Inhaber Uwe Lauer hofft noch auf ein Wunder, wie er sagt - und darauf, dass die Bevölkerung nun aufwache und sich für den Erhalt der Brauerei einsetze. (Logo: Pfungstädter)
Inhaber Uwe Lauer hofft noch auf ein Wunder, wie er sagt - und darauf, dass die Bevölkerung nun aufwache und sich für den Erhalt der Brauerei einsetze. (Logo: Pfungstädter)

Ende der Pfungstädter Brauerei

Die Pfungstädter Brauerei stellt im Laufe des kommenden Jahres den Betrieb ein. Das hat Besitzer Uwe Lauer den Mitarbeitern des Unternehmens auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt.

Die Kündigungen für das Personal folgen nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) bereits wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Fristen zu Beginn des neuen Jahres. „Das Ende der Brauerei ist besiegelt“, sagte Lauer.

Die Hoffnung auf eine Zukunft der Pfungstädter Brauerei hatten viele Mitarbeiter bereits vor kurzem in der Sitzung des Stadtparlamentes aufgegeben. Da hatten die Stadtpolitiker die von Bürgermeister Patrick Koch (SPD) angeregte Bürgerbefragung zur Brauerei mit großer Mehrheit abgelehnt. Seitdem fürchteten sich einige Mitarbeiter vor einem Ende der Brauerei.  Nun ist die Betriebsschließung schneller gekommen als gedacht. So soll Ende März 2023 der letzte Liter Bier aus der Brauerei ausgeliefert werden, heißt es. Damit endet eine mehr als 190 Jahre dauernde Brauereitradition in Südhessen. 

Brauereigeschäftsführer Peter Winter bezeichnete gegenüber der FAZ es „als sehr bedrückend“, wie das Parlament über die Zukunft eines Traditionsbetriebes mit immerhin rund 70 Arbeitsplätzen hinweggegangen sei. „Die Entscheidung vom Montagabend war ein klares Signal“, so Winter. Inhaber Uwe Lauer soll am Mittwoch vor der Belegschaft eine sehr emotionale Rede gehalten haben. Eine einwandfrei funktionierende Brauerei, die nach der Abwendung einer Insolvenz inzwischen wieder wirtschaftlich arbeite, werde von der Politik ohne Not aufgegeben, kritisierte Lauer. Im vergangenen Jahr soll die Pfungstädter Brauerei einen Umsatz in Höhe von rund 15 Millionen Euro erwirtschaftet haben, so Lauer, der mit seinem Anlagenbauer Lauer GmbH rund 500 Mitarbeiter beschäftigt.

Wann genau das Brauen eingestellt werden soll, stehe noch nicht endgültig fest. Der Pachtvertrag für das Grundstück soll bis zum 31. Dezember 2023 laufen, auf dem sich die Brauerei befindet. Bis dahin müssen die Gebäude leer und alle Maschinen sowie die Braukessel abgebaut sein, heißt es. Ein Teil der Einrichtung soll angeblich an andere Brauereien verkauft werden. Uwe Lauer soll laut FAZ in den vergangenen Jahren rund 4 Millionen Euro investiert haben, um die Pfungstädter Brauerei wieder zukunftsfähig zu machen. Sogar neues Personal wurde eingestellt und die Produktpalette ausgebaut. 

Die Brauerei in das Pfungstädter Gewerbegebiet zu verlagern, sei laut Peter Winter nicht zu machen. Die Stadt habe der Brauerei zwar das Grundstück avisiert, konkret sei aber noch nichts entschieden. Mindestens 30 Millionen Euro würde der Bau einer neuen Brauerei kosten, sagt Winter. Fakt sei nach Angaben von Uwe Lauer, dass die Brauerei an einem anderen Standort „definitiv keine Zukunft hat“. Trotzdem hofft Lauer noch auf ein Wunder, wie er der FAZ sagt. 

Das zur Hopp-Gruppe gehörende Unternehmen Conceptaplan wolle nun das derzeitige Brauereigrundstück schnell entwickeln und macht Druck. Man wolle „nach dem klaren Votum der Stadtverordnetenversammlung“ jetzt schnell „ein städtebauliches Vorzeigeprojekt mit viel Grün und einem modernen Energiekonzept“ realisieren. //GZ

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.