Amarone ist von den Weinen des Valpolicellas am besten durch das Krisenjahr gekommen
Amarone ist von den Weinen des Valpolicellas am besten durch das Krisenjahr gekommen

Amarone rettet die Zahlen des Valpolicella

Die generalstabsmäßig geplante Ausgabe der »Valpolicella Annual Conference« Ende Februar 2021 kann das Konsortium der Valpolicella-Weine als vollen Erfolg verbuchen. Über 7.800 Teilnehmer aus 26 Ländern schalteten sich zu. Erstmalig setzte der Produzentenverbund auf ein komplett digitales Event, musste aber die sonst angeschlossene Anteprima Amarone aussetzen.

Dennoch gab es für 100 internationale Einkäufer und Fachjournalisten drei Wein-Typologien aus dem Valpolicella zu verkosten. 12 Bonsai-Muster mit einem Inhalt von 20 Milliliter, je vier Ampullen Valpolicella, Ripasso und Amarone verschiedener Jahrgänge waren den Geladenen rechtzeitig zugesandt worden. 
 

Zwölf Mini-Fläschchen dienten zu einem Stil-Vergleich (Foto: Veronika Crecelius)
Zwölf Mini-Fläschchen dienten zu einem Stil-Vergleich (Foto: Veronika Crecelius)

Ziel der geführten Verkostungen war unterschiedliche Stile und territoriale Merkmale der Weine aufzuzeigen, es ging nicht um Jahrgangs- oder Qualitätsrezensionen, was unter diesen Rahmenbedingungen auch schlicht unmöglich gewesen wäre. Kernthemen der Jahreskonferenz waren in diesem Jahr die mehr oder weniger vorhandene staatliche Unterstützung für den Weinsektor, die Ausweitung der Vertriebskanäle und natürlich die Marktanalyse, die Denis Pantini von Nomisma-Wine Monitor alljährlich präsentiert. 

Amarone hält, Ripasso und Valpolicella verlieren

Die Analyse stützt sich auf Stichproben, die etwa die Hälfte des Herstellungspotenzials im Valpolicella umfasst. Darunter wurde ein Verkaufsmittelwert von 1,1 Mill. Flaschen jährlich ermittelt. Laut der Erhebungen schloss die bedeutendste rote DOP des Venetos das Jahr mit einem Wertverlust von 3,3 Prozent ab, wobei das Exportgeschäft stabil blieb (–0,1%), der heimische Markt jedoch 9,6 Prozent nachgab.

Der Amarone rettete den Gesamtexportwert der Valpolicella-Weine mit einem Plus von 7 Prozent, in Italien gingen die Verkäufe jedoch um 13 Prozent zurück. Der Zuwachs im Ausland ist entscheidend, weil zwei Drittel der Amarone-Umsätze auf den internationalen Märkten erwirtschaftet werden. Der Preis gab allerdings im Schnitt um 5 Prozent nach. 

»Wenn wir die Konjunktur bedenken, ist die Performance unseres Spitzenweins positiv, er schließt das Jahr besser ab als der nationale Durchschnitt. Aber uns besorgt die Ungleichheit innerhalb der Gesamtzahlen, weil die kleinen Qualitätsbetriebe schwer unter der Schließung des Horeca-Kanals leiden. Sie haben im Schnitt 10 Prozent im Export verloren und 28 Prozent der Nachfrage in Italien. Das greift die DNA unserer Produktionsstruktur direkt an und betrifft auch die anderen DOCs der Umfrage«, kommentiert Christian Marchesini, der Präsident des Konsortiums die Zahlen. 

Der Amarone-Absatz in Italien spielt sich zu 44 Prozent im LEH ab, aber die kleinen Weingüter nehmen nur 10 Prozent ihres Umsatzes über den Handel ein. 47 Prozent machen die Verkäufe an Großhändler mit Schwerpunkt Gastronomie aus. Der Direktverkauf schlägt mit 7 Prozent zu Buche, Online-Handel mit 3 Prozent.

Auf den Exportmärkten glänzen die USA mit einem Wertzuwachs von 9 Prozent, ihr Anteil beträgt 14 Prozent, gefolgt von der Schweiz mit 12 Prozent, GB hält 11 und Kanada sowie Deutschland liegen bei 10 Prozent. Die fünf Hauptländer für den Amarone-Export wuchsen zwischen 4 und 9 Prozent. 

Der Ripasso erwirtschaftet im Ausland 73 Prozent des Umsatzes, 2020 ließ er 5 Prozent Federn (+2% Menge). Kanada bestätigt mit einem zarten Plus von einem Prozent seine Position als Hauptexportmarkt (23% des Gesamtexports), gefolgt von Schweden (11%) und dem Trio Schweiz, Deutschland und GB, die jeweils 9 Prozent des Exportkuchens belegen. In Italien sank der Absatz um 4 Prozent, der Umsatz gab 6 Prozent nach. Daheim wird 62 Prozent des Ripasso-Umsatzes im LEH erzielt. 

Auch der Valpolicella schreibt sowohl im Ausland als auch in Italien rote Zahlen. Das Exportgeschäft bringt dieser Typologie 67 Prozent des Umsatzes, er ging – immerhin ohne Preisverlust – um 3 Prozent zurück. In Italien, wo zwei von drei Flaschen über den LEH laufen, verlor der Wert 8 Prozent gegenüber einem Minus von 0,3 Prozent in der Menge, es gab also reichlich Sonderangebote. Bei den kleinen Weingütern macht dieser Vertriebsweg nur 9 Prozent des Umsatzes aus, weshalb ihr Verlust wesentlich höher ausfällt (–21%). 

Kanada ist auch für den normalen Valpolicella der Hauptexportmarkt mit über einem Drittel der Exportquote. Die USA nehmen 19 Prozent ab, Norwegen 9 Prozent und die Niederlande liegen gleichauf mit Deutschland auf einem Anteil von 6 Prozent.  vc

Ausgabe 9/2024

Themen der Ausgabe

Wein im Klimawandel (Serie): Standorte

Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

VDP-Vorverkostung

Die besten Weine der diesjährigen Weinbörse. Vorab probiert und für Sie bewertet.