Pflanzenschutzmittel bedrohen die Ernährungssicherheit, warnen die EU-Abgeordnete Sarah Wiener (li.) und die EU-Kommissarin Stella Kyriakides
Pflanzenschutzmittel bedrohen die Ernährungssicherheit, warnen die EU-Abgeordnete Sarah Wiener (li.) und die EU-Kommissarin Stella Kyriakides

Pflanzenschutzmittel im Visier

Ein intensives Landwirtschaftsmodell, das auf chemischem Pflanzenschutz basiert, stelle »wahrscheinlich eine Bedrohung für die Ernährungssicherheit« dar, erklärte Stella Kyriakides, die für den Vorschlag der Kommission zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) zuständige Kommissarin, nach Angaben der Nachrichtenagentur AgE auf eine Anfrage von EU-Abgeordneten. Die Parlamentarier hatten von der Brüsseler Behörde unter anderem wissen wollen, ob die Folgen der geplanten Halbierung der Pflanzenschutzeinsatzmengen bis 2030 für die Ernährungssicherheit ausreichend untersucht worden seien.
Ähnlich sieht es Sarah Wiener, die zuständige Berichterstatterin des Umweltausschusses des EU-Parlaments. Während zahlreiche Abgeordnete der EVP im Hinblick auf die von der EU-Kommission vorgeschlagene Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes vor einer Gefährdung der Ernährungssicherheit warnen, drehte sie den Spieß um und sagt nach Angaben von AgE, dass nicht die Reduzierung, sondern das Ausbleiben derselben die Nahrungsmittelerzeugung gefährden würde.
Ein Zurückziehen des Verordnungsentwurfes sei deshalb auch ein Rückschlag für die Landwirtschaft. »Die Bauern haben in den letzten 20 Jahren immer mehr für chemische Mittel ausgegeben, die Einkommen sind in derselben Zeit aber kaum gestiegen«, wird Wiener zitiert. Der übermäßige Einsatz von chemischen Mitteln bedroht nach Einschätzung von Wiener die Ressourcen, die dringend zur Versorgung mit Lebensmitteln benötigt werden. »Wir sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Deshalb brauchen wir eine nachhaltige Veränderung in der Landwirtschaft«.
Zudem gebe es Alternativen wie agrarökologische Maßnahmen oder die nicht-chemische Prävention, also der Integrierte Pflanzenschutz, so Wiener. Mehr Bedeutung sollten ihrer Ansicht nach auch biologische Pflanzenschutzmittel haben. Die Werkzeuge »liegen alle auf dem Tisch«, konstatierte Wiener, die sowohl dem Umwelt- als auch dem Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments als Vollmitglied angehört. (AgE)

 

ddw 08/24 vom 19. April 2024

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