Der Gardasee erreicht historische Tiefstände (Foto: Sebastian/stock.adobe.com)
Der Gardasee erreicht historische Tiefstände (Foto: Sebastian/stock.adobe.com)

Alarmierende Trockenheit in Italien

Vor allem im Norden Italiens sorgen sich Landwirte und Winzer aufgrund der anhaltenden Trockenheit. In den Alpen fiel 53 Prozent weniger Schnee, in der Poebene 61 Prozent weniger Regen. Auch der Gardasee, der größte See Italiens, hat einen historischen Wassertiefstand und die Besucher können trockenen Fußes seine Insel San Biagio erreichen statt mit dem Boot. Wasserreserven wären dringend nötig nach 2022, Italiens heißestem Jahr seit 1800.

»Die Dürre beunruhigt uns, und zwar generell auf allen Gütern. In den Bergen liegt kein Schnee, nicht einmal in der Schweiz, wo die Tessiner Erzeuger ebenfalls besorgt sind. Das hat sicherlich eine komplizierte Saison zur Folge. Es ist natürlich noch zu früh, um eine klare und präzise Einschätzung der Situation zu geben, aber die Voraussetzungen sind alles andere als ermutigend«, erklärt Pierangelo Tommasi, Geschäftsführer der Tommasi Family Estates. Die Familiengüter befinden sich im Valpolicella, in der DOC Lugana, in der Lombardei, in Apulien, der Basilikata, auf dem Ätna und auch in der Toskana.

In Piemont ist die Lage fast dramatisch. »Die Trockenheit ist ein riesiges Problem und wir sind sehr besorgt, weil sie nicht der einzige Stress für die Reben ist. Er hält seit zwei, drei Jahren an. 2021 haben wir die jungen Anlagen wegen des starken Spätfrostes verloren, 2022 haben die überlebenden Reben aufgrund der Frostschäden weniger produziert und es kam die große Hitze hinzu, die allerdings im August dank einer Woche Regen abgeschwächt wurde. Wir sind jetzt dabei die Erde aufzulockern und trennen damit die kleinen Wurzelausläufer, die sich mehr an der Oberfläche der Böden befinden, damit die Reben weiter unten Wasser suchen«, erklärt Winzer Giuseppino Anfossi, der in Guarene bei Alba das Weingut Ghiomo besitzt.

»Wir sind gerade mit dem Rebschnitt fertig. Das Holz ist so trocken und hart, dass es einen erschreckt. Die Wasserreserven sind auf ein Minimum geschrumpft, und das bisschen Regen oder Schnee, das in den letzten Wochen gefallen ist, hat nichts bewirkt. Wenn sich die Situation nicht ändert, weiß ich wirklich nicht, was wir erwarten können. Es ist eine noch nie dagewesene, extreme Situation, die wir mit unseren eigenen Händen anfassen können«, kommentiert Antonio Deltetto von der gleichnamigen Kellerei in Canale gegenüber der Tageszeitung La Stampa.

Das Konsortium des Conegliano Valdobbiadene Prosecco DOCG ist dabei, eine Rebschule mit selektioniertem Rebmaterial aufzubauen, auch um sich gegen den Klimawandel zu wappnen. »Wir haben festgestellt, dass Rebstöcke, die über 40, 50 Jahre alt sind, wesentlich resistenter gegen Dürre und auch Krankheiten sind. Deshalb bieten wir unseren Mitgliedern jetzt an, nach dem Rebschnitt das Holz der gesunden, alten Reben bei uns abzugeben, von denen wir Ableger erzeugen können«, informiert Diego Tomasi, Direktor des Konsortiums und Rebforscher.

Nach Einschätzung von Experten braucht Italien einen guten Monat Regen, damit die Landwirtschaft im Frühjahr und Sommer zu normalen Produktionsbedingungen zurückkehren kann. VC

Ausgabe 9/2024

Themen der Ausgabe

Wein im Klimawandel (Serie): Standorte

Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

VDP-Vorverkostung

Die besten Weine der diesjährigen Weinbörse. Vorab probiert und für Sie bewertet.