Das Gutshaus an der Hauptstraße von Chtaura und ein Stück dahinter die schon an Rebparzellen angrenzenden Kellergebäude haben ihr ganz eigenes Flair. Irgendwie scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Schließlich handelt es sich auch um das älteste, von Anfang an kommerziell arbeitende Weingut des Libanons. Gegründet wurde es 1868 von dem Franzosen François-Eugène Brun. Brun war in Marseille zum Heeresingenieur aufgestiegen. Er ließ sich anheuern, beim Bau der Straße von Beirut nach Damaskus mitzuwirken. So kam er in den Libanon und nach Chtaura im Bekaa-Tal. Der von fruchtbaren Feldern, Obsthainen und Weingärten umgebene Ort gefiel ihm, so dass er beschloss, dort zu bleiben. Brun erzeugte nicht nur Wein, sondern schloss bald auch eine Brennerei an und begann Arak und andere Destillate zu vertreiben. Seine Weine heimsten bereits im 19. Jahrhundert auf verschiedenen internationalen Wettbewerben Medaillen ein.
Sein Sohn und dann sein Enkel Pierre Louis Brun, der im Jahre 2000 starb, führten Gut und Brennerei im Grunde unverändert weiter. Die neuen Besitzer Nayla Kanaan Issa-el-Khoury und Elie F. Issa erkannten die Einzigartigkeit der alten, traditionellen Domaine. Seit 2009 bestimmt der junge, in Bordeaux ausgebildete Agraringenieur und Oenologe Faouzi E. Issa, der auf Château Margaux biodynamische Experimente durchführte, das Geschehen in Weinbergen und Keller. Er begeistert sich für die alten, im Libanon seltenen Betontanks und schwört auf die Hefekulturen in der Patina des Kellers. Der Keller wird als lebendiges Museum apostrophiert, den man gern in individuellen Führungen zeigt. Das hindert Faouzi nicht daran, aus Muscat d‘Alexandrie und Viognier einen sehr intensiven, frischen, anregenden Weißwein zu keltern. Aber die Stärke sind die Roten, ob der Domainenwein, der Marquis de Beye, oder die Syrah du Liban. Dabei zeigen die beiden letzten viel Konzentration, Struktur, Holzwürze und Alterungspotenzial. Die Rotweine, bei denen Faouzi französische und amerikanische Barriques einsetzt, reifen im restaurierten Untergeschoss des einstigen Wohnhauses des Gründers, das damals teils als Hühner-, teils als Pferdestall genutzt wurde. Das altes Guthaus in Chtaura mit all seinem Charme ist Sitz der Domaine, direkt dahinter schließt sich die Kellerei an; Faouzi E. Issa leitet als Agraringenieur und Oenologe die Domaine des Tourelles.
