Die Guardia di Finanza geht gegen Vincenzo Melandri vor (Foto: Shjmyra - Fotolia)
Die Guardia di Finanza geht gegen Vincenzo Melandri vor (Foto: Shjmyra - Fotolia)

Beschlagnahmungen in Höhe von 50 Mill. Euro

Der einst »Weinkönig« genannte Vincenzo Melandri, Besitzer der Kellerei Alla Grotta in Russi in der Emilia-Romagna, sitzt nach zwanzigjähriger Karriere als Weinkrimineller derzeit im Gefängnis. Geldwäsche im Rahmen einer kriminellen Vereinigung, diverse Betrugsdelikte und Wucherei hat man ihm nachgewiesen. Die Weinwirtschaft berichtete ab 2012 von den Fällen. 

Bereits damals waren im Rahmen der Operation »Bacchus« Vermögenswerte in Höhe von 20 Mill. Euro beschlagnahmt worden. Nun wurde sein gesamtes auffindbares Vermögen still gelegt. Aufgrund der Ermittlungsergebnisse der DIA (Direzione Investigativa Antimafia) in Bologna und der Finanzpolizei Guardia di Finanza ließ der Untersuchungsrichter von Ravenna, Andrea Galanti, Besitztümer, Gesellschaftsanteile und Konten im Wert von über 50 Mill. Euro sicherstellen. 

Galanti vermutet, dass Melandris Vermögen auf illegalen Einkünften beruhe, wie die Lokalzeitung Il Resto del Carlino berichtet. Der Richter habe eine Anomalie zwischen dem real existierende Vermögen und »dem mittleren Konsumverhalten des Angeklagten und des Familienkerns« festgestellt, »eine zurückhaltende, immer kontinuierliche Lebensweise ohne Ausschweifungen«.

 Hinzu kommt, dass Melandri »nie riesige Einkünfte erklärt habe, bei einigen Steuerklärungen waren seine Verhältnisse sogar nah an der Armutsgrenze«. Dennoch besitzt Melandri über 70 Grundstücke, die beschlagnahmt wurden, sowie Dutzende Lagerhallen, verstreut über die Gemeinden von Forlì, Russi und Faenza, insgesamt 21 Konten, Wertpapierdepots und Versicherungspolicen. 

Auch zwölf Gesellschaftsbeteiligungen haben die Inspektoren entdeckt, darunter 17 Prozent an der Fußballmannschaft von Russi und 1,7 Prozent am Privatkrankenhaus Domus Nova in Ravenna sowie vier Oldtimer. Bedeutend seien auch die auf Melandris Ex-Frau und die Freundin eingetragenen Besitztümer, die ebenfalls eingefroren wurden. Insgesamt sollen 185 Immobilien beschlagnahmt worden sein, sogar am Gardasee wurde man fündig. 

Laut Il Resto del Carlino rekonstruierte der Richter »die Geschichte von Melandris Imperium«, den er für eine Figur »mit zwanzigjähriger krimineller Erfahrung« halte. Sie begann 1996 mit Ermittlungen der NAS, Spezialeinheit der Carabinieri für Betrugsbekämpfung im Lebensmittelbereich, wegen gefälschter Weine, hinzu kamen Untersuchungen in der Republik San Martino, wo noch 9 Mill. Euro beschlagnahmt sind und Ermittlungen des Finanzamtes. 

In den 90er Jahren musste er auch ein Waffenverbot einstecken und eine inzwischen archivierte Anzeige wegen Bildung einer der Mafia ähnlichen Vereinigung. 2016 wurde er vom Berufungsgericht in Bari wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung zum Zweck der schweren Steuerhinterziehung zu vier Jahren Haft verurteilt. Wahrscheinlich hatte er diese Strafe nicht oder nur teilweise verbüßt, denn er konnte zuletzt im Dezember 2017 im Rahmen der Operation »Malavigna« in einem Hotel in Manduria, Apulien, verhaftet werden. Derzeit sitzt er im Gefängnis. vc

Ausgabe 9/2024

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