Attribute wie reif, extrahiert, holzbetont und alkohollastig waren stets untrennbar mit dem Priorat verbunden. Eher langsam hielt nach der Jahrtausend­wende eine neue Generation Einzug. Jetzt herrscht dafür umso mehr Dynamik. (Foto: Jacob - stock.adobe.com)
Attribute wie reif, extrahiert, holzbetont und alkohollastig waren stets untrennbar mit dem Priorat verbunden. Eher langsam hielt nach der Jahrtausend­wende eine neue Generation Einzug. Jetzt herrscht dafür umso mehr Dynamik. (Foto: Jacob - stock.adobe.com)

Frischer, feiner, naturaler

Noch vor wenigen Jahren stand das Priorat quasi ausschließlich für Rotweine mit dichtem, mächtigem Zuschnitt, konzen­trierter Frucht, massivem Holzeinsatz und enorm hohem Alkohol. Mit solchen Blockbustern hatte das Anbaugebiet in den 1990er-Jahren scheinbar aus dem Nichts kommend die internationale Weinelite erobert. Heute zeigt sich die DOQ in der katalanischen Provinz Tarragona bewegter denn je. Wichtige Stellschrauben hierfür bilden junge Winzer, hohe Lagen, alte Parzellen, frühere Lesezeit­punkte, naturnaher und oft biodynamischer Anbau, minimale Intervention im Keller samt Mut zu mehr Herkunft, eigener Handschrift und weniger international-önologischem Styling. Alle diese Aspekte in maximaler Konsequenz verbindet der gebürtige Münchner Dominik Huber mit seinem 2001 gestarteten Projekt Terroir al Límit. Über die Jahre ist diese Interpretation des Terroirs immer feiner, frischer und präziser geworden, was neben den Höhenlagen und frühen Leseterminen auch entscheidend am Verzicht auf kleine Holzfässer (stattdessen Beton und Tonamphoren) und der Arbeit mit Ganztrauben statt entrapptem Lesegut liegt. 

Mut zum Handwerk 

Eine weitere Top-Adresse der neuen Priorat-Stilistik ist Sara i René Viticultors. Als Nachkommen der ersten Priorat-Generation – Sara Pérez von Mas Martinet, René Barbier jr. von Clos Mogador – kennen beide die klassische, kräftigere Machart mit Entrappung und kleinem Holz, setzen in ihrem Betrieb jedoch auf eine sehr naturnahe Produktion, teilweise komplett ohne Schwefel, Ausbau in großen Holzgebinden (z. B. Stockinger-Fudern) und ein späteres Lancieren der Weine nach langer Flaschenreife. 
Dynamik findet man inzwischen bei immer mehr Betrieben. So erzeugte Familia Torres, einer der Big Player Spaniens, mit dem Mas de la Rosa (aus einer 80 Jahre alten 1,9-Hektar-Einzellage) 2016 erstmals einen bemerkenswert eleganten Super-Priorato. Mini-Betriebe von Winzern wie Silvia Puig oder Fredi Torres setzen unterdessen ebenfalls auf Frische statt Kraft. 
Unser Tasting zeigte, wie hoch die Messlatte im Priorat liegt – nicht nur für Rotwein, sondern auch für unverwechselbare Blancos. Neben den zeit­losen Klassikern der Pionierbetriebe wie Alvaro Palacios, Clos Mogador oder Cims de Porrera trumpfte vor allem die besagte neue Generation mit Huber, Pérez und Barbier jr. sowie Ester Nin und Carles Ortiz dank einer frischeren und teilweise positiv wilderen Stilistik auf. Priorat schmeckt derzeit besser und abwechslungsreicher denn je. Wir stellen hier elf Favoriten aus unserer Probe mit rund 70 Priorat-Gewächsen vor. 

97 Punkte: 2018 Alvaro Palacios L’Ermita (Smart Wines) - 946,– €
97 Punkte: 2018 Alvaro Palacios L’Ermita (Smart Wines) - 946,– €
97 Punkte: 2017 Terroir al Límit Les Tosses (Vinaturel) - circa 190,– €
97 Punkte: 2017 Terroir al Límit Les Tosses (Vinaturel) - circa 190,– €
97 Punkte: 2017 Terroir al Límit Les Manyes (Vinaturel) - circa 190,– €
97 Punkte: 2017 Terroir al Límit Les Manyes (Vinaturel) - circa 190,– €
96 Punkte: 2017 Terroir al Límit Dits del Terra (Vinaturel) - 59,– €
96 Punkte: 2017 Terroir al Límit Dits del Terra (Vinaturel) - 59,– €
95 Punkte: 2016 Familia Torres Mas de la Rosa (Wein Wolf) - 369,– €
95 Punkte: 2016 Familia Torres Mas de la Rosa (Wein Wolf) - 369,– €
95 Punkte: 2015 Nit de Nin Mas d’en Cacador (Lobenbergs Gute Weine) - 79,– €
95 Punkte: 2015 Nit de Nin Mas d’en Cacador (Lobenbergs Gute Weine) - 79,– €
95 Punkte: 2018 Alvaro Palacios Les Aubaguetes (Smart Wines) - circa 308,–
95 Punkte: 2018 Alvaro Palacios Les Aubaguetes (Smart Wines) - circa 308,–
95 Punkte: 2012 Cims de Porrera (Deuna) - 56,– €
95 Punkte: 2012 Cims de Porrera (Deuna) - 56,– €
95 Punkte: 2015 Portal del Priorat Somni (Vinaturel) - 41,95 €
95 Punkte: 2015 Portal del Priorat Somni (Vinaturel) - 41,95 €
95 Punkte: 2017 Terroir al Límit Terra de Cuques (Vinaturel) - 29,50 €
95 Punkte: 2017 Terroir al Límit Terra de Cuques (Vinaturel) - 29,50 €
95 Punkte: 2013 Sara i Rene Viticultors Partida Bellvisos Gratallops (Viniberica) - 59,– €
95 Punkte: 2013 Sara i Rene Viticultors Partida Bellvisos Gratallops (Viniberica) - 59,– €

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote