Das Coronavirus beeinträchtigt zunehmend den Alltag der Menschen. (Foto: Stock Adobe / peterschreiber.media)
Das Coronavirus beeinträchtigt zunehmend den Alltag der Menschen. (Foto: Stock Adobe / peterschreiber.media)

Update Coronavirus: Brauer ziehen Konsequenzen

Zum Schutz ihrer Mitarbeiter und angesichts der veränderten Rahmenbedingungen in Gastronomie und Handel zieht die Brauerei C. & A. Veltins mit sofortiger Wirkung die Vertriebsorganisation im Außendienst aus der Vor-Ort-Marktbearbeitung zurück. „Damit reagieren wir auf die weitreichenden behördlichen Reglementierungen im gastronomischen Geschäft in allen Teilen Deutschlands, wo durch Betriebsschließungen keine Ansprechpartner mehr bereitstehen. Außerdem haben zahlreiche Handelszentralen für ihre Outlets verständlicherweise Besuchsverbote ausgesprochen, um dem Kundenandrang Vorzug zu geben“, sagt Ulrich Biene, Pressesprecher der Brauerei C. & A. Veltins, der GETRÄNKE ZEITUNG.

„Schutzmaßnahmen für unsere Mitarbeiter“

Gleichzeitig erreiche man somit „weitreichende Schutzmaßnahmen für unsere Mitarbeiter im Außendienst, die von nun an uneingeschränkt im Homeoffice erreichbar sind“, erklärt Biene. Diese Maßnahmen haben bis auf weiteres Bestand und werden bei Entspannung der Marktsituation wieder zurückgeführt. Der Veltins-Sprecher sprach gegenüber dieser Zeitung von einem „historischen Einschnitt“, den es „in dieser Form noch nie gegeben hat“.

Auch die Paulaner Brauerei hat ihre Kunden informiert, „aus Verantwortung für unsere Kunden und Mitarbeiter (…) auf persönliche Kundenbesuche“ zu verzichten. Dies gelte vorläufig bis zum 27. März. Selbstverständlich stünden alle Mitarbeiter aber „jederzeit unter den bekannten Kontaktdaten gerne zur Verfügung“, heißt es weiter.

"Entscheidend ist, wie lange die Situation anhält"

Die Bitburger Braugruppe hat vorerst ihren Außendienst zurückgerufen. Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe: „Natürlich haben die Ausbreitung des Coronavirus und die aktuellen Maßnahmen der Politik zur Eindämmung des Virus auch tiefgreifende Folgen für das Geschäft und die tägliche Arbeit der Bitburger Braugruppe. Wie für uns alle wird aber entscheidend sein, wie lange die derzeitige Situation andauern wird.“ Seriöse Prognosen über den weiteren Verlauf oder gar Umsatzfolgen könne und wolle er derzeit nicht treffen. Dahm: „Höchste Priorität haben für uns in dieser Situation die Gesundheit unserer Mitarbeiter und deren Angehörigen, die Grundversorgung unserer Kunden sowie die Aufrechterhaltung unseres Geschäftsbetriebes, soweit dies möglich ist.“ Das Unternehmen hat Heimarbeitsplätze für seine Mitarbeiter eingerichtet. „Dabei bleiben wir mit allen unseren Handelspartnern, Kunden, den Behörden und Unternehmen im ständigen Austausch und setzen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten weiter dafür ein, gemeinsam mit unseren Partnern diese enorme Herausforderung bestmöglich zu meistern“, erklärt Axel Dahm.

"GFGH und LEH scheinen aktuell normal zu laufen"

Auch für Jeff Maisel, Brauerei Gebr. Maisel, steht „die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden sowie die Aufrechterhaltung des Brauereibetriebes an oberster Stelle“. Zeitgleich versuche man aber auch in Szenarien, die wirtschaftlichen Auswirkungen zu bewerten und – wenn notwendig – Maßnahmen zu ergreifen. Maisel: „Wir haben unseren Außendienst komplett auf Homeoffice umgestellt, die Betreuung findet derzeit telefonisch und per Mail statt. Im Inland ist aufgrund der momentanen Situation in der Gastronomie ein starker Rückgang der Fassbierbestellungen zu verzeichnen, während bei den GFGHs und im Lebensmitteleinzelhandel das Geschäft aktuell normal weiterzulaufen scheint.“

Das Maisel-Exportgeschäft für Italien ruhe fast vollständig, gleiches gilt für Südkorea und das China-Geschäft. „In anderen Märkten merken wir bislang noch keine großen Rückgänge. Wir sind glücklich, dass wir in allen Ländern mit starken Importeuren zusammenarbeiten und hoffen, dass das Geschäft spätestens am Ende der Corona-Krise rasch wieder normal läuft“, so die Hoffnung des Brauereiinhabers. „Das Thema Corona und die Auswirkungen werden uns wahrscheinlich mindestens das ganze Jahr über begleiten. Trotzdem fühlen wir uns gut vorbereitet und werden gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Kunden gute Wege finden, um durch diese Krise zu kommen.“

"Situation verschärft sich täglich"

Sinje Vogelsang, Leiterin Unternehmenskommunikation der Warsteiner Gruppe, sagt auf GZ-Anfrage: „Schon heute steht fest, dass die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf die 1.500 Brauereien in Deutschland haben wird. Waren im Februar die Exporte in wichtige Auslandsmärkte eingebrochen, fällt nun auch ein großer Teil des Gastronomiegeschäfts weg.“

Die getroffenen staatlichen Maßnahmen seien nachvollziehbar und gerechtfertigt. Allerdings verschärfe sich die wirtschaftliche Situation für die Gastronomie und damit auch die Brauereien von Tag zu Tag, so Vogelsang. „Durch die Absage tausender Veranstaltungen und der Fußball-Europameisterschaft wird die Branche ebenfalls hart getroffen. Noch ist es viel zu früh für eine Prognose, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die gesamte Braubranche werden massiv sein. Zum Schutz unserer Vertriebskollegen haben wir gestern Abend mit sofortiger Wirkung die Kundenbesuche untersagt, denn als Unternehmen tragen wir eine große Verantwortung.“ // ja

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.