Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband), an der Ende September 3.850 Betriebe teilgenommen haben, haben sich Lage und Stimmung im Gastgewerbe im September „dramatisch verschlechtert“. Bereits Mitte August hatte sich der Verband in Anbetracht der großen Differenz zum Vor-Corona-Niveau besorgt gezeigt, obgleich sich die Umsätze im ersten Halbjahr im vergleich zum Vorjahresniveau verdoppeln konnten. Angesichts explodierender Kosten und sinkender Umsätze bangten 66,1 Prozent der Betriebe insbesondere aufgrund der hohen Energiepreise erneut um ihre Existenz – 28,4 Prozent mehr als noch im Monat zuvor. Fast jeder dritte Betrieb (29,6 %) befürchte, im Jahr 2022 in die Verlustzone zu geraten, für 2023 gebe das mehr als jeder zweite Betrieb (53,5 %) an.
Laut den Umfrageteilnehmer seien die Energiekosten ab Oktober 2022 um durchschnittlich 55 Prozent gewachsen, ab Januar 2023 gar um 96 Prozent. 7,0 Prozent würden bereits im September Kostenerhöhungen von über 200 Prozent und mehr vermelden. Erschwerend hinzu kämen die in die Höhe schnellenden Preise für Lebensmittel und Getränke (+26 % im September bzw. +17 % zum Vorjahresmonat), sowie die Kosten für Personal (+19 % zum September 2021). In den meisten Betrieben könnten diese exorbitanten Kostensteigerungen jedoch nur teilweise über Preissteigerungen an die Gäste weitergegeben werden.
Die drastischen Folgen der Krise zeigten sich auch im fehlenden Geschäft. Im September lägen die Umsätze der Restaurants und Hotels mit einem Minus von 7,0 Prozent wieder deutlich unter dem Vorkrisenniveau im September 2019. Für den Zeitraum von Januar bis September melde die Branche ein Umsatzminus von 10,0 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Bereits in den vergangenen zwei Jahren hätten die Gastronomen und Hoteliers coronabedingte Umsatzverluste von jeweils real rund 40 Prozent verkraften müssen. Auch ausweislich der Zahlen des Statistischen Bundesamtes drohe 2022 für die Branche zum dritten Verlustjahr in Folge zu werden.
Mit Blick auf die Besprechung des Bundeskanzlers mit den Ministerpräsidenten der Länder am heutigen Dienstag fordere der Dehoga-Präsident Guido Zöllick mehr Tempo bei den von der Politik angekündigten Entlastungsmaßnahmen und Energiesicherheit: „Jetzt kommt es auf die schnelle und konkrete Umsetzung der Energiepreisbremse an.“ Viele Fragen seien hier indes noch offen. Gleiches gelte für die in Aussicht gestellten Härtefallhilfen. „Der Abwehrschirm wird nur dann funktionieren, wenn er schnell wirkt“, sagt Zöllick mit Blick auf die besorgniserregenden Umfrageergebnisse. „Betriebsaufgaben und Insolvenzen müssen verhindert werden. Wir benötigen jetzt Klarheit, wann und wie der Abwehrschirm kommt.“ Zöllick appelliert zudem an die Bundesregierung, alles dafür zu unternehmen, um das Angebot sicherer Energiequellen in Deutschland auszubauen. „Die Gewährleistung der Energieversorgung und die schnellstmögliche Umsetzung der Energiepreisbremse müssen jetzt oberste Priorität haben.“ Die Betriebe bräuchten Planungssicherheit. //Dehoga/chs