Ökoweinbau nicht aufzuhalten

Seinen ideologisch-missionarischen Beigeschmack hat der »Öko-Wein« längst verloren. »Die Marktentwicklung ist von starker Dynamik geprägt«, sagte Norbert Weber, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, am Samstag in seiner Begrüßungsrede zum IVIF-Symposium Ökologischer Weinbau auf der INTERVITIS INTERFRUCTA.

»Ökologisch erzeugter Wein hat mit einem Anteil von fünf bis sechs Prozent heute eine Marktbedeutung, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre.« Hinzugekommen sei aber auch ein stärkerer Preisdruck aus dem Ausland, der so nicht vorauszusehen gewesen sei, sagte Weber. Man müsse sich angesichts der oft erstaunlich niedrigen Preise hier allerdings fragen, »auf welchem Niveau diese Kollegen produzieren.« Trotz harter Grabenkämpfe gegen den traditionellen Anbau hat sich der ökologische Weinbau fest etabliert.

Von einer »Bewegung, die nicht aufzuhalten ist«, sprach Lotte Pfeffer-Müller, Vorsitzende des vor 25 Jahren gegründeten Bundesverbandes Ökologischer Weinbau ECOVIN. »In den letzten drei Jahren hat sich die hiesige Anbaufläche verdoppelt.« Was für den Wein gelte, treffe im Übrigen auch auf andere Formen landwirtschaftlichen Anbaus zu: Aus dem Weltagrarbericht 2008 gehe hervor, »dass der Welthunger nur durch ökologischen Anbau auf kleinen Flächen in den Griff zu kriegen ist.« Nicht nur im Hinblick auf die Natur, sondern auch im Hinblick auf die Qualität sei man also auf dem richtigen, »gemeinsamen« Weg, betonte Pfeffer-Müller.

Der ökologische Anbau gebe zudem »Impulse für den herkömmlichen Anbau.« Größtenteils wirken diese Impulse über den Markt. So hat sich in Ungarn, nicht gerade der Wiege des ökologischen Weinbaus, die Anbaufläche seit 2005 mehr als vervierfacht. Grund dafür sei, dass viele junge Unternehmen verstärkt auf ökologische Konzepte setzten, aber auch alteingesessene Betriebe die Zeichen der Zeit erkannt hätten, erklärte Gyula Laszlo von Biocont Hungary, der in Stuttgart über die Entwicklung des ökologischen Weinbaus in Ungarn sprach. »Die Entwicklung in Ungarn vollzog sich nur sehr langsam, bedingt durch das Risiko, das mit dem ökologischen Weinbau verbunden war«, sagte Laszlo. »Im Jahre 2005 zum Beispiel brachten diese Winzer keine Ernte ein.« Inzwischen jedoch minderten neue Technologien zur Stärkung der natürlichen Widerstandsfähigkeit der Pflanzen oder gegen Milbenbefall dieses Risiko. Nicht zuletzt seien staatliche und EU-Fördertöpfe Ansporn, wenigstens teilweise auf den ökologischen Weinbau umzusatteln. »Ökologische Methoden bieten ausreichenden Schutz, auch wenn viele traditionelle Winzer dies immer noch nicht glauben wollen.«

Quelle: Messe Stuttgart

ddw 08/24 vom 19. April 2024

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