Aktuell erreichen Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 weiterhin nur 20 Prozent der möglichen Menge. Ob der Gasfluss ganz versiegt, bleibt abzuwarten. (Foto: bluedesign / adobe.stock.com)
Aktuell erreichen Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 weiterhin nur 20 Prozent der möglichen Menge. Ob der Gasfluss ganz versiegt, bleibt abzuwarten. (Foto: bluedesign / adobe.stock.com)

„Blick ins Ungewisse“

Schlimmer geht leider immer. Wer hätte gedacht, dass auf zwei Jahre Corona-Pandemie – die wohlgemerkt noch nicht überstanden ist – ein Krieg in Europa folgt. Das Leid der Menschen vor Ort scheint keine Grenzen zu kennen und verdient tief empfundenes Mitgefühl. Doch auch der wirtschaftliche Schaden ist immens und trifft auch die gesamte Getränkebranche mit voller Breitseite. Neben zerstörten Werken der Zulieferindustrie und dem Rückzug vom russischen Markt sind die Unternehmen besonders von der Gasknappheit stark betroffen, die sich auf alle Bereiche der Lieferkette auswirkt. Flaschen sind teuer und knapp, ebenso wie Etiketten, Paletten und Kronkorken.

 Und wo es hingeht, weiß keiner. Stellt Russland die Gaslieferungen, die sich nach der Wartung von Nord Stream 1 ohnehin nur noch auf 20 Prozent der Maximalleistung belaufen, bald ganz ein? Kommen wir durch den Winter, ohne dass die gefürchtete Notfallstufe des Notfallplans Gas ausgerufen wird? Weder das Wirtschaftsministerium noch die Bundesnetzagentur, die im Ernstfall als Bundeslastverteiler agiert, äußert sich dazu, wer neben privaten Haushalten, sozialen Einrichtungen und Anlagen zur Wärmeversorgung bei der Gaszuteilung bevorzugt wird. Jene bereite „keine abstrakte Versorgungsreduktions-Reihenfolge vor.“ Allerdings scheint es nicht glaubwürdig, dass sie hierzu erst eine Entscheidung fällt, wenn die Notsituation schon eingetreten ist. Die Branche fühlt sich von der Politik alleine gelassen und wünscht sich zugunsten der Planbarkeit ein klares Bekenntnis zu ihrer Systemrelevanz. Verständlicherweise! Stattdessen blickt sie ins Ungewisse und hortet auf gut Glück Vorprodukte und alternative Energieträger. Keine Frage, die Politik möchte keine Panik verbreiten, sollte mit der gebeutelten Industrie aber dennoch umsichtiger umgehen.

 

Caroline Hennemann-Sacherer
[email protected]

GZ 06/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Spezi-Boom

Die Kategorie Cola-Mix zeigt sich als wahrer Wachstumstreiber. Trotz immer stärkerer Diversifizierung des Marktes scheint der Spezi-Peak für Branchenkenner aber noch längst nicht erreicht.

Gastkommentar: Patrick Peters

Patrick Peters, Marktsegmentmanager Softdrinks bei der Döhler Group, zeigt einige Faktoren auf, weshalb Cola-Orange-Limonaden derzeit eine nach seiner Ansicht nach bemerkenswerte Popularität erlangt haben. Wie lange die Spezi-Welle anhält, liege aber letztlich an der Entscheidung der Konsumenten.

Aktuelles Interview: Sebastian Priller-Riegele

Sebastian Priller-Riegele, Geschäftsführer der Riegele Bier-Manufaktur, spricht über den Erfolg von seinem Spezi, den aktuellen Hype der Cola-Mixes und Win-Win-Partnerschaften.