Interview: Barbara Becker
Der Leadersclub hat eine große Imagekampagne gestartet, um dem Mitarbeitermangel in der Gastronomie zu begegnen. Der Ansatz ist, jungen Menschen in der Gastronomie nicht nur eine berufliche Zukunft, sondern auch eine emotionale Heimat zu bieten. Wie ist es dazu gekommen?
Kerstin Rapp-Schwan: Es ist sehr schade, dass das Image der Gastronomie so gelitten hat: Es werden schlechte Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsbedingungen beklagt, anstatt die positiven Aspekte zu betonen: Die guten Aufstiegsmöglichkeiten, die vielen Einsatzfelder, die internationalen Möglichkeiten. Letztlich ist natürlich jeder Arbeitgeber in seinem eigenen Umfeld für das Image verantwortlich und keine Kampagne der Welt kann das ausgleichen. Aber der Großteil der Branche arbeitet mit starkem Engagement. Hier wollen wir ansetzen und die Unternehmerinnen und Unternehmer mit der Kampagne und den entwickelten Kommunikationselementen unterstützen. Die Motive finden großen Anklang und wir kommen mit der Arbeit kaum hinterher.


Wie setzt Ihr selbst das Material ein?
Kerstin Rapp-Schwan: Wir nutzen alle Kanäle online wir offline, um die Motive zu zeigen. Und tatsächlich melden sich auch schon Menschen, die gerne bei uns arbeiten möchten. Es wird aber auch deutlich, dass jede Unternehmerin und jeder Unternehmer seine eigenen Kontaktpunkte und Wege finden muss, um mit potenziellen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sprechen. Das ist im gastronomischen Alltag manchmal nicht so einfach. Aus diesem Grund haben wir die Kampagne mit ihren zahlreichen Vorlagen auch so breit angelegt. Es ist aber auf jeden Fall ein langfristiges Projekt, das Zeit braucht, um die volle Wirkung zu entfalten.
Wir alle müssen in unseren Betrieben die Wertschätzung der Menschen in den Vordergrund stellen und die verschiedenen Generationen miteinander verbinden. Die jungen Menschen haben ein anderes Wertesystem und andere Ansprüche, dem müssen wir uns stellen. Ich denke, es ist von uns allen die Aufgabe, sich bewusst zu machen, wie die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ticken, dass sich die Bedürfnisse und Erwartungen geändert haben und das von uns als Chefs besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität gefordert ist. Regelmäßige Feedbackgespräche sind wichtig, um eine neue Wertigkeit geben. Und wir müssen dringend aufhören, unsere Arbeitszeiten selbst negativ zu reden. Sie sind nicht negativ, sie bieten so viel Flexibilität! Es liegt an uns, mit den Mitarbeitern Agreements finden, wie mit diesen Arbeitszeiten umgegangen wird.

"Wir alle müssen in unseren Betrieben die Wertschätzung der Menschen in den Vordergrund stellen und die verschiedenen Generationen miteinander verbinden."
Wie hat sich die Arbeit des Leadersclub in den vergangenen zwei Jahren gewandelt?
Kerstin Rapp-Schwan: Wir sind in der Pandemie branchenpolitischer, wirtschaftspolitischer und finanzpolitischer geworden. Die Stärken der unterschiedlichen Personen in unseren Gremien nutzen wir jetzt intensiver, dazu kommt der Schulterschluss mit anderen Organisationen und Verbänden, um die Belange der Branche zu fördern. Für uns war es immer wichtig, die zentralen Themen von Seiten selbst betroffener Unternehmer zu kommentieren und zu vertreten, was sicher nochmal eine andere Bedeutung hat. Wir haben etwas zu sagen und wir haben tolle Menschen, die mitmachen und ebenfalls etwas zu sagen haben. Das wollen wir auch in Zukunft nutzen, um uns politisch stärker als in der Vergangenheit für die Gastronomie zu engagieren.
Mehr Informationen zur Kampagne und Arbeit des Leaders Club finden Sie auf www.gastro-family.de oder www.leadersclub.de, sowie auf Instagram.