Foto: SZ-Designs - Fotolia
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Schiedsgericht: Beckstoffer muss 4,9 Mill. Euro zahlen

Der kalifornische Weinunternehmer Tuck Beckstoffer wurde von einem Schiedsgericht zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 4,9 Mill. Euro an das Weingut Amulet Estate verurteilt, an welchem er selbst bis zu diesem Zeitpunkt noch 30 Prozent der Anteile hielt – diese muss er jetzt abtreten. Darüber hatte zunächst der San Francisco Chronicle berichtet.

Weder Beckstoffer selbst noch einer der (anderen) Besitzer von Amulet Estate hatten sich der Zeitung gegenüber geäußert, die ihre Informationen aus Gerichtsunterlagen bezog. Aus diesen ging hervor, dass Beckstoffer Gelder aus dem Betriebsvermögen für dekadente Privatausgaben genutzt hat. Beckstoffer war ursprünglich alleiniger Besitzer von Amulet Estate, das bis 2020 auch noch Tuck Beckstoffer Wines hieß. 2016 hatte das Investmentunternehmen Generation Capital Anteile des Betriebs übernommen. 2019 waren dann dem Präsidenten von Generation Capital, Matthew Cribbins, die Unregelmäßigkeiten aufgefallen.

Offenbar pflegte Beckstoffer einen extravaganten Lebensstil, sodass sein kolportiertes Jahresgehalt von 432.540 Euro nicht ausreichte, um seinen persönlichen »American Dream« leben zu können. Zumindest hat er wohl Gelder des Weingutes verwendet, um unter anderem für rund 96.000 Euro seinen Privatgarten umgestalten zu lassen, für etwa 37.490 Euro halbautomatische Waffen und Munition zu ordern und einen alten Ford Pick-Up für umgerechnet 356.448 Euro »pimpen« zu lassen, beispielsweise mit einem 900-PS-Motor – letzteres allerdings mit Zustimmung der übrigen Weingutspartner von Generation Capital, denen er jedoch den Umfang der dafür nötigen Ausgaben verschwiegen haben soll.

Auch »Naturalien«, sprich Produkte und Dienstleistungen des Weinguts, soll er beispielsweise einem Privatjet-Unternehmen angeboten haben, um im Gegenzug deren Jets für private Zwecke nutzen zu können. Teilweise soll er auch Dokumente wie Rechnungen etc. gefälscht haben, um den Anschein zu erwecken, die Ausgaben seien für Weingutszwecke aufgewendet worden, heißt es in Gerichtsakten. 

Im Oktober 2020 war Beckstoffer aus seiner Position als Manager und CEO beim Weingut entlassen worden, bald darauf erfolgte die Umbenennung in Amulet Estate. Seine Partner hatten ihre Klage gegen ihn bei Gericht eingereicht, diese wurde dann an ein Schiedsgericht weiterverwiesen. Beckstoffer reichte dort daraufhin eine Reihe von Gegenklagen ein, die jedoch allesamt zurückgezogen oder abgewiesen wurden. In der Urteilsbegründung heißt es, seine (ehemaligen) Partner »haben bewiesen, dass Herr Beckstoffer über mehrere Jahre hinweg immer wieder Gelder und Vermögenswerte des Weinguts veruntreut hat, manchmal durch ausgeklügelte betrügerische Machenschaften und manchmal durch offenen Diebstahl und leicht zu widerlegende Lügen«.

Noch unklar ist, was mit den Anteilen am Weingut geschieht, die Beckstoffer nun im Rahmen der Schlichtungsvereinbarung abtreten muss. RED 

Ausgabe 9/2024

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Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

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