Installation der neuen Antifrost-Windmaschine der Kellerei Caprai.
Installation der neuen Antifrost-Windmaschine der Kellerei Caprai.

Caprai führt Italiens 1. Windmaschine ein

Marco Caprai macht seinem Ruf als Pionier im Weinbau einmal mehr alle Ehre. Der Besitzer der Kellerei Arnaldo Caprai aus Umbrien, der einst den Sagrantino di Montefalco erneuerte und seit 2008 das Umweltschutzprojekt »The New Green Revolution« vorantreibt, hat die erste Frostschutzwindmaschine in einem Weinberg Italiens installiert.

»Das ist nur der jüngste Schritt, den wir im Rahmen von Präventivmaßnahmen durchgeführt haben. Das Problem der Spätfroste im Frühling ist weit verbreitet, aber in Umbrien ist es inzwischen viel schwerschwiegender als die Hagelfälle geworden. Diese Windmaschine ist ein großer, einziehbarer Propeller, der einklappt und aus dem Blick verschwindet, wenn er nicht in Betrieb ist. Einmal programmiert, aktiviert er sich automatisch sobald die Temperaturen unter die eingegebene Schwelle fallen. Wir hatten schon Gelegenheit, ihn ein paar Nächte lang auszuprobieren, weil die Temperaturen hier in Montefalco auf minus 2 Grad abgefallen waren. In dem Gebiet, in dem wir die Windmaschine aufgestellt haben – ein Apparat deckt etwa 5 bis 6 Hektar ab – , gelang es uns die Temperaturen um 5 bis 6 Grad zu erwärmen«, erklärt Marco Caprai. Er hat für das Weingut ebenfalls eine Nebelkanone angeschafft. »Man kann sagen, dass sie die gleiche Funktion hat wie die Frostschutzkerzen, aber sie ist viel praktischer und agiert schneller«, so Caprai.

Die »New Green Revolution« hatten Caprai und acht weitere Weingüter aus Montefalco (Adanti, Antonelli, Antano, Colleallodole, Perticaia, Scacciadiavoli und Tabarrini) im Jahr 2008 eingeleitet, unterstützt von der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Mailand und dem Forschungspark für Technologie im Lebensmittelbreich der Region Umbrien. »Revolutionen macht man nicht an einem Tag. Um echte Nachhaltigkeit herzustellen, muss man eine Vielzahl von Lösungen schaffen, die zur perfekten Reife der Traube führen. Die Windmaschine ist nur das jüngste Beispiel. Wir haben beispielsweise auch Sensoren zum Messen der Wassermenge im Weinberg. Leidet die Pflanze zu stark in der fortgeschrittenen Reifephase im Juni, Juli, melden sich die Sensoren und die Bewässerunsanlagen können aktiviert werden. Wir verwenden ebenfalls ein Datenerfassungssystem, das uns ein genaues Bild über die verschiedenen Krankheiten einer Pflanze verschafft, damit wir die Pflanzenschutzmittel so weit wie möglich runterfahren können«, führt Caprai aus. 

Neben mehr Nachhaltigkeit bringen Caprais Hightech-Anlagen auch wirtschaftliche Vorteile mit sich. Der Arbeitszeiteinsatz sei von 600 auf 250-300 Stunde pro Hektar gesunken. Dank der Daten, die Grape Assistance und Smart Meteo liefern, können mindestens ein Drittel und bis zu 60 Prozent an Pflanzschutzmitteln eingespart werden im Vergleich zu den üblichen Praktiken. »Heute haben wir die Möglichkeit die digitale Revolution mit den Händen zu greifen und mit Instrumenten, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar waren«, so Caprai. vc

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Ausgabe 9/2024

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