Für Curt-Christian Stoffel kam das Misstrauensvotum des Aufsichtsrats überraschend
Für Curt-Christian Stoffel kam das Misstrauensvotum des Aufsichtsrats überraschend

Stoffel gekündigt

In seiner Sitzung am 23. Mai 2018 hat der Aufsichtsrat der Winzergenossenschaft »Winzer von Baden« (vormaliger Winzerkeller Wiesloch) dem Vernehmen nach mit einstimmigem Votum dem geschäftsführenden Vorstand Curt-Christian Stoffel den zum Jahresende befristeten Vertag gekündigt und gleichzeitig von seinen Aufgaben freigestellt. Stoffel trat zum 1. September 2015 die Nachfolge von Jürgen Bender an, der im Frühjahr 2015 seinen Rückzug von der seit langem schwächelnden Winzergenossenschaft erklärt hatte. 

Mit 700 Hektar Rebfläche und rund 1.000 Mitgliedern, die einen Großteil der Rebflächen im Kraichgau in Nordbaden abdecken, sind die Winzer von Baden eine der größten Genossenschaften in Deutschland. Bei der Generalversammlung der Genossenschaft im März 2018 äußerten die Mitglieder reichlich Unmut über die seit Jahren mageren Auszahlungsleistungen. Stoffel war geholt worden, um für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zu sorgen und für die Zukunft höhere Auszahlungsleistungen zu sichern. 

Wie Stoffel auf Anfrage von WEINWIRTSCHAFT mitteilte, wurde er von der Entscheidung des Aufsichtsrats überrascht und dazu nicht mal angehört. Die Genossenschaft stehe heute besser da als zuvor, die Weinqualitäten seien gestiegen, der Absatz laufe besser, und auch die Kassenlage habe sich verbessert.

Für die Zukunft wollte Stoffel in die Modernisierung des Betriebes investieren und die in die Jahre gekommene Abfüllanlage und Kellerei erneuern, wogegen sich in der Winzergenossenschaft offenbar Widerstand entwickelte, wie Stoffel vermutete.

Der Aufsichtsrat scheint jedoch nicht mehr an eine wirkliche Besserung und die Konzepte von Stoffel zu glauben und hat zumindest personell die Reißleine gezogen. Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, habe es an gut begründeten Alternativen zu den einzelnen Investitionsmaßnahmen gefehlt, die immerhin ein Volumen von rund 5 Mill. Euro umfassen. Die Genossenschaften werde an den Investitionen festhalten und sei für die Zukunft auf der Suche nach einem neuen Geschäftsführer.

Beobachter können sich für die Zukunft auch eine engere Anbindung an den Badischen Winzerkeller, Breisach, vorstellen, der durch die Zusammenarbeit mit Wiesloch, ein größeres Gewicht in Baden erhalten könnte. hp

Ausgabe 8/2024

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