Discountweine - Höchstens Mittelmaß

 
Jeder zehnte bei Aldi, Lidl & Co. gekaufte Wein ist eine Enttäuschung. Positive Überraschungen sind die Ausnahme.
 
Allzu verwöhnt darf nicht sein, wer seinen Wein bei deutschen Discountern kauft. Diesen Schluss lässt eine aktuelle Verkostung zu, den die Redaktion unserer Schwesterzeitschrift „Weinwirtschaft“ mit unabhängigen Juroren durchgeführt hat. Die Prädikate „herausragend“ sowie „gut“ und „sehr gut“ wurden nur in Einzelfällen vergeben, die allermeisten Proben konnten lediglich mit „zufriedenstellend“ bewertet werden. 9,5 Prozent aller Proben erhielten das Etikett „fehlerhaft“.
 
Im Vergleich mit Aldi Nord und Süd, Lidl, Netto und Norma schnitt insgesamt Penny noch am besten ab. Lediglich 5,3 Prozent als fehlerhaft beurteilte Weine schlugen negativ zu Buche. Immerhin zwei Drittel hingegen wurden als „zufriedenstellend“ oder besser bewertet. Auf Platz zwei positionierte sich Lidl mit sechs Prozent fehlerhaften Proben, wobei allerdings der Anteil von zwei Prozent sogar „grob fehlerhaften“ Produkten sich in der Gesamtbilanz besonders negativ auswirkte.
 
Mit 9,1 und 9,8 Prozent fehlerhaften Weinen lagen Aldi Nord und Süd im Ergebnis dicht beieinander. Auf den hinteren Plätzen schließlich landeten, aufgrund besonders schwacher sensorischer Qualität, die Sortimente von Norma und Netto. Netto wartet zwar seit Jahren mit dem umfangreichsten Angebot auf, doch auch die Fehlerquote ist dort am höchsten. Im Durchschnitt war jeder achte Wein bei der Edeka-Tochter als Ausrutscher zu bezeichnen.
 
Gesamtbilanz nach Discount-UnternehmenRecht gut schnitten, was die Herkünfte betrifft, insgesamt die deutschen Weine ab. Die Quote der fehlerhaften Erzeugnisse lag lediglich bei 7,5 Prozent, wobei nur vier von insgesamt 241 Weinen als „grob fehlerhaft“ eingestuft werden mussten. Immerhin knapp 64 Prozent wurden als „zufriedenstellend“ bewertet, 2,9 Prozent noch besser.
 
Auch Frankreich steht mit knapp 70 Prozent „zufriedenstellenden“ oder besseren Weinen gut da. Schlechter sieht es für die italienischen Herkünfte aus, die mit zehnprozentiger Fehlerquote nur im Durchschnitt aller verkosteten Weine lagen. Auch das österreichische Ergebnis fiel mit einem Anteil von zwölf Prozent an fehlerhaften Proben nicht berauschend aus.
 
Eine beinahe tadellose Bilanz lieferten indessen die Lieferanten aus Übersee ab. Nur 2,4 Prozent der 122 getesteten Weine ließen sensorische Mängel erkennen. Hingegen brillierten sie mit über 80 Prozent an zufriedenstellenden oder besseren Kreszenzen.

WENIG FREUDE MIT SEKT, PERLWEIN & Co.

Den erwarteten beschwingten Genuss für festliche Anlässe, den man im Allgemeinen mit Schaumweinen assoziiert, lassen bei den Discount-Produkten ebenfalls viele vermissen. Knapp 15 Prozent bekamen von unseren Juroren ein problematisches Urteil, und nur rund die Hälfte der getesteten 240 Perl- und Schaumweine genügte den Ansprüchen an eine tadellose Qualität.
 
Einzig bei den Franzosen sah es mit 70 Prozent zufriedenstellenden Produkten besser aus, was allerdings auf den günstigen Einfluss der Champagner zurückzuführen sein dürfte. Unterdurchschnittlich ging die Verkostung auch für die Kategorie der Roséweine aus, egal welcher Herkunft. Über 13 Prozent fallen in den fehlerhaften Bereich.
 
Interessant ist auch ein Blick auf den Anteil der verschiedenen Herkunftsländer an den Sortimenten der Discounter. Mit knapp 27 Prozent stellen deutsche Weine die stärkste Fraktion; ihr Anteil am Absatz in dieser Vertriebsschiene ist jedoch deutlich niedriger als am Gesamtmarkt. Platz zwei in der Rangfolge der Lieferanten belegt Italien. Frankreich landet auf Platz drei vor Spanien und den EU-Verschnitten ohne Herkunftsangaben, die immerhin rund zehn Prozent des Angebots stellen. Die Überseeländer sind mit Australien, Chile, Südafrika und den USA mit jeweils rund drei Prozent vertreten.

PREISHAMMER BEI LIDL & Co.

Bei den Discountern sind Weine bekanntlich mit am billigsten zu haben. So lag auch bei der Verkostung der „Weinwirtschaft“ der Anteil von Weinen unter 2,49 Euro bei stattlichen 50 Prozent. 26,0 Prozent entfielen auf die Preisklasse zwischen 1,50 und 1,99 Euro, 23,0 Prozent wurden zu 2,50 bis 2,99 Euro angeboten. Der Durchschnittspreis über alle verkosteten Produkte im Standardsortiment lag bei rund 2,85 Euro. Den mit Abstand höchsten Durchschnittspreis fand die Jury mit 3,41 Euro bei Aldi Süd, gefolgt von Aldi Nord mit rund 2,86 Euro. Am niedrigsten liegt der durchschnittliche Preis bei Lidl mit 2,65 Euro. Auffallend bei dieser Probe war, dass die Aktionsartikel das Preisniveau hoben, anstatt es zu senken. Dies ist auf den Zeitpunkt des Einkaufs – im Vorweihnachtsgeschäft – zurückzuführen, in der der Handel die allgemein höhere Ausgabebereitschaft nutzt.
 

Hintergrund

Einkaufs- und Verkostungsmodalitäten
 
Die im Februar 2013 in Räumen des MEININGER VERLAGS verkosteten Produkte wurden im Dezember 2012 in den Filialen der sechs bundesweit tätigen Discount-Unternehmen eingekauft, und zwar jeweils in zwei Einkaufsstätten an zuällig ausgewählten Standorten im nördlichen und südlichen Vertriebsgebiet. Insgesamt wurden 1.066 Proben verkostet, darunter 152 von Penny, 200 von Lidl, 110 von Aldi Nord, 143 von Aldi Süd, 183 von Norma und 278 von Netto.
 
Erworben wurde jeweils das zum Zeitpunkt des Einkaufs verügbare gesamte Wein- und Sektsortiment sowohl aus dem Regal als auch von Sonder- und Aktionsplatzierungen. Die Einkäufer wurden angewiesen, die aktuellsten Weine einer Kategorie aus dem Regal zu nehmen und nicht gezielt nach überlagerter Ware zu suchen.  
 
Die Weine wurden in einer verdeckten anonymisierten Verkostung getestet, wobei die Stillweine in neutrale Flaschen umgeüllt und die Schaumwein aschen sorgältig verhüllt wurden. Die Durchührung sowie die Belehrung der Juroren wurde von einem Rechtsanwalt überwacht.

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.