DWV-Kongress (Logo: DWV)
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DWV formuliert klare Forderungen an die EU

Der Präsident des Deutschen Weinbauverbands (DWV), Klaus Schneider,  fordert weitreichendere wirtschaftliche Förderung und regeren Austausch mit den Erzeugern und der Wissenschaft. Nachhaltigkeit gehe »nur gemeinsam mit dem Berufsstand«. Das sagte Schneider beim 64. Internationalen DWV-Kongress, der vom 11. bis 13. April 2022 online stattfand. Kernthema des diesjährigens Treffens: Nachhaltigkeit.

Der Eröffnungstag diente vor allem der Präsentation von Ergebnissen und Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis, im Fokus standen hier die Risiken des Klimawandels für den Weinbau und die Erfahrungen und Perspektiven für Piwi-Rebsorten. Die Vorträge am Dienstag waren den drei Kategorien Weinbau, Önologie und Marketing zugeordnet. Kernpunkte waren Anpassungen an die klimatischen Veränderungen und technische Innovationen – Stichwort Robotik – im Weinbau, die Herstellung alkoholreduzierter Weine und der Einfluss des Klimas auf die Aromen in der Önologie sowie der Weintourismus und das Thema Vertriebskanäle im Bereich Marketing.

Am Mittwoch fand die weinbaupolitische Tagung mit Vertretern aus EU- und Landespolitik statt. Ebenfalls zugeschaltet wurden Daniela Zandona von der European federation of origin wine (EFOW), die für angepasste Regelungen zur Nachhaltigkeit auf Ebene der einzelnen Appellationen plädierte und Paul Roca von der OIV, der den Strategieplan zur Nachhaltigkeit seiner Organisation vorstellte. 

DWV-Präsident Schneider forderte mehr wirtschaftliche Unterstützung und Kommunikation seitens der Politik und verwies darauf, dass ein Wandel nicht »über Nacht« entstehen könne. Auch eine Zulassung von Kaliumphosphonat für den Ökoweinbau ist ein dringendes Anliegen des DWV, da es als essenziell angesehen wird, um das nationale Ziel von 30 Prozent Bioweinbaufläche (25 % auf EU-Ebene) erreichen zu können. 

Norbert Lins (EVP), Mitglied im Agrarausschuss des europäischen Parlaments, schloss sich weitgehend den Forderungen des DWV an und forderte die EU-Komission auf, keine Entscheidungen ohne Miteinbeziehung des EU-Parlaments zu treffen. 

Maciej Golubiewski von der EU- Agrarkomission kündigte eine engere Zusammenarbeit mit dem Parlament an. An die Weinbranche richtete er den warnenden Appell, den Klimawandel als »Langzeitsstressfaktor« ernstzunehmen und warf die Frage auf, ob man in Zukunft bei manchen Regionen die weinbauliche Eignung diskutieren müsse.

Dr. Ophelia Nick (Bündnis 90/Die Grünen) aus dem Bundesministerium für  Ernährung und Landwirtschaft verwies darauf, dass es bezüglich der weltweiten Nahrungsmittelversorgung im Hinblick auf die momentane Krisensituation kein Mengenproblem, sondern ein Verteilungsproblem gebe und warnte vor »kurzsichtigen Forderungen« bezüglich der Klimaziele. Die Ukraine-Krise dürfe nicht die Klimakrise im Bewusstsein verdrängen. Sie kündigte neue Förderungen und Anreize für den Ökoweinbau an und verwies auf die Wichtigkeit von Piwi-Sorten im Hinblick auf das Ziel von 50 Prozent Pflanzenschutzmittelreduktion. 

Zum Abschluss der Diskussion richtete die deutsche Weinkönigin Sina Erdrich ein Plädoyer an Politik, Verbraucher und Weinbranche. Sie betonte die Wichtigkeit des Weinbaus für Kulturlandschaft, Gastronomie und Tourismus und forderte, dass Weinbau auch in Zukunft wirtschaftlich bleiben müsse. Mit ihrer Forderung nach höheren Preisen für Wein nahm sie sowohl Erzeuger als auch Verbraucher in die Verantwortung, zudem forderte sie mehr Transparenz beim Thema Pflanzenschutz und mahnte zugleich an, Nachhaltigkeit nicht nur im Weinberg zu betrachten. Dabei verwies sie auf Bag-in-box, Leichtglasflaschen und Piwi-Sorten als mögliche Instrumente für mehr Nachhaltigkeit.  VM

Ausgabe 9/2024

Themen der Ausgabe

Wein im Klimawandel (Serie): Standorte

Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

VDP-Vorverkostung

Die besten Weine der diesjährigen Weinbörse. Vorab probiert und für Sie bewertet.