Mosel und mehr

Mit knapp 75 Mill. Euro Umsatz und einer Rebfläche von mehr als 2.000 Hektar gehört die Moselland zu den größten Weinerzeugerbetrieben in Deutschland. Eine klare Ausrichtung in Produktion und Vermarktung sichert dem Unternehmen eine stabile Position.
 

Einige der größten Weinerzeugerbetriebe Deutschlands sind an der Mosel zuhause

 
Spricht man von Genossenschaften an der Mosel, dann gibt es eigentlich nur die Moselland eG als nennenswertes Unternehmen, das aus drei Gebietsgenossenschaften und einer Vielzahl kleiner Ortsgenossenschaften an der Mosel und der Saar in den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist. Erst seit den 90er-Jahren firmiert das Unternehmen als Moselland Winzergenossenschaft mit dem Zusatz »Die Rieslingexperten «. In der Tat wird die Moselland mit einem Anteil der Rebsorte Riesling an der erfassten Rebfläche von mehr als 50 Prozent allein an der Mosel den Titel als weltweit größter Rieslingerzeuger für sich beanspruchen können. Hinsichtlich Gesamtumsatz (75 Mill. €) rangiert die Moselland eG (Erfassungsfläche 2.300 ha) knapp hinter der WZG als umsatzmäßig größte deutsche Winzergenossenschaft und deutlich vor dem einst größeren Badischen Winzerkeller, Breisach. In vielerlei Hinsicht weist das Unternehmen jedoch Besonderheiten auf, die es aus der Genossenschaftslandschaft heraushebt.
 
Handarbeit mit Öko-Trauben: Moselland-Mitarbeiter und das kostbare LesegutMit der Übernahme von Winzern oder Kooperationen, die bis hin zu Fusionen mit verschiedenen Genossenschaften aus anderen Anbaugebieten geführt haben, ging das Unternehmen einen neuen Weg in der Genossenschafts-Szene. Kooperiert hat die Moselland, die von Beginn an ihren Absatz auch im Export suchte, schon seit Jahrzehnten mit anderen Genossenschaften, um sowohl im deutschen Handel wie im Export eine größere Schlagkraft zu gewinnen. Daraus sind im Laufe der Jahre enge Partnerschaften geworden. An der Nahe wurden zahlreiche Winzer der ehemaligen Nahe Winzer eG als Mitglieder direkt aufgenommen, deren Weine heute noch immer unter dem Dach der Nahe Winzer bzw. der Serie Dr. Faust firmieren. Langen Bestand hat auch die Zusammenarbeit mit der Niersteiner Winzergenossenschaft, die Weine aus Rheinhessen und der Niersteiner Gegend dem Sortiment beisteuert. Ein großer Schritt in Richtung eines Komplettanbieters von Weinen aus Rheinland-Pfalz machte das Unternehmen mit der anfänglich als Kooperation mit den Rietburg Winzern in der Pfalz geschlossenen Zusammenarbeit, die 2011 schließlich in eine Fusion mündete.
 
Mit diesen Kooperationen und Fusionen konnte die Moselland den Rückgang des Anbaus und den Schwund an Mitgliedern, Flächen und Anlieferungsmengen kompensieren und zugleich das Volumen von 35 Mill. Litern halten, das für die Auslastung des Kellereibetriebes und der Abfüllung am Sitz des Unternehmens in Bernkastel-Kues erforderlich ist. Mehr noch gestattete die übergebietliche Zusammenarbeit, in stärkerem Maße an Chancen und neueren Entwicklungen teilzuhaben wie etwa am Rotweinboom oder der Erweiterung des Sortiments um weiße Burgundersorten. Dazu konnte man logistische Vorteile als Komplettanbieter von Weinen aus den wichtigsten Weinbauregionen in Rheinland-Pfalz in den Geschäftsbeziehungen mit den Kunden im Lebensmittelhandel in die Waagschale werfen. Die Erweiterungen ermöglichten der Moselland zumindest was deutsche Weine betrifft auf Augenhöhe mit den konkurrierenden Kellereien aufzutreten. Die Moselland machte sich zudem unabhängiger von kurzfristigen modischen Entwicklungen und dem Zufall regionaler Ernteausfälle. Gerade im vergangenen Jahr mit erntebedingten Mindererträgen von 25 bis 30 Prozent an Mosel und Nahe zeigte sich der Vorteil der Diversifizierung. Jüngster Coup in Sachen extern generiertes Wachstum durch Kooperationen ist die im Oktober 2012 in feste Verträge gegossene Zusammenarbeit mit der Weinland Rheingau eG, Eltville. Weitere 43 Hektar, und erstmals in der Geschichte der Moselland über die Grenzen eines Bundeslandes hinaus, konnten damit an das Unternehmen gebunden werden. 
 
Die Vermarktungsleistung und die langjährig aufgebauten Kundenbeziehungen erlauben es dem Unternehmen, mehr Wein zu vermarkten als die Mitglieder selbst andienen können, weshalb die Moselland seit Jahren auch als Käufer von losen Weinen am Markt auftritt. Die kleine Ernte 2012 konnte ausgeglichen und die Listungen im Handel erhalten werden. Ein Wachwechsel in der Führung der Genossenschaft kündigt sich mit dem Eintritt von Henning Seibert als Geschäftsführer an, der zum 1. Juli seine Tätigkeit bei der Moselland aufnahm. Der amtierende Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende Werner Kirchhoff, hinterlässt Seibert in jedem Fall ein gut bestelltes und was Produktion und Vermarktung betrifft, gut strukturiertes Haus, das über eine Menge Potenzial verfügt. Über die Berufung Seiberts in den Vorstand entscheidet die Vertreterversammlung, die turnusmäßig Ende des Jahres stattfindet.

Hermann Pilz

 

Auf gesunder Basis

Drei Fragen an Werner Kirchoff, Vorstandsvorsitzender der Moselland eG

 

Wie hat sich die kleine Ernte 2012 auf die Geschäfte der Moselland ausgewirkt?

 

Wir konnten wie in den Vorjahren unser Absatzvolumen von rund 35 Mill. Litern halten. Die Minderernten an der Mosel und der Nahe sind natürlich schmerzlich gewesen. Durch die Erfassung in Rheinhessen und der Pfalz fanden wir einen gewissen Ausgleich. Die Belieferung unserer Kunden war zu allen Zeiten sichergestellt.

 

Was sind die größten Herausforderungen für die Moselland in der Zukunft?

 

Das ist zum Einen die Frage des Generationswechsels in den Betrieben, d.h. der Abgang von Winzern, die aus Altersgründen den Weinbau nicht mehr weiter betreiben und keinen Nachfolger haben. Hier müssen wir daran arbeiten, dass uns die Flächen erhalten bleiben. Zum Anderen steht für uns eine gewisse Konsolidierung an, nachdem wir in den vergangenen Jahren sehr viele Veränderungen hatten, was neue Mitglieder aber auch Investitionen in unsere Betriebsanlagen betraf. Hinsichtlich Vertrieb und Struktur des Unternehmens ist die Moselland gut aufgestellt und verfügt über eine gesunde Basis. Auch der Export steht auf gesunden Füßen. Wir haben fünf oder sechs gleichstarke Märkte, die uns auch in dieser Hinsicht einen gewissen Risikoausgleich bieten.

 

Was muss getan werden, um den Weinbau in den Steillagen an der Mosel zu erhalten?

 

Ein Patentrezept wird es nicht geben. Wichtig erscheint mir, dass wir noch stärker den Kunden deutlich machen, welche Aufwendungen es erfordert, um Steillagen zu bewirtschaften und welche Arbeit dahinter steckt. Das muss natürlich mit einer erkennbar höheren Qualität einhergehen, die die 400 Arbeitsstunden rechtfertigen, die in der Steillage mehr aufgewendet werden müssen. Sicher ist auch die Politik gefordert, wobei die jüngsten Entscheidungen der EU hier nicht gerade hilfreich sind.

Ausgabe 9/2024

Themen der Ausgabe

Wein im Klimawandel (Serie): Standorte

Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

VDP-Vorverkostung

Die besten Weine der diesjährigen Weinbörse. Vorab probiert und für Sie bewertet.