Die manipulierten Flaschen Moët & Chandon »Ice Impérial« sind von außen nicht zu erkennen
Die manipulierten Flaschen Moët & Chandon »Ice Impérial« sind von außen nicht zu erkennen

Champagner-Spaß mit Todesfolge

Seit dem 26. Februar warnt das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vor gefährlichen 3-Liter-Flaschen des Markenchampagners Moët & Chandon »Ice Impérial«. Statt Champagner trank ein 52-jähriger Mann aus Bayern hochkonzentriertes MDMA und starb daraufhin. Der Zwischenfall ereignete sich folgendermaßen: 

In der Nacht vom 12. auf den 13. Februar 2022 bestellte eine Gruppe Restaurantgäste eine Doppelmagnum des besagten Champagners in einem Lokal im Zentrum von Weiden in der Oberpfalz. Wenig später ging ein Notruf beim Polizeipräsidium in Regensburg ein, das für den Regierungsbezirk Oberpfalz zuständig ist, wo auch Weiden liegt. Acht Personen im Alter von 33 bis 52 Jahren mussten mit schweren Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingewiesen werden, einer von ihnen verstarb noch in der gleichen Nacht. Die Kriminalpolizei Weiden nahm daraufhin die Ermittlung auf und gründete die Sonderkommission »Markt«.
 

Ermittlungen laufen

Noch am 13. Februar äußerte das Polizeipräsidium Regensburg den Verdacht, dass die Gruppe »kontaminierte Getränke konsumiert hat, die zu Vergiftungserscheinungen führten«. Ein Verdacht, der sich bestätigt hat. »Laut Untersuchungen eines Labors befand sich in der betroffenen Champagnerflasche kein Champagner, sondern die chemische Substanz MDMA, welche oftmals auch als Ecstasy bezeichnet wird«, so ein Pressetext des Polizeipräsidiums Regensburg vom 22. Februar.

Die Ermittlungen der Polizei dauern weiterhin an. Die Ermittler teilten aber bereits mit, dass der Gastronom keine Strafe zu befürchten habe. »Nach aktuellem Sachstand ergibt sich kein Verdacht auf strafbares Handeln von Personen in Weiden in der Oberpfalz. Derzeit ist vielmehr anzunehmen, dass die Flasche im guten Glauben an ein Originalprodukt im Internet erworben und anschließend ausgeschenkt wurde«. Die Beamten ermitteln woher die Flasche stammt, wer sie in Umlauf brachte und wie das angestellt wurde. Die Flasche habe ausgesehen wie jede andere Ice-Impérial-Doppelmagnum.  
 

Internationale Tragweite

Auch in den Niederlanden tauchte eine Flasche des vermeintlichen Markenchampagners mit hochkonzentriertem »Liquid Ecstasy« auf und forderte vier Verletzte. Seit dem 24. Februar warnt die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbrauchersicherheit Nederlandse Voedsel- en Warenautoriteit (NVWA) vor Berühren und, folgenschwerer noch, Probieren. Moët selbst habe dem NVWA die Informationen für die Warnung geliefert. Damit Verbraucher verdächtige Flaschen identifizieren können, werden folgende Merkmale genannt: Nach dem Ausschenken sprudelt die Flüssigkeit nicht, und die rötlich-braune Farbe wird mit der Zeit dunkler. Anstatt nach Champagner rieche der Inhalt nach Anis. Zudem sollten bei der Losnummer LAJ7QAB6780004 die Alarmglocken schrillen. Die Behörde ruft dazu auf, sich bei der Polizei zu melden. Auch den niederländischen Behörden ist noch unklar, woher die Flaschen stammen und ob, und wenn ja wieviele, davon noch im Umlauf sind.

Damit waren die niederländischen Behörden mit ihrer Warnung den deutschem Kollegen um zwei Tage voraus. Und obwohl es in Belgien bislang weder Verletzte noch Tote in Zusammenhang mit der ominösen 3-Liter-Flasche gibt, hat auch das belgische Äquivalent der deutschen und niederländischen Verbraucherschutzbehörden eine Warnung ausgesprochen.

Moët selbst zeigt sich von dem Vorfall betroffen. »Wir sind in Gedanken bei der Familie des Verstorbenen«, heißt es in einem schriftlichen Statement von Moët Hennessy Deutschland, das WEINWIRTSCHAFT vorliegt. »Die Ergebnisse der Rückverfolgung der betreffenden Flasche bestätigen, dass die Flasche geöffnet, der Inhalt verändert und dann wieder verschlossen wurde. Der Korken dieser Flasche Moët & Chandon Ice Impérial war nicht mehr der Originalkorken«, so das Unternehmen. Moët Hennessy betont zudem die enge Zusammenarbeit mit der Polizei und bittet um »Verständnis, dass wir – solange die Untersuchung andauert – keine weiteren Kommentare zu dem laufenden Ermittlungsverfahren abgeben können«. SW

Ausgabe 9/2024

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Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

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