Die Flensburger Brauerei hat weniger Bier verkauft als im Vorjahr - und zeigt sich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. (Foto: Ralf - stock.adobe.com)
Die Flensburger Brauerei hat weniger Bier verkauft als im Vorjahr - und zeigt sich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. (Foto: Ralf - stock.adobe.com)

Flensburger: umsatzstärkstes Jahr der Geschichte

Die Flensburger Brauerei zeigt sich auf ihrer Jahrespressekonferenz mit dem Geschäftsjahr 2023 zufrieden. Sie hat nach eigenen Angaben das umsatzstärkste Jahr ihrer Geschichte eingefahren, hat aber wie üblich keine weiteren Angaben zum Ertrag oder EBIT (Ertrag vor Zinsen Steuern) gemacht. Im Gegensatz dazu sank der Gesamtausstoß der Brauerei um rund 10 Prozent beziehungsweise 65.000 Hektoliter auf 580.000 Hektoliter ab.

Vor gut einem Jahr schwor der damalige Geschäftsführer Andreas Tembrockhaus die Flensburger Brauerei und die Branche auf ein "hartes Jahr" ein. "Man muss sagen: Er hat Recht gehabt", sagt sein Nachfolger in der Geschäftsführung Jörn Schumann. Auch wenn nicht alle Szenarien eingetreten sind, wie zum Beispiel der Kohlensäure-Mangel, waren die Verbraucher ähnlich besorgt, wie die Brauerei. Die Konsumentinnen und Konsumenten hätten sich auch deshalb stärker in Richtung Discount und an Aktionspreisen orientiert. Die Folge: Der Biermarkt ging 2023 um 4,2 Prozent zurück, inklusive Export sogar um 4,5 Prozent.

Absatzverluste waren eingeplant

Hinzu kamen Kostensteigerungen, die die Flensburger Brauerei dazu gezwungen haben, Preisanpassungen vorzunehmen. In der Konsequenz rutschte Flensburger auf einen Gesamtausstoß von 580.000 Hektoliter ab (2022: 645.000). Der Inlandsabsatz habe im Vergleich zu 2022 um 9,5 Prozent nachgegeben. "Wir wussten natürlich, dass damit noch zusätzliche Mengen verloren gehen", sagt Schumann, weshalb diese Absatzverluste eingeplant gewesen seien. Die Preiserhöhung sei notwendig gewesen, um das langfristige Bestehen der Brauerei sicherzustellen, der verringerte Absatz dementsprechend eingeplant. Denn die Herstellungskosten werden sich auch 2024 weiter auf einem hohen Niveau bewegen, wie Sylke Moerke, Geschäftsführung Technik, prognostiziert. Trotz der Herausforderungen in der Beschaffung habe man eine Lieferquote von 99,3 Prozent erreicht.

Im Sortiment bleibt Flensburger Pils mit 330.000 Hektolitern nach wie vor das Kernprodukt. Das Flensburger Alkoholfrei habe 3,9 Prozent über Markt zugelegt (Alkoholfreie Biere nach Nielsen: +0,5 %), während beim alkoholfreie Radler 2,1 Prozent und bei den Böcken 0,9 Prozent verloren gingen. "Schöne Zuwächse" habe es laut Schuhmann beim Dosenbier gegeben, das unter anderem bei Lidl auf der Fläche steht. Der Anteil am Gesamtabsatz liege bei unter 10 Prozent.

Das Exportminus der deutschen Brauereien im Jahr 2023 (-5,9 % ggü. 2022) ging auch an Flens nicht vorbei. Dieses sei hauptsächlich auf Verluste im chinesischen und russischen Markt zurückzuführen, wobei die Flensburger Brauerei sich von letzterem komplett zurückgezogen habe. Insgesamt exportiere Flensburger in mehr als 40 Länder.

Flensburger Brauerei plant umfassende Investitionen

Unterm Strich zeigt sich die Brauerei mit dem Geschäftsjahr 2023 aber zufrieden: "Das letzte Jahr war das umsatzstärkste und erfolgreichste Jahr der Flensburger Brauerei", konstatiert Schumann. Es gelte das Prinzip "Marge vor Menge", weshalb der Geschäftsführer "ertragstechnisch und umsatztechnisch sehr zufrieden" sei. Damit seien alle Grundlagen für die geplanten Investitionen gelegt.

Nachdem laut Sylke Moerke im Jahr 2023 zahlreiche Projekte abgeschlossen wurden, unter anderem eine neue Entalkoholisierungsanlage, gibt sie einen Ausblick auf die Investitionspläne der Brauerei. Bis 2032 soll der CO2-Ausstoß um 40 Prozent reduziert werden. Bis 2045 soll die Brauerei klimaneutral arbeiten. Damit trage man nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz bei, sondern mache sich durch Eigenproduktion von Strom und Wärme unabhängig von Marktpreisen, so Moerke. Konkret sei hierfür 2024 die Installation einer Photovoltaikanlage und die Begrünung der statisch dafür geeigneten Dächer vorgesehen. Als ein zentrales Element des Transformationsprozesses nennt die Technikgeschäftsführerin das neue Sudhaus, das sich aktuell in Planung befinde. Die neuen Anlagen sollen das 60 Jahre alte Bestandssudhaus ersetzen und mit Heißwasser statt Dampf betrieben werden können. Der Baubeginn sei für 2025 vorgesehen.

Insgesamt soll die Brauerei mit einem mehrjährigen Programm, das kontinuierlich weiterentwickelt werde, Schritt für Schritt fit für die Zukunft gemacht werden. Und zwar: "Noch nachhaltiger, noch ressourcenschonender, noch effizienter ausgerichtet im Bereich der Produktion, Abfüllung und Logistik", kündigt Moerke an.

Ein neues Flens und zwei prämierte Produkte

Moerke hat jedoch nicht nur diese Projekte im Sinn, sondern auch die Qualität der Produkte. "Wir sind besonders stolz, dass wir letztes Jahr Auszeichnungen für zwei Produkte bei der Finest Beer Selection erhalten haben", sagt sie. Sowohl das Flensburger Pilsener als auch der Winterbock schafften es mit jeweils 93 Punkten in die Auswahl der vom Meininger Verlag und Doemens prämierten Biere.

Zu guter Letzt stellt Braumeister Enes Erisgen das neue "Strandlager" vor, mit dem Flensburger den Trend der letzten Jahre zu unfiltrierten, milden Bieren bedienen möchte. Es sei ein "Bier für den Norden", etwas kräftiger als ein typisches Lagerbier. Strandlager soll tief in das Marketingprogramm 2024 verwoben werden. Unter anderem sollen zwei Bullis auf Veranstaltungen und an Stränden unterwegs sein. //ok

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.