Droht der WZG ein Austritt?
Droht der WZG ein Austritt?

WZG ohne Stromberg-Zabergäu?

Dicke Luft in Württemberg: Wie einem Artikel in der Lokalzeitung Bietigheimer Zeitung zu entnehmen ist, plant die Genossenschaft Stromberg-Zabergäu, den Austritt aus der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG). Der Geschäftsführende Vorstand Dr. Bernd Kost bestätigt die Meldung auf Anfrage von WEINWIRTSCHAFT. »Wir wollen keinen Unfrieden stiften, aber wir sind schon länger mit der Absatz- und Umsatzentwicklung unzufrieden«, so Kost.

Als weitere Gründe für den Schritt führt er das enge Korsett der WZG-Satzung an, das in der Ausführung seinem Unternehmen keine flexiblen Alleingänge in der Vermarktung an den LEH erlaube. »Auch wir müssen ja unsere Produkte weiterentwickeln. Dazu müssen wir Gespräche mit dem LEH führen.« Gleichzeitig strebe man auch neue Projekte auf europäischer und internationaler Ebene, für die ebenfalls eine neue Grundlage in der Zusammenarbeit mit der WZG gelegt werden müsse. Auch das Thema Bio-Weinbau sorgt für Missstimmung: Rund 50 Hektar bewirtschaften die etwa 400 aktiven Mitglieder von Stromberg-Zabergäu biologisch. Dafür, findet Kost, sollten andere Preise gezahlt werden, als für konventionell produzierte Ware. Das Thema Bio werde in Zukunft auch noch an Bedeutung gewinnen.

Mitglieder-Entscheid

Die Winzergenossenschaft hat nun zu einer außerordentlichen Generalversammlung am 7. November eingeladen. Dort soll womöglich beschlossen werden, den Liefervertrag zu Ende 2024 zu kündigen. Aber: Der Beschluss soll keine Einbahnstraße sein. Sollte sich bei der WZG-Versammlung, voraussichtlich im Mai oder Juni nächsten Jahres, eine Satzungsänderung ergeben, die den Mitgliedern mehr Freiheiten erlaube, wolle man vom Austritt absehen. Dass eine  Dreiviertel-Mehrheit für diesen Entscheid zustande kommt, davon ist Kost überzeugt.

»Wir gehen davon aus, dass wir mit unserem Weg einen Anschub zur Erneuerung geben. Alle Unternehmen sind in den letzten Jahren gewachsen und müssen gewisse Kontakte eigenständig aufbauen und pflegen können. Unser Ziel ist nicht der Austritt«, beteuert Kost. Die WZG möchte sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu dem Vorgang äußern, wie Vorstandssprecher Uwe Kämpfer auf Anfrage mitteilt.

Die Genossenschaft Stromberg-Zabergäu verfügt über etwa 720 Hektar Rebfläche und produziert rund 4–5 Mill. Flaschen Wein jährlich. Rund ein Viertel davon wird über die WZG vermarktet, zusätzlich werden etwa 25–35 Prozent der Rohware an die WZG geliefert.

Die WZG fungiert als Genossenschaft der Württembergischen Genossenschaften und zählt 31 Genossenschaften zu ihren Mitgliedern. Insgesamt steht sie für rund 2.300 Hektar Rebfläche und 20 Mill. Liter Produktionsmenge (2021). AW

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.