Ende einer Handelstradition: Das genossenschaftlich geführte Unternehmen verzichtet als erster Lebensmitteleinzelhändler überhaupt, auf eines der stärksten Werbemittel in gedruckter Form zu verzichten. (Foto: Rewe)
Ende einer Handelstradition: Das genossenschaftlich geführte Unternehmen verzichtet als erster Lebensmitteleinzelhändler überhaupt, auf eines der stärksten Werbemittel in gedruckter Form zu verzichten. (Foto: Rewe)

Rewe wirft Handzettel in den Korb

Rewe entscheidet sich als erster Lebensmittelhändler in Deutschland unter anderem aus Umweltgründen für den Ausstieg vom gedruckten Handzettel.

Der wöchentlich erscheinende Prospekt über die Angebote in den bundesweit mehr als 3.700 Rewe-Märkten sei eines der ältesten Werbemedien in der Branche und werde an viele Millionen Haushalte in Deutschland verteilt. Im Sinne der Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategie des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers sei damit bald Schluss, begründet die Handelsgenossenschaft ihre Entscheidung. Zum 1. Juli 2023 werde der Druck und die Verteilung der Prospekte eingestellt, dafür die Artikelwerbung über neue und bekannte Medien erheblich ausgebaut, gibt Pressesprecher Raimund Esser bekannt. Der Effekt für Umwelt, Klima und Ressourcenschonung sei laut Rewe immens: Die Umstellung spare mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie pro Jahr ein, rechnet der Händler vor. Letzteres soll gerade vor der aktuellen Diskussion um die zukünftige Energieversorgungssicherheit in Deutschland an Bedeutung gewonnen haben – daher sei die Umsetzung dieser bereits getroffenen Entscheidung nun beschleunigt worden.

„Wir denken um und stellen die Angebotskommunikation für die Zukunft neu auf. Denn wir wollen die Kunden aller Altersklassen moderner und zielgerichteter über diejenigen Medien erreichen, die sie tatsächlich nutzen“, erklärt Lionel Souque weiter. „Wir werden selbstverständlich weiterhin wie gewohnt über 200 attraktive Sonderangebote pro Woche für unsere Kunden haben. Die erzielten Kosteneinsparungen durch Einstellung des Papier-Handzettels werden in andere Marketingkanäle sowie in ausgewählte Nachhaltigkeitsprojekte wie beispielsweise den Klimafonds des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) re-investiert.

Die Rewe lasse eigenen Angaben zufolge bis dato wöchentlich rund 25 Millionen Handzettel verteilen. Dafür seien 2021 mehr als 73.000 Tonnen Papier produziert und bedruckt worden. Papierproduktion und Druck seien besonders energieintensiv und sind für 90 Prozent des CO2-Fußabdrucks von Handzetteln verantwortlich. In einem ersten Schritt will der Lebensmittelhändler bereits ab Anfang August 2022 die Auflage der Papier-Handzettel um 4 Millionen Stück reduzieren. 

Vor diesem Hintergrund ergäben sich für Rewe auch im Marketing Möglichkeiten, die "Sichtbarkeit der Angebote durch eine häufigere und umfassendere Kommunikation zu erhöhen". Im Kern sollen die Handzettel-Inhalte digitalisiert werden. Unverändert bleibe das Prinzip, der Umfang, die Artikelauswahl und die Preisattraktivität der Wochenangebote, heißt es unternehmensseitig. Ebenso werde die digitale Version des Handzettels in der Rewe-App oder via Homepage bestehen bleiben. Ergänzend will die Rewe die wöchentlich mehr als 200 Aktionsartikel verstärkt in klassischen Medien bewerben sowie die Umstellung durch eine intensive und längerfristig angelegte Marketing- und Nachhaltigkeits-Kampagne unter dem Motto #umdenkbar unterstützen. Auch sollen weiterhin in den Rewe-Supermärkten Aktionspreis-Etiketten an den Regalen gut sichtbar darüber informieren, welche Artikel in der jeweiligen Woche preisreduziert sind. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.