Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer am Vormittag des 16. Februar 2019. Während der Jahrgangspräsentation »Benvenuto Brunello« in Montalcino fragte zunächst jeder jeden: »Stimmt es, dass Gianfranco Soldera gestorben ist?« Innerhalb kurzer Zeit bestätigte das Portal der Tageszeitung Corriere della Sera, dass der streitbare Ausnahmewinzer aus Montalcino am Steuer einen Infarkt erlitten und die Kontrolle über den Wagen verloren hatte. Das Auto wurde in seinem Weinberg gefunden, sein Tod wurde offiziell um 10.30 Uhr erklärt.
Soldera polarisierte, er war ein Kämpfer und Provokateur. Im Zusammenhang mit dem »Brunellopoli« bezeichneten Weinskandal kam es 2008 zum Bruch mit dem Konsortium. Führende Produzenten hatten ihren Brunello mit internationalen Rebsorten verschnitten. Das war ein grober Verstoß gegen das Produktionsreglement, das die Reinsortigkeit des Weines fordert. Soldera warf dem Konsortium vor, mit der Aufgabe gescheitert zu sein, die Authentizität der Brunello zu schützen. In Folge des Konflikts zertifizierte er seinen Wein ab dem Jahrgang 2006 nicht mehr als Brunello, sondern als Toscana IGT.
Im Dezember 2012 wurde er Opfer eines niederträchtigen Aktes. Ein entlassener Mitarbeiter war in die Kellerei eingedrungen und hatte den Ablasshahn von 10 Fässern mit der Produktion von 2007 bis 2012 geöffnet und den Wein in die Abwässer sickern lassen (WW berichtete). Die Kollegen aus Montalcino wollten ihm in einem Solidaritätsakt Wein schenken, was jedoch zu weiteren Streitereien mit dem Konsortium führte (WW berichtete).
Der in Treviso geborene, ehemalige Versicherungsvertreter war 1970 von Mailand nach Montalcino gezogen. Er kaufte wenige Jahre später das Weingut Case Basse und füllte 1975 seinen ersten Wein ab. Feingefühl ließ er vor allem dem Weinberg und seinen Weinen angedeihen. Sie erlangten weltweit Kultstatus. Gianfranco Soldera wurde 82 Jahre alt. vc
