schlank und vertikal, super animierend, hell-kräutrig, grüne aber feine Säure

91

2016 Cantariña 1
La Tintorera DO Bierzo, Weinmoral Berlin, 12 %vol., 14,50 €

frischer, grün-blättriger Duft, dunkle Frucht, geradlinig; geht am Gaumen so weiter, saftig, schlank und säurebetont

 

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote