Jahrelang war der Begriff "Brauereisterben" ein Fremdwort für die Bierbranche. Seit Ausbruch von Corona und dem Ukrainekrieg haben sich die Vorzeichen mit einem Braustättenrückgang von -3 Prozent ins Negative gedreht. (Foto: stock.adobe.com -  romaset)
Jahrelang war der Begriff "Brauereisterben" ein Fremdwort für die Bierbranche. Seit Ausbruch von Corona und dem Ukrainekrieg haben sich die Vorzeichen mit einem Braustättenrückgang von -3 Prozent ins Negative gedreht. (Foto: stock.adobe.com - romaset)

Weniger Brauereien durch Krisen

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Brauereien in Deutschland um 45 Betriebe (3 Prozent) zurückgegangen, meldet der Deutsche Brauer-Bund (DBB), der sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) beruft. Danach gab es 2022 bundesweit 1.507 Brauereien – im Jahr 2019 waren es noch 1.552.

Die Bundesländer mit der höchsten Zahl an Betriebsaufgaben seit dem Jahr 2019 seien Bayern (-24), Nordrhein-Westfalen (-14) und Hessen (-10). In Schleswig-Holstein sei die Zahl der Brauereien entgegen dem Trend auch in Krisenzeiten leicht gewachsen, in Baden-Württemberg und Niedersachsen sei die Zahl der Betriebe unverändert geblieben.

Bis zur Corona-Pandemie sei die Zahl der Brauereien in Deutschland laut DBB kontinuierlich gestiegen, und zwar um mehr als 270 Betriebe seit der Jahrtausendwende. „Die monatelangen Lockdowns für das Gastgewerbe und die Absage vieler tausend Veranstaltungen haben den Markt für Fassbier komplett zusammenbrechen lassen. Diese Einbußen haben viele Brauereien an die Grenzen ihrer Existenz gebracht“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele. Die jüngste Entwicklung sei besorgniserregend: „Über viele Jahre war der Begriff Brauereisterben ausgestorben, nun erleben wir leider eine traurige Trendwende. Immer mehr Brauereien stehen massiv unter Druck – die Corona-Krise ging nahtlos in eine Energiepreiskrise über.“ Die deutschen Brauereien seien seit Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion Russlands in der Ukraine außerdem mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert, so Eichele.

Der DBB sieht nach eigenen Angaben in dem anhaltend hohen Kostendruck und der Inflation die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr, neben der Aufrechterhaltung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung. Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasten die Unternehmen, was sich auch auf die Bierpreise in Handel und Gastronomie auswirken werde. Mit Blick auf die schwierige Gesamtlage der deutschen Brauwirtschaft appelliert der DBB an die Politik, alle Vorhaben zu unterlassen, die mit weiteren Belastungen für die Betriebe verbunden wären. „Unternehmen, die nach drei Krisenjahren mit dem Rücken zur Wand stehen, brauchen mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie“, so Eichele.

Einem Marktreport des Hopfenanbauers BarthHaas zufolge sei Deutschland mit einem jährlichen Gesamtbierabsatz von zuletzt rund 8,8 Milliarden Liter Bier – exklusive alkoholfreier Sorten – weiterhin die größte Braunation in Europa, vor Russland (8,2 Milliarden Liter in 2021), Großbritannien, Polen und Spanien (mit jeweils 3,8 Milliarden Liter). Weltweit bleibe China (36 Milliarden Liter) vor den USA (20,4 Milliarden Liter) und Brasilien (14,3 Milliarden Liter) der größte Bierproduzent (Quelle: ). Platz 4 belegt Mexiko mit 13,5 Milliarden Liter. Deutschland steht auf Platz 5 der weltgrößten Braunationen. //gz

>>Statistik von Destatis: Betriebene Brauereien

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.