Das 0,33-Liter-Individualgebinde mit Reliefschrift wird bald von der 0,33-Liter-Longneck-Mehrwegflasche der GeMeMa abgelöst. (Foto: Radeberger)
Das 0,33-Liter-Individualgebinde mit Reliefschrift wird bald von der 0,33-Liter-Longneck-Mehrwegflasche der GeMeMa abgelöst. (Foto: Radeberger)

Radeberger verzichtet auf Individualflasche

Die Radeberger Exportbierbrauerei hat eigenen Angaben zufolge eine wegweisende Entscheidung getroffen: Sie verzichtet zukünftig im Bereich „0,33-Liter-Gebinde“ auf ihre Individualflasche – und stellt, "auch als Beitrag zur Stabilisierung des durch wachsende Komplexitäten unter Druck geratenen Mehrwegsystems, auf eine Pool‐Flasche" um. Der Clou: Sie setzt künftig auf den 0,33-Liter-Longneck‐Pool der Gesellschaft für Mehrweg‐Management (GeMeMa), der vor kurzem im Markt gestartet ist.

Umstellung läuft bereits auf Hochtouren

Laut Radeberger laufe die Umstellung bereits auf Hochtouren, erste Abfüllchargen seien bereits in die neuen Einheitsgebinde gefüllt – und würden ab Anfang März nach und nach in den Markt gebracht: So löse die 0,33l‐Longneck‐Poolflasche schrittweise die 0,33-Liter‐Individualflasche von Radeberger Pilsner ab. Die Konsequenz daraus: Ein Flaschentyp weniger im Getränkemarkt, der sortiert werden muss – so sollen nach Angaben von Radeberger zumindest in diesem Marktsegment Komplexitäten für alle Marktteilnehmer reduziert werden. „Radeberger Pilsner war eine der ersten Biermarken, die in Deutschland national mit einer Individualflasche in den Markt gestartet ist – als Antwort auf den nicht geregelten, daher schlecht gepflegten und vor allem qualitativ nicht mehr akzeptablen NRW‐Pool,“ erläutert Axel Frech, Geschäftsführer der Radeberger Exportbierbrauerei. Und er ergänzt: „Heute, anderthalb Jahrzehnte später, besteht zum allerersten Mal eine echte Chance, im deutschen Biermarkt einen geregelten Pool aufzusetzen, der die hohen Anforderungen an Qualität langfristig sichert, Investitionen in Poolgebinde wieder sinnvoll macht – und dem eigenen Markenauftritt zugutekommen lässt.“

Da sei es nur konsequent, dass Radeberger Pilsner nun erneut an der Spitze der Bewegung stehe, so Frech: „Im Sinne des wichtigen und nachhaltigen Mehrwegsystems und somit zur Absicherung der Lieferketten aller Brauer unterstützen wir diese für die gesamte Branche sinnvolle Pool‐Initiative ‐ und bekennen uns klar zu dem nun etablierten Pool der Gesellschaft für Mehrweg‐Management (GeMeMa), den unser Mutterhaus mit initiiert hat. Es ist ein klares Signal, dass wir es mit diesem Pool ernst meinen.“ Und er stellt klar: „Auf die 0,33-Liter-Flasche entfällt zwar nicht der Löwenanteil unserer Mengen, das wollen wir gar nicht verschweigen. Allerdings ist es eben genau diese Gebindegröße, die gerade weiter in Individualisierung zu kippen droht – da zählt jeder Beitrag. Und wir leisten unseren nun gern.“

Radeberger bekennt sich zum Mehrwegsystem

Trotzdem sei die Entscheidung, in diesem Gebinde auf die etablierte und von vielen Verbrauchern geschätzte 0,33-Liter‐Individualflasche zu verzichten, nicht leichtfertig getroffen worden: „Klar ist: Die besondere Flasche ist ein nicht unwesentlicher Teil des besonderen Markenauftritts unseres Radeberger Pilsners“, so Frech. Allerdings gelte auch: „Wir bekennen uns zum Mehrwegsystem. Deswegen haben wir die sich jetzt in diesem Segment bietende Chance gerne und vor allem mit voller Überzeugung ergriffen.“

Die Umstellung von der 0,33l‐Individualflasche ist bereits angelaufen, der Abtausch im Markt startet ab März 2021. //pip

Schlagworte

GZ 11/23

Themen der Ausgabe

Titelthema: Kreislaufstörung

Die seitens der EU vorgeschlagene Mehrwegquote für Getränkebehälter für den gesamten Einzelhandel könnte sich für die gesamte Getränkebranche als Bumerang erweisen. Weniger für den Discount. Ein Szenario.

Spezial: Systemkampf Verpackung

Die drohende Handels-Mehrwegpflicht hat ein Kräftemessen angestoßen. Der offene Streit zwischen den Mehrweg- und Einweg-Kontrahenten ist wieder entflammt, nachdem Lidl in einer aufwendigen Kampagne um die ökologischen Vorteile von PET-Einwegflaschen wirbt. Lidl und die Deutsche Umwelthilfe beziehen in der GZ Stellung.

Gastkommentar: Antje Gerstein

Antje Gerstein, Leiterin Europapolitik und Nachhaltigkeit beim Handelsverband Deutschland, sieht noch einige Verbesserungsoptionen für den Vorschlag der EU-Verpackungsverordnung zu verpflichtenden Mehrwegquoten.