Vorstand und Aufsichtsrat auf der heutigen Hauptversammlung (v.l.n.r.): Markus Stodden, Vorstandssprecher, Dr. Hermann Brandstetter, Aufsichtsratsvorsitzender und Mathias Keil, Vorstand Finanzen und Technik.  (Foto: Kulmbacher Brauerei AG)
Vorstand und Aufsichtsrat auf der heutigen Hauptversammlung (v.l.n.r.): Markus Stodden, Vorstandssprecher, Dr. Hermann Brandstetter, Aufsichtsratsvorsitzender und Mathias Keil, Vorstand Finanzen und Technik. (Foto: Kulmbacher Brauerei AG)

Kulmbacher glänzt mit positiver Bilanz

Die Kulmbacher Brauerei Aktien-Gesellschaft (AG) schließt das Geschäftsjahr 2021 mit einem positiven Ergebnis ab. Unter der Berücksichtigung aller Geschäftsbereiche wuchs der Gesamtabsatz einschließlich der Handelsgetränke und ohne Berücksichtigung der Lohnfertigungsmengen auf 3,43 Millionen Hektoliter ( 2020:  3,41 Millionen Hektoliter) bei einem Umsatzerlös von 240,6 Millionen Euro (2020: 236,8 Millionen Euro). Das EBIT lag bei 11,3 Millionen Euro (10,2 Millionen Euro).

In Anbetracht der Herausforderungen, die auch das 2. Jahr der Corona-Pandemie mit sich brachte, den explodierenden Preisen und dem erneuten massiven Rückgang im deutschen Gesamt-Bierabsatz, sei dies ein sehr gutes Ergebnis. Das verkündete der Vorstand der Kulmbacher Brauerei im Rahmen in seiner aktuellen virtuellen Hauptversammlung der Kulmbacher Brauerei (AG).

Starkes Mitarbeiter-Engagement und Kostendisziplin

„Noch nie wurde in den letzten 30 Jahren in Deutschland so wenig Bier getrunken, wie im Jahr 2021“, sagte Markus Stodden, Sprecher des Vorstands der Kulmbacher Brauerei Aktien-Gesellschaft im Rahmen der Hauptversammlung. Der Rückgang von -3,4 Prozent bzw. 2,5 Millionen Hektoliter im deutschen Gesamt-Bierabsatz stellte die gesamte Bierbranche vor große Herausforderungen. Hinzu kamen 2021 die weiterhin anhaltenden coronabedingten Einschränkungen im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich sowie stark steigende Preise für Rohstoffe, Verpackungen, Energie und Logistik. 

Dass die Kulmbacher Gruppe 2021 gut durch die Krise gekommen ist, ist laut Stodden auf drei wesentliche Gründe zurückzuführen: „Dass wir das Räderwerk unseres Unternehmens unter diesen kritischen Bedingungen ununterbrochen am Laufen halten, ist vor allem das Verdienst unserer Mitarbeiter. Sie haben auch 2021 mit ihrer Flexibilität, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein eine starke Leistung vollbracht und maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Darüber hinaus erwies sich unsere Strategie, uns immer wieder neu anzupassen und dennoch eine strikte Kostendisziplin einzuhalten, auch 2021 als richtig."

Mönchshof erneuter Wachstumstreiber

Die Kulmbacher Brauerei ist nach Brauerei-Angaben im Segment der Bügelverschlussflasche mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent Deutschlands "bedeutendster und am stärksten wachsender" Brauer. Die größte Bedeutung komme hierbei der Spezialitätenmarke Mönchshof zu. Durch eine sehr starke Nachfrage im Handelsgeschäft konnten die coronabedingten Verluste im Export und der Gastronomie eigenen Angaben zufolge "überkompensiert" werden. Mönchshof wuchs überproportional um 5,8 Prozent und konnte damit seine Marktführerschaft im Segment der Bügelverschlussflaschen auf 28,2 Prozent ausbauen. Mönchshof sei laut Kulmbacher somit weiterhin Deutschlands erfolgreichste Bierspezialitäten-Marke in der Bügelverschlussflasche. 

Helles als Wachstumstreiber

Wachstumstreiber sei unter anderem das Mönchshof Hell gewesen. Die Hellbierspezialität konnte überproportional 44 Prozent an Absatzmenge gewinnen, heißt es seitens Kulmbacher. Dazu beigetragen habe unter anderem der massive Distributionsausbau im Handel, sowie der 2020 erfolgreich durchgeführte Ausstattungsrelaunch.
Auch die alkoholfreie Variante des Mönchshof Natur Radlers erfreute sich 2021 nach Brauereiangaben einer gestiegenen Nachfrage. Während das dazugehörige Marktsegment um 2,3 Prozent wuchs, verzeichnete Mönchshof Natur Radler Alkoholfrei 0,0% ein Absatzwachstum von 27 Prozent. Nur drei Jahre nach der Markteinführung habe die Radlerspezialität mit einem Marktanteil von 12,9 Prozent Platz drei im Ranking der alkoholfreien Radler erreicht.
Nicht zuletzt habe auch das Mönchshof Kellerbier zum Erfolg der Marke Mönchshof beigetragen. Mit einem Absatzwachstum von 4,0 Prozent soll es seinen Marktanteil auf 26,8 Prozent ausgebaut haben.
Der Pilsmarkt in Deutschland sei auch 2021 von verheerenden Preisschlachten vor allem der nationalen Fernsehmarken, gekennzeichnet gewesen. Der Marktanteil der meistgetrunkenen Pilsbiere sei weiter rückläufig und das trotz der von den Handelsketten initiierten intensiven Werbemaßnahmen und Preisschlachten. „In diesem schwierigen Umfeld mussten wir uns behaupten,“ sagt Markus Stodden. „Kulmbacher ist es 2021 sehr gut gelungen die rückläufige Absatzmengenentwicklung im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich durch Absatzausbau im Handel auszugleichen. Dies führte zu einem Absatzplus von drei Prozent.“ Das „Edelherb“ im klassischen 20 x 0,5 Liter-Kasten sei auch 2021 unangefochtener Marktführer in Nordbayern geblieben und habe seinen Marktanteil auf 13,7 Prozent ausbauen können.

Das Geschäftsfeld der alkoholfreien Getränke umfasst in der Kulmbacher Brauerei AG im Wesentlichen die Absätze der Marke Bad Brambacher Mineralbrunnen. Getrieben durch die weiterhin steigende Nachfrage nach der Garten-Limonade und der Förderung von Glas-Mehrweggebinden habe Bad Brambacher ein weiteres Jahr in Folge wachsen und ein Absatzplus von 4,3 Prozent verzeichnen können.

Investitionen in den Kapazitätsausbau

Eigenen Angaben zufolge habe die Kulmbacher AG im abgelaufenen Geschäftsjahr 27,1 Millionen Euro in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen investiert. „Bedingt durch die seit Jahren nachhaltig wachsende Nachfrage nach unseren Bierspezialitäten sind wir am Standort Kulmbach an Kapazitätsgrenzen gestoßen“, führte Markus Stodden aus. „Um lieferfähig zu bleiben und die zukünftige Nachfrage bedienen zu können, investieren wir daher vorrauschauend über 30 Millionen Euro in die Erweiterung unseres Standortes in Kulmbach. Wir setzen dabei auf hochmoderne und leistungsstarke Technik, effiziente Logistikprozesse und eigenständige Energiegewinnung im Zeichen der Nachhaltigkeit.“

Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2022 führte Markus Stodden aus, dass das laufende Jahr maßgeblich durch mehrere Herausforderungen gekennzeichnet sei. „Die Corona-Pandemie ist noch nicht gänzlich ausgestanden. Die Anzeichen mehren sich jedoch, dass es im Sommer 2022 möglich sein sollte Großveranstaltungen durchführen zu können und die Gastronomie unbeschwert besucht werden kann.“ Darüber hinaus kam Ende Februar 2022 eine weitere schwerwiegende Schreckensnachricht: Der Ukraine-Konflikt mit Russland. Die unvorhersehbaren und äußerst dramatischen Kriegsereignisse erzeugen unsägliches Leid für die Menschen in der Ukraine. "Wir hoffen alle, dass dieses Leiden bald ein Ende hat und eine friedliche Lösung herbeigeführt werden kann", so Stodden. Die Ukraine-Krise führe zu weitreichenden gravierenden wirtschaftlichen Verwerfungen. 
Mit einhergehend sei  die angespannte aktuell kritische Entwicklung an den Märkten. Extreme Preissteigerungen in allen Bereichen, insbesondere jedoch im Energie- und Rohstoffsektor sind die Folgen. Darin sieht Stodden die größte Herausforderung für das laufende, aber auch für die künftigen Jahre: „Hier sind wir alle gefordert nicht nur die Verbräuche zu reduzieren, sondern alternative Lösungen zu finden und neue Wege zu gehen.“

Trotzdem blickt Stodden verhalten optimistisch in die Zukunft: „Wir sind überzeugt, dass unsere bisherige Strategie der regionalen Bierspezialitäten durch die Hinwendung der Verbraucher zu regionalen Produkten gestärkt wird. Folglich halten wir auch im kommenden Jahr daran fest, unsere Kernkompetenz im Bereich der Bierspezialitäten weiter auszubauen.“
In Summe rechnet die Kulmbacher Brauerei Aktien-Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2022 mit einer stabilen Umsatzsituation. Die gesteckten Ziele seien jedoch stark von externen Faktoren, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar sind, abhängig. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.