Beim Besuch im Meininger Verlag waren Michael Degen und Peter Schmitz optimistisch, mit der diesjährigen Messe wieder an frühere Ausgaben anzuknüpfen.
Beim Besuch im Meininger Verlag waren Michael Degen und Peter Schmitz optimistisch, mit der diesjährigen Messe wieder an frühere Ausgaben anzuknüpfen.

»Wollen Nr.-1-Position halten«

Zum Messestart am 19. März ist Peter Schmitz seit 47 Tagen Director der ProWein. Aufgrund der Kürze der Zeit behält Michael Degen, Executive Director der Messe Düsseldorf, bis zum Messeschluss die Verantwortung für die ProWein. WEINWIRTSCHAFT sprach mit Degen und Schmitz über ihre Sicht auf die ProWein und deren Umfeld sowie darüber, wie sie die Messe künftig positionieren wollen.

Michael Degen, Executive Director der Messe Düsseldorf (Foto: www.fotografie-wiese.de)
Michael Degen, Executive Director der Messe Düsseldorf (Foto: www.fotografie-wiese.de)

... zu den Kosten für Aussteller
Aktuell liegen die Ausstellergebühren bei 240–280 Euro/qm. Wir werden für die gestiegenen Energiekosten mit 6 Euro/qm berechnen und das nicht auf die Gesamtkosten umlegen, weil wir glauben, dass Transparenz für mehr Verständnis sorgt. Ein durchschnittlicher Stand von 8–10 Quadratmetern ist dann mit ca. 50 Euro betroffen. 

... zur Aufplanung 2023 
Wir behalten die breiten Gänge bei. Schon im Aufbau sorgen diese für Erleichterungen und Entspannung. Auch durch einige größere Rückkehrer steigt die gebuchte Ausstellungsfläche aber leicht an, sodass wir an manchen Stellen von 6 Meter Gangbreite abweichen. Verglichen mit einer Breite von 2,5 Metern im Jahr 2019 sind 4 Meter aber immer noch breit. 

... zu den Nebenkosten der Aussteller
Es gibt keine Stadt, in der der Oberbürgermeister per Dekret Preise diktieren kann. Sobald eine Messe groß und erfolgreich ist, kommt es zu einer Preisspirale in ihrem Umfeld. Die subjektive Wahrnehmung in der Weinbranche ist sicher noch einmal anders, weil die Kosten eines Messeauftritts einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb ganz anders treffen als ein Großunternehmen im Maschinenbau, das einen großen Stand mit 40 Angestellten aufbaut. Der Anteil der Hotelkosten am Gesamtpaket ist bei der ProWein so groß, dass ich den Frust gut verstehen kann, aber leider können wir es nicht ändern.

... zur Rolle deutscher Weine bei der ProWein
10 Prozent der Aussteller kommen aus Deutschland, 90 Prozent aus dem Ausland. Italien ist schon sehr lange die stärkste Ausstellernation. Natürlich wird immer wieder mit dem Wunsch an uns herangetreten, die ProWein stärker als Deutschwein-Messe zu positionieren, aber das ist nicht der USP der ProWein, und wir können nicht Everybody’s Darling sein. Was bemängelt wird, hilft den deutschen Erzeugern aber an anderer Stelle. Gerade die Internationalität auf Ausstellerseite führt dazu, dass so viele internationale Besucher nach Düsseldorf kommen.

»Die subjektive Wahrnehmung in der Weinbranche ist sicher noch einmal anders, weil die Kosten eines Messeauftritts einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb ganz anders treffen als ein Großunternehmen im Maschinenbau, das einen großen Stand mit 40 Angestellten aufbaut.«

... über die Vorteile des Messestandorts Deutschland
Das Erfolgsrezept in Deutschland hängt ganz stark damit zusammen dass die Messegelände und die Messegesellschaften im öffentlichen Eigentum sind. Bei uns sind Nordrhein Westfalen und die Stadt Düsseldorf die Gesellschafter. Deren unternehmerisches Ziel mit der Messe Düsseldorf ist eben nicht die kurzfristige Gewinnabführung, sondern der Nutzen, der über die Sekundäreffekte für die Stadt und die Region entsteht. Wir bringen viele internationale Gäste in die Region, die Taxi fahren, in Restaurants und Hotels gehen, und und und. Das ist der beste Grund, dann auch Erlöse im Unternehmen zu belassen und der Messe Düsseldorf zu sagen: »Nutzt das Geld für die strategische Entwicklung.«  

... verrät seinen Lieblingsort auf der ProWein
Same but different begeistert mich immer wieder. Wir bewegen uns viel in der Messelandschaft an ganz unterschiedlichen Orten und in ganz unterschiedlichen Themenfeldern, und doch ähneln sich die meisten Messen in ihrem Aufbau sehr. Same but different sticht völlig heraus. Es ist so bewusst anders, als das, was wir das ganze Jahr über auf Messen sehen.

... zur Zukunft der Messe
Wir wollen unsere Nr.-1-Position halten, aber auch so wahrgenommen werden, dass wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen , sondern als fleißige Arbeiter immer wieder neu beweisen, dass unsere Rolle gerechtfertigt ist.

Peter Schmitz ...

... zu der Bedeutung der internationalen ProWein-Messen
Es ist ein großer Vorteil, mit einer starken Marke, wie wir sie mit der ProWein in Düsseldorf kreiert haben, in andere Märkte zu gehen. China ist das Flaggschiff der internationalen ProWein-Veranstaltungen. Wie sich das in der Post-Covid-Zeit entwickelt, müssen wir beobachten. Aber unsere neue Messe in Tokio wird ebenfalls ein Zugpferd auf einem wichtigen Markt werden. Davon sind wir überzeugt. Auch Hongkong und Singapur werden starke Standorte bleiben.

... über seine ProWein 2023
Ich bin der Zaungast. Das ist ein bisschen mein Privileg. Tatsächlich bin ich auf der ProWein nahezu durchgetaktet. Auch für mich ist die Messe eine großartige Möglichkeit, viele neue Kontakte zu machen. Ich freue mich auf den Austausch mit unseren Ausstellern, um deren Wünsche und Bedürfnisse noch besser kennenzulernen. Dafür nutze ich aktuell auch die wiedergewonnene Reisefreiheit sehr intensiv.

.. über Ziele und Chancen der ProWein 
Die Besucherseite muss klar in eine gute Balance zur Ausstellerseite gebracht werden. Das ist das Ziel Nummer eins. Erst wenn das erfüllt ist, werden wir über eine Ausweitung der Ausstellungsfläche nachdenken. Dann haben sie aber Gewichtungen innerhalb der Veranstaltung, bei denen der fleißige Arbeiter konzeptionell gefragt ist. Es werden immer wieder neue Themen kommen, von denen wir vielleicht heute noch gar nichts wissen. An die werden wir herangehen. Das kann im Zusammenspiel mit dem Export einer Art »Same but different« Richtung Asien geschehen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Bereich dort großen Erfolg hat.

... über die Rolle der ProWein als Trendsetter
Es lässt sich gar nicht richtig trennen, ob wir Trends setzen oder auf Trends reagieren. Dinge entstehen im Dialog. Es ist wichtig, mit offenen Augen über die Messe zu gehen und zu sehen, was Aussteller und Besucher bewegt und worüber sie sich austauschen. Als Messe können wir Themen bündeln, wenn diese aus dem Markt herauskommen, wie jetzt z.B. mit der World of Zero.

Das komplette Interview ist aus der WEINWIRTSCHAFT 04/2023, die am 24.02.2023 erschienen ist. Hier geht es zum Shop, wo sie das Heft abonnieren, oder auch einzelne Ausgaben bequem bestellen können.

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ProWein News

Ausgabe 9/2024

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