Kunden und Kundinnen sollen beim Einkauf bewusst auf umweltfreundliche Mehrwegflaschen setzen und auf unökologische Getränkedosen und Einweg-Plastikflaschen verzichten. (Foto: Barthel / DUH)
Kunden und Kundinnen sollen beim Einkauf bewusst auf umweltfreundliche Mehrwegflaschen setzen und auf unökologische Getränkedosen und Einweg-Plastikflaschen verzichten. (Foto: Barthel / DUH)

Massive Stärkung des Mehrwegsystems gefordert

Zur Bundestagswahl fordert die Mehrweg-Allianz eine massive Stärkung des Mehrwegsystems in Deutschland und startet heute zudem eine Neuauflage der Kampagne "Mehrweg ist Klimaschutz".

Dazu brauche es Sofortmaßnahmen, um die gesetzliche Mehrwegquote von 70 Prozent endlich zu erreichen, so die beteiligten Umwelt- und Wirtschaftsverbände. Notwendig seien vor allem die Einführung einer Lenkungsabgabe auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen von mindestens 20 Cent zusätzlich zum Pfand sowie eine klare Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg auf dem Produkt. Aktuell werde die vorgegebene Mehrwegquote von weiten Teilen des Handels nach Meinung der Mehrwegallianz "boykottiert" und beträgt lediglich 41 Prozent. Regionale Mehrwegflaschen seien die klimafreundlichste Getränkeverpackung und müssten fester Bestandteil einer Klimaschutzstrategie der künftigen Bundesregierung sein. Würden alle alkoholfreien Getränke ausschließlich in Mehrweg- statt in Einwegflaschen abgefüllt werden, so ließen sich laut Mehrwegallianz "jedes Jahr 1,4 Millionen Tonnen CO2 einsparen".

Um über die Umwelt- und Klimavorteile von Mehrweggetränkeverpackungen aufzuklären, startet die Mehrweg-Allianz heute zudem eine Neuauflage der Kampagne "Mehrweg ist Klimaschutz". In den sozialen Medien und in über 5.000 Getränkemärkten sollen Verbraucherinnen und Verbraucher mit neuen Kampagnenmaterialien über die Funktionsweise und Umweltfreundlichkeit von Mehrwegflaschen informiert werden. 

Massive Kritik an großen Getränke- und Handelskonzernen

Die Mehrweg-Allianz kritisiert deutlich Unternehmen wie Aldi, Lidl oder Pepsi: "Sie bewerben in Nachhaltigkeitsbroschüren ihr vermeintliches Umweltengagement. In der Realität unterlaufen sie jedoch die Ziele des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung, indem sie der Umsetzung der gesetzlichen Mehrwegquote nicht nachkommen", heißt es unisono. Pro Jahr würden in Deutschland mehr als 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen hergestellt. Diese bestünden zu rund 70 Prozent aus fossil basiertem Neumaterial und heizten damit den Klimawandel an, heißt es seitens der Mehrweg-Allianz. Allein Lidl sei nach eigener Aussage für die Herstellung von jährlich 3,2 Milliarden Einweg-Plastikflaschen verantwortlich.

Kampagnen der einwegorientierten Getränkeindustrie zur vermeintlichen Umweltfreundlichkeit von Einweg-Plastikflaschen aus Recyclingmaterial bezeichnet die Mehrweg-Allianz als "Greenwashing". Es sei der verzweifelte Versuch, die Verbraucherinnen und Verbraucher an der Nase herum zu führen und vom wachsenden Plastikmüll-Problem abzulenken. 100 Prozent Recyclingmaterial wird nur in wenigen Flaggschiffprodukten eingesetzt, der durchschnittliche Rezyklateinsatz beträgt nur etwa 31 Prozent und bei jedem Recyclingvorgang geht Material verloren. Auch der Recyclingprozess und die Aufbereitung alter Plastikflaschen verbraucht viel Energie, Wasser und Chemikalien. So werden die Kunststoffe bis zu vier Mal aufgeschmolzen und mit Natronlauge sowie Salzsäure behandelt.

Aber auch Getränkekartons seien keine umweltfreundliche Alternative zu Mehrwegflaschen. Die Kartons seien laut Mehrweg-Allianz kurzlebige Einwegverpackungen, die oft zu mehr als der Hälfte aus Plastik bestehen. Die wirkliche Recyclingquote betrage nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe gerade einmal rund 30 Prozent. Getränkekartons sollten deshalb mit einem Einwegpfand von 25 Cent belegt werden. Nur so ließen sich die niedrige Sammelmenge und Recyclingquote steigern.

Die "Mehrweg-Allianz" besteht aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH), dem Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (VDGE), dem Verband Private Brauereien Deutschland und dem Verband Pro Mehrweg. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.