Fest- und Feiertage bedeuten üblicherweise den Höhepunkt des Jahres für das Schaumwein-Geschäft. (Foto: svetlana cherruty - stock.adobe.com).
Fest- und Feiertage bedeuten üblicherweise den Höhepunkt des Jahres für das Schaumwein-Geschäft. (Foto: svetlana cherruty - stock.adobe.com).

Es prickelt weniger im Sektmarkt

Die großen Aktionsaufbauten am Point-of-Sale und in festtägliche Outfits gekleidete Sektflaschen lassen keinen Zweifel aufkommen: Mit den bevorstehenden Feiertagen erreicht die Schaumweinbranche üblicherweise wieder ihren Jahres-Peak. Sollte sie zumindest. Allerdings rechnen einige Hersteller und Markenimporteure nach dem bisherigen Verlauf allenfalls mit einem stabilen Jahresendgeschäft. Nach Sektlaune klingt das nicht gerade. Steigen dürften vor allem die Umsatzzahlen – inflationsbedingt. Laut Circana-Marktforschung sind die Preise im laufenden Jahr (Januar bis September 2023 vs. Vorjahreszeitraum) nämlich im Schnitt um 5,1 Prozent geklettert und haben dem Lebensmittelhandel (inkl. Discount, Drogeriemärkte, GAM, C&C) ein Plus von 3,2 Prozent auf 1,406 Milliarden Euro beschert. Zeitgleich sind die Absatzmengen allerdings um 1,8 Prozent (auf 364,4 Mio. Euro) gesunken – die Entwicklung des Sektmarktes ist also bislang durch ein höheres Preisniveau bei Marken und Handelsmarken getrieben.
 

Sekt-Handelsmarken mit Problemen, Cash & Carry stabil

Der Teilmarkt Sekt/Champagner bleibt im Umsatz stabil (+0,4 %), verliert aber im Absatzvolumen (-3,0 %). Zum einen ist die Entwicklung durch deutliche Rückgänge im Segment Champagner (nach der Corona-Hochphase), zum anderen bei Crémant und Sekt vor allem durch Verluste der Handelsmarken bedingt. Die Harddiscounter sind (Stand Ende September) laut Circana bislang stärksten Umsatz- und Absatztreiber (Umsatz: +8,2 %; Absatz +3,8 %), der Markendiscount wiederum kann nur noch umsatzbezogen kräftig zulegen. Überdurchschnittlich gute Ergebnisse im Schaumweinmarkt hat bisher der C&C eingefahren – die Preise sind hier nahezu stabil geblieben. Im übrigen LEH verzeichnen die Marktforscher hingegen sinkende Absatzmengen (Verbrauchermärkte), bei den Supermärkten zusätzlich auch Umsatzverluste.

Internationale pirschen sich deutschen Marktanteilen an

Deutsche Produkte haben im Schaumweinmarkt mit 53 Prozent den größeren Marktanteil gegenüber den internationalen Herkünften, verlieren im laufenden Jahr allerdings gegen diese einen Prozentpunkt. Umsatzbezogen können diese stärker zulegen als die deutschen und bleiben im Absatz nahezu stabil, obwohl auch in anderen Ländern die Preise inflationsbedingt entsprechend angezogen haben. Nach wie vor residiert weißer Sekt unter den Farben hierzulande mengenmäßig an erster Stelle, gefolgt von rotem Sekt und Rosé. Letzteres Segment liegt nach wie vor im Trend und gewinnt weiter leicht hinzu.

Eher vorsichtige Prognosen für das Jahresendgeschäft

Dr. Alexander Tacer, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien, sieht die Sektbranche insgesamt auf einem guten Weg, wieder das Vor-Pandemie-Niveau zu erreichen. Auch wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angespannt blieben, hätten Konsumentinnen und Konsumenten das Bedürfnis nach Genussmomenten. Sein Fazit: „Die Sektlaune bleibt stabil.“

Dennoch beobachten nicht wenige Sekthäuser die Entwicklung des für sie sehr wichtigen Jahresendgeschäfts mit Skepsis oder Zurückhaltung. Bei Schloss Wachenheim beispielsweise verzichtete man „aufgrund der außerordentlich unsicheren und komplexen Rahmenbedingungen“ ganz auf eine entsprechende Stellungnahme. Man hoffe nach einem gut vorbereiteten Jahresendgeschäft mit dem Handel nun auf wiederkehrende Konsumlaune, heißt es aus der Sektkellerei.

Henkell Freixenet erwartet trotz der konjunkturellen Lage zwar „ein ordentliches Jahresendgeschäft“, aber durch die weiteren Kostensteigerungen sei eine genauere Vorhersage derzeit nicht möglich.

Philipp Gattermayer, Mitglied GF, Henkell Freixenet

"Unsere Markenprodukte sind besonders gefragt."

Hoffnung auf nur vorübergehende Kaufzurückhaltung

Rotkäppchen-Mumm dagegen geht derzeit für die nahende 
Festtagssaison und die eigenen Produkte „von einer sehr guten Nachfrage“ aus – dies allerdings vornehmlich im Sektbereich. Mit Blick auf die Segmente Champagner, Crémant und Prosecco Spumante spricht Stephanie Schieszl, Marketing Director Geschäftsbereich Sekt und Wein, dagegen von einer herausfordernden Nachfrageentwicklung. Zuletzt habe sich gezeigt, dass Konsumentinnen und Konsumenten vor allem bei den höherpreisigen Angeboten eher zurückhaltend agieren würden.

Auch in Krisenzeiten einen kleinen Luxus gönnen

Wiederum wisse man aus der Historie, dass sich die Menschen gerade in Krisenzeiten zu besonderen Anlässen auch gerne den kleinen Luxus gönnen würden, wenn sonstige größeren Investitionen oder Anschaffungen ausblieben. Mit den beiden Champagnermarken Piper-Heidsieck und Charles Heidsieck im eigenen Vertriebs-Portfolio stellt man sich bei Rotkäppchen-Mumm daher entgegen den derzeitigen Entwicklungen in diesem Segment immerhin auf ein stabiles Jahresendgeschäft ein.

Dr. Alexander Tacer, GF, Verband Deutscher Sektkellereien

"Die Sektlaune bliebt stabil."

Trend: Exklusive Produkte mit regionalem Charakter

Optimistisch zeigt sich die Sektkellerei Josef Drathen, dies vor allem mit Blick auf die eigene Spezialisierung auf Private Label-Produkte und Sonderabfüllungen. Sowohl in den wichtigen Geschäftsbereichen Getränkegroß- und -fachhandel wie auch in der Versorgung selbstständiger LEH-Kaufleute stellt Verkaufsleiter Christian Eiserloh einen deutlichen Nachfrageanstieg bei Eigenmarken fest und freut sich über die jährlich weiter steigende Marktbedeutung des Unternehmens in diesem Sektor. Impulse setzten dabei das wieder zunehmende Veranstaltungsgeschäft sowie der Wunsch vieler selbstständiger Händler nach exklusiven Produkten mit regionalem Charakter. Erfolgreich positioniert hat sich Josef Drathen auch im Segment alkoholfreie Schaumweine und beobachtet hier ebenfalls ein starkes Wachstum.
 

Alkoholfreie Alternativen wachsen rasant

Diesen Trend bestätigt letztlich auch die Marktforschung: Mit plus 12,5 Prozent im Absatz und plus 16,3 Prozent im Umsatz setzen die alkoholfreien Sektalternativen laut Circana ihre positive Entwicklung der letzten Jahre 2023 weiter fort, sind der reinen Nische bereits entwachsen und zu einem wichtigen Wachstumstreiber für den Schaumweinmarkt geworden. Mittlerweile stehen diese Produkte für 7,7 Prozent der Menge und 5,6 Prozent des Umsatzes. Knapp ein Drittel des Umsatzvolumens entfallen dabei auf Marktführer Rotkäppchen.

Auch Henkell Freixenet ist seit 2022 mit der Marke Freixenet 0,0 % in diesem Segment vertreten und freut sich in den letzten Monaten über deutlich überdurchschnittliche Zuwächse. „Unsere Markenprodukte sind besonders gefragt, da sie sich qualitativ nicht und geschmacklich kaum von dem alkoholhaltigen Pendant unterscheiden“, heißt es dazu von Philipp Gattermayer, Mitglied der Geschäftsführung Henkell Freixenet Deutschland. Nach wie vor würden die Verbraucher nach Marken greifen, denen sie vertrauen, diese Entwicklung könne man auch im Schaumweinmarkt weiterhin beobachten.

Brigitte Oltmanns, GZ 24/23

Regional, alkoholfrei, Luxus: Mit den Produktneuheiten gehen die Hersteller mit den Trends und werben so um die Gunst der Shopper.
Regional, alkoholfrei, Luxus: Mit den Produktneuheiten gehen die Hersteller mit den Trends und werben so um die Gunst der Shopper.

Power fürs Sektregal: Neue Produkte und Flaschen im Festtagslook sollen die Nachfrage zum Jahresende anheizen.

Konjunkturelle Schwäche und tiefe Verbraucherunsicherheit hin oder her: Sekt erfreut sich in Deutschland großer Beliebtheit. Beim Pro-Kopf-Verbrauch von Schaumwein ist Deutschland mit rund 3,2 Litern pro Jahr sogar Weltspitze, weiß die erste repräsentative Forschungsstudie zum Sektkonsum der Deutschen, die Ende 2023 vom Verband Deutscher Sektkellereien und der Hochschule Geisenheim University herausgegeben worden ist. Die Studienergebnisse zeigen unter anderem, dass an festlichen Anlässen wie Weihnachten, an Geburtstagen, zu Treffen mit Freunden, aber zunehmend auch für Genussmomente im Alltag beispielsweise als Essensbegleitung Sekt bevorzugt wird. Tatsächlich trinken nach eigenen Angaben 11 Prozent der befragten über 800 Teilnehmer der Studie „It’s all about Sekt“ mindestens einmal pro Woche Sekt. Betrachtet man die Gesamtheit aktiver Konsumenten, so gibt es laut Studie sogar mehr Sekt- als Weintrinker in Deutschland.

Grund genug für die Schaumweinbranche, ihre Portfolios im laufenden Jahr auch weiter auszubauen. Dabei tragen Hersteller und Importeure sowohl dem Trend zu Alkoholfrei Rechnung als auch der wachsenden Bedeutung der Kategorie Internationale Schaumweine. Beispiel Henkell Freixenet: Pünktlich zum „Dry January“ bringt das Unternehmen seine italienische Prosecco-Marke Mionetto ab Januar 2024 auch als 0,0%-Produkt ins Regal. Die laut Henkell Freixenet meistverkaufte internationale Prosecco-Marke soll mit der alkoholfreien Alternative neue Zielgruppen für das italienische Lebensgefühl in unterschiedlichsten Konsumanlässen erschließen. Die alkoholfreie Variante soll sich laut Henkell durch feinperliges Moussieren, eine helle strohgelbe Farbe und einen fruchtigen Geschmack mit leichter Süße auszeichnen und präsentiert sich im Regal in einem kräftigen, auffälligen Orange-Schwarz-Flaschendesign. Wie groß das Potenzial für den Neuzugang im Mionetto-Portfolio ist, dokumentiert das Wiesbadener Unternehmen mit dem Absatzvolumen der Gesamtmarke, das laut Circana Handelspanel in den letzten fünf Jahren (2018-2022) um fast 25 Prozent gestiegen ist. Der Gesamtmarkt für Schaumwein legte nach diesen Angaben im gleichen Zeitraum nur um 0,3 Prozent zu. Mionetto 0,0% richtet sich in der Kundenansprache vor allem an Premiumkäufer und ist in der 0,75-Liter-Flasche zu einem UVP von 9,79 Euro erhältlich.

Sinkenden Champagnerabsatz entgegenwirken

Der französische Schaumweinexporteur Bouvet-Ladubay hat sein Portfolio ebenfalls erweitert. Vor dem Hintergrund sinkender Champagnerabsätze sowie anderer französischer AOP-Schaumwein-Mengen im deutschen Markt hat das Unternehmen nach eigenen Angaben erfolgreich agiert und in den ersten 9 Monaten 2023 gegen den Trend beachtliche Umsatz- und Volumensteigerungen mit Crémant de Loire realisieren können. Man habe im Frühjahr zwar aufgrund der Inflation eine Kaufzurückhaltung gespürt, erklärt der Exportverantwortliche für Deutschland, Benoit Defranoux. In diesem Herbst sei jedoch ein günstiger Roséwein (Bouvet Saumur Brut de Loire Rosé) im deutschen Markt eingeführt worden, der eine sehr gute Resonzanz im Handel erziele.

Die Champagner-Cuvee Lanson (ehemals bei Borco angesiedelt) wurde in diesem Jahr von Vertriebspartner Mack & Schühle übernommen. Jetzt hat das Champagner-Haus Lanson mit Le Black Création 257 die erste Edition der neuen Le-Black-Création-Linie auf den Markt gebracht und offenbart damit erstmals vollständig die „DNA“ dieses Champagners – eigentlich das bestgehütete Geheimnis eines Champagnerhauses. Interessierte Verbraucher können über den abgedruckten QR-Code auf der Flasche Wichtiges zu Rebsorten, Jahrgang einschließlich der Reserve-Weine, Ausbauart im Stahl- oder Holzfass sowie weitere Feinheiten der Herstellung erfahren. Für den Non-Vintage-Champagner sei dies eine besondere Auszeichnung und zeuge von der hohen Cuvee-Qualität des Champagners, heißt es bei Mack & Schühle. Die neue Linie ist im Lebensmittelhandel, im Getränkefachhandel und in der Gastronomie erhältlich (ab 43,99 €/0,7 l). 
Zum 1. Januar 2024 wird Mack & Schühle außerdem offizieller Distributionspartner für den Markenartikler Simex und übernimmt hierzulande damit unter anderem den Vertrieb der deutschen Sektmarke Krimskoye. Diese existiert seit 1962, gilt als unter Kennern sehr bekannte und beliebte Nischenmarke und soll, so der Hersteller, für Tradition, Qualität und Raffinesse stehen. Krimskoye-Sekt gibt es in den Geschmacksrichtungen rot-mild, halbtrocken, brut und rosé.

Schaumwein als kulinarischen Begleiter platzieren

Unter der Marke Käfer hat die Weinkellerei Peter Mertes bereits im Spätsommer mit dem neuen Chardonnay Brut erstmals einen Schaumwein für das renommierte Münchener Feinkosthaus gelauncht. Grundlage des jüngsten Neuzugangs der Käfer-Familie sind ausgesuchte Grundweine mit einer floralen Note, die Frische und Volumen auf spielerische Weise verbinden sollen. Dank ihres weinigen Stils eignet sich die prickelnde Neuheit nach Angaben von Mertes nicht nur zum festlichen Anstoßen, sondern auch als Begleiter eines kulinarischen Essens. Das Münchner Feinkosthaus Käfer bürgt mit seinem Markenzeichen für die Wertigkeit seines neuen Schaumweins und will mit der alljährlichen TV-Werbung für Markenbekanntheit und Vertrauen sorgen. Im Handel ist der neue Käfer Chardonnay Brut ab sofort zu einem UVP von 7,99 Euro erhältlich. Am Point-of-Sale unterstützen Zweitplatzierungen den Abverkauf. 
In den letzten Wochen vor dem Jahreswechsel wird es für viele Marken noch mal richtig glanzvoll.

Beispielsweise bei Rotkäppchen-Mumm: Der Premiumsekt Godefroy von Mumm ist Mittelpunkt der neu entwickelten 360° Jahresendkampagne. Am PoS sollen Displays und Regalelemente sowie eine große Multibrand-Jahresendplatzierung für Aufmerksamkeit sorgen. Medial wird die Kampagne für fünf Wochen im Fernsehen und von Oktober bis Dezember in ausgewählten Kinos zu sehen sein. Begleitet wird der mediale Aufschlag von einer Digitalkampagne sowie digitalen Out-of-home Platzierungen in PoS- und Bahnhofsnähe. Passend zur Weihnachtssaison bringt Henkell neben zahlreichen Kaufzugaben für die Sektmarken wieder eine goldene Limited Edition von Henkell Trocken in den Handel. Seit Oktober ist unter der Marke Fürst von Metternich zudem eine Sonderedition zu Ehren des 250. Geburtstages des Namensgebers Clemens W. L. auf dem Markt. Der Fürst von Metternich deutscher Jahrgangssekt 2018 b. A. Rheingau Riesling Brut soll das besondere Terroir des Rheingaus hervorheben.

Schloss Wachenheim bietet Kunden anlässlich eines PoS-Jahresend-Gewinnspiels für die gleichnamige Sekt-Hausmarke die Chance, Karten für ein Loungekonzert eines Starmusikers am 20.12. auf Schloss Wachenheim in der Pfalz zu gewinnen – mit dazu passenden kulinarischen Sekterlebnissen in besonderem Ambiente. Die Aktion wird mit Flaschenhalsanhängern und Displayaufstellern für Schloss Wachenheim begleitet und durch Radio Spots auf RPR 1 sowie Social-Media-Aktivitäten unterstützt.

Brigitte Oltmanns, GZ 24/23

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