In Italien freuen sich die Winzer über eine gute Traubenqualität (Foto: Schenk).
In Italien freuen sich die Winzer über eine gute Traubenqualität (Foto: Schenk).

Ernte 2020: Optimismus allerorten 

Aus allen Anbaugebieten melden die Winzer und Verbände die ersten Prognosen. Deutsche, österreichische, italienische und französische Produzenten sind sich größtenteils einig: Wechsel zwischen Hitze und Regen, vereinzelt Hagel und Frost waren eine Herausforderung. Das Lesegut ist aber von guter Qualität und auch die Menge bewegt sich überall im guten Durchschnitt.

Deutschland: Gute Traubenqualität, mittlere Menge

Die deutschen Weinproduzenten sind insgesamt recht zufrieden mit Menge und Qualität des Traubenmaterials. Das Deutsche Weininstitut nennt als erste Schätzung eine Menge von rund 9 Mill. Hektoliter, womit der Ertrag im durchschnittlichen Bereich der vergangenen zehn Jahre liegen würde, der sich auf 8,8 Mill. Hektoliter beläuft.. 2019 lag die Menge bei 8,4 Mill. Hektoliter. 

Zur Lese scheint das Wetter es gut zu meinen, warme Tage und kühle Nächte sorgen für eine moderatere Reifeentwicklung als in den vergangenen Wochen. Der Gesundheitszustand der Trauben ist insgesamt sehr zufriedenstellend.

Hitze und Niederschlag haben sich zuvor allerdings regional sehr unterschiedlich ausgewirkt, die Regenmengen waren sehr ungleich verteilt, sodass die Erträge schwanken. In Franken, Saale-Unstrut und Sachsen haben Spätfröste zu Einbrüchen von bis zu 30 Prozent geführt. Hagelschläge waren zwar lokal sehr begrenzt, dafür haben sie teilweise erhebliche Schäden verursacht. Auch Sonnenbrände haben vielerorts für Einbußen gesorgt.

Frankreich: Frühe Lese, Menge steigt

»Nach den Schätzungen vom 1. September 2020 würde die Weinproduktion im Jahr 2020 45 Millionen Hektoliter betragen und damit 6 Prozent mehr als im Jahr 2019 und 1 Prozent mehr als die durchschnittliche Ernte der letzten fünf Jahre«, heißt es  aus dem französischen Landwirtschaftsministerium. 
In den meisten Regionen liegen die Mengen demnach leicht über dem Durchschnitt. Die Lese habe in diesem Jahr sehr früh begonnen, teilweise früher als je zuvor. Insbesondere im Burgund, im Beaujolais, im Rhône-Tal sowie im Südosten war die Trockenheit das größte Problem.

Örtlich stellten jedoch auch Frost, Schimmelbildung, Mehltau, Hagel und Sonnenbrand die Winzer vor viele Herausforderungen. In vielen Appellationen wurden die Ertragsmengen aufgrund der wirtschaftlichen Situation durch Covid-19 bereits im Vorfeld gesenkt.  (WEINWIRTSCHAFT berichtete).

Die Menge der als AOP-klassifizierten Weine ist den Prognosen nach gegenüber dem Vorjahr nur leicht gestiegen (19,9 Mill. hl in 2019 ggü. 19,5 Mill. hl in 2018), ähnlich sieht es bei den IGP-Weinen aus (12,4 auf 12,9 Mill. hl). Die Kategorie Vin de France hat dagegen um fast 50 Prozent zugelegt, von 2,5 Mill. auf 3,7 Mill. Hektoliter.

Italien: Wenig Menge, viel Qualität

Unione Italiana Vino (UIV), Ismea (Istituto di Servizi per il Mercato Agricolo Alimentare) und die Önologen-Vereinigung Assoenologi haben am 3. September 2020 die erste offizielle Ernteprognose präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt waren 20 Prozent der Trauben eingefahren, fast überall ein paar Tage früher als 2019. Italien wird 2020 zwischen 46 und 48 Mill. Hektoliter Wein produzieren. Der errechnete Mittelwert von 65 Mill. Doppelzentner würde 47,2 Mill. Hektoliter ergeben. Das ist gerade mal 1 Prozent weniger als der Vorjahresertrag, der mit 47,5 Mill. Hektoliter ebenfalls gering ausgefallen war. Beide Ernten liegen unter der Durchschnittsmenge von 49,1 Mill. Hektoliter (2015–2019). Dennoch bleibt Italien der weltweit größte Weinproduzent, da Spanien mit 42 Mill. Hektoliter rechnet.

Mit rund 11 Mill. Hektoliter (+1%) wird das Veneto erneut mengenstärkste Region des Landes, gefolgt von Apulien (8,5 Mill. hl), der Emilia-Romagna (7,7 Mill. hl) und Abruzzen (3,4 Mill. hl), das diesmal die erneut gesunkene Herstellung Siziliens (3,3 Mill. hl) überholt. Die vier Regionen stellen 65 Prozent der Gesamtproduktion Italiens.

Die Toskana und Sizilien sind die Regionen mit den höchsten Einbußen (je 15 Prozent), Sardinien legt hingegen 18 Prozent zu, Lombardei und die Marken jeweils 10 Prozent. Die Schwankungen in den restlichen Regionen bewegen sich im einstelligen Bereich.

»Der Jahrgang 2020 gewährleistet Trauben mit optimaler Qualität, weil sich der Klimaverlauf grundsätzlich positiv gestaltet hat. Die Weinberge sind in gutem Zustand, auch wenn die Unwetter der letzten Tage eine konstante Beobachtung des Traubenwachstums erfordern und eventuell Krankheitsbefall entgegen gewirkt werden muss. Die ersten Traubenanalysen weisen derweil mittelhohe Zuckerwerte auf sowie ein gutes Verhältnis zwischen Zucker und Säure. Die weißen Trauben sind mit einem interessanten Aromaspektrum ausgestattet, bei den roten ist der Gehalt an Polyphenolen mittelhoch.  Insgesamt haben wir die Voraussetzungen für interessante und hervorragende Weine. Die hohe Qualität wird das entscheidende Element sein, um dem schwierigen Moment im Weinsektor entgegenzutreten und ihn zu überwinden«, fasst Riccardo Cotarella, Präsident der Assoenologi, die aktuelle Situation zusammen.
 

Österreich: Spätere Lese, guter Jahrgang

Österreich startet dieses Jahr leicht verspätet in die Lese. Allerdings, merkt die Österreich Wein Marketing (ÖWM) an, verlaufe die Reifeentwicklung eher normal, lediglich in den Vorjahren habe es recht frühe Reifezeitpunkte gegeben.

Erwartet wird eine leicht unterdurchschnittliche Menge von 2,3 Mill. Hektoliter (2019: 2,45 Mill. hl, Durchschnitt: 2,4 Mill. hl). Hohe Zuckerkonzentrationen und gute Säurewerte geben Anlass zu Optimismus.

Der Jahresverlauf zeigte sich dagegen durchwachsen, mit einigen sehr kalten Nächten, aber vielen Sonnenstunden, recht heißen Tagen, aber gut verteilten Niederschlägen – der Pilzdruck war dadurch jedoch zeitweise recht hoch. Hagel und Starkregen haben teilweise, wie kürzlich erst an der Donau, größere Schäden angerichtet. 

»Nach einem wirtschaftlich nicht leichten Jahr 2020 freuen sich [die Weinbäuerinnen und Weinbauern] auf einen guten Weinjahrgang«, fasst es Österreichs Weinbauernpräsident Johannes Schmuckenschlager zusammen. aw/vc

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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