Im Landschaftsbild erinnert Ostfriesland an Rheinhessen – nur ohne Hügel
Im Landschaftsbild erinnert Ostfriesland an Rheinhessen – nur ohne Hügel

Wein von der Waterkant

99 Genossen – private Weinliebhaber, »Exil«-Ostfriesen, in Ostfriesland wohnende Ostfriesen und Liebhaber der Region – wollen Ostfriesland zur Weinbauregion machen. Sie gründeten letzte Woche in Berlin die »Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft eG i. G.«.

Derzeit ist man nach Auskunft von  Vorstandsmitglied Laura-Sophie Grunert noch auf der Suche nach geeigneten Flächen, die dann noch auf Weinbautauglichkeit überprüft würden. Sobald das passende Flurstück gefunden sei, werde die Bepflanzung der Neufläche beantragt. »Wenn uns ein positiver Bescheid über die Genehmigung der Neufläche vorliegt, kann es losgehen.«

Ziel ist vorerst, auf einem Hektar die frühreifende pilzwiderstandsfähige Rebsorte Solaris anzupflanzen, die auch schon auf Sylt angebaut wird.  Als Jahresproduktion werden etwa 8.000 Flaschen Wein im Jahr angepeilt, eine spätere Expansion sei nicht ausgeschlossen.

Mit im Vorstand der Genossenschaft in Gründung ist der Initiator des Projekts, der Unternehmensberater und Professor für Volkswirtschaftslehre Torsten Ollmanns. Er ist in Bremen geboren und in Ostfriesland aufgewachsen. Fachlich unterstützt wird das Projekt von Winzerin Angelina Schmücker aus Essenheim, Geisenheim-Absolventin und frühere rheinhessische Weinprinzessin. Die Weinbereitung soll im Weingut Johanninger in Biebelsheim erfolgen.

Würde die Neuanpflanzung genehmigt, stiege damit die offizielle Rebfläche des Landes Niedersachsen um etwa 13 Prozent, denn im letzten Jahr hatten zehn Niedersachsen Pflanzrechte für insgesamt 7,6 Hektar erhalten. 

Möglich macht den Weinanbau im Norden Deutschlands die neue EU-Pflanzrechteregelung, die seit 2016 Neupflanzungen in ganz Deutschland ermöglicht, auch außerhalb der traditionellen Weinanbaugebiete. 

Bis 2020 können bundesweit jährlich bis zu 300 Hektar neu angepflanzt werden, wobei jedem deutschen Bundesland mindestens 5 Hektar zustehen, falls Anträge vorliegen. Falls Deutschland danach nicht weiter Gebrauch von seiner Einschränkungsermächtigung macht, können ab 2021 jährlich etwa 1.000 Hektar Rebflächen bundesweit neu angelegt werden – auch in Ostfriesland. ha

Ausgabe 9/2024

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