Merkel stärkt Weinbaubranche den Rücken

"Im Wein verbinden sich Lebensgefühl und Freude" Mit einer sehr empathischen Rede hat Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim Festakt zur Eröffnung der Technologiefachmesse INTERVITIS INTERFRUCTA der Weinbaubranche den Rücken gestärkt. "Wein ist viel mehr als ein Lebensmittel", sagte die Kanzlerin, "im Wein verbinden sich Lebensgefühl und Lebensfreude". Die INTERVTIS INTERFRUCTA als Weltleitmesse im Verbund mit dem 60. Deutschen Weinbaukongress seien ein guter Anlass, "dass auch die Bundeskanzlerin in die Nähe des Weines kommt".

Als Regierungschefin sei sie stolz, so Angela Merkel, dass Deutschland "wenigstens in einigen Regionen wunderbaren Weinbau" habe, wenngleich dies in ihrer norddeutschen Heimat nicht der Fall sei. Wenn es den deutschen Winzern gelungen sei, im Krisenjahr 2009 trotz starker globaler Konkurrenz ihren Marktanteil leicht zu erhöhen und ihre Position als Nummer eins im Markt zu verteidigen, spreche dies für die Qualität der deutschen Kreszenzen - und diese sei auch der Schlüssel zur Zukunft. Für diese bot die Kanzlerin der deutschen Weinbaubranche weiter ihre Unterstützung auf europäischer Ebene an: "Es geht um Vielfalt statt falscher Einheitlichkeit." In der laufenden Auseinandersetzung um die Zukunft der deutschen Gemeinschafts-Weinwerbung stellte sich Angela Merkel hinter den Deutschen Weinbauverband und das Deutsche Weininstitut und stellte fest, einzelne Betriebe seien mit dieser Aufgabe schlicht überfordert.

Dem DWV gratulierte die Kanzlerin nicht nur zum Jubiläum des 60. Kongresses, sondern auch zur Auswahl der Kongressthemen. "Gelebte Nachhaltigkeit", so Merkel, sei in Zeiten des Klimawandels "die richtige Generationengerechtigkeit". Und der Innovationspreis der INTERVITIS INTERFRUCTA zeige viele gute Beispiele dafür, wie sich die Branche auf die Herausforderungen der Zukunft einstelle. Bei der Übergabe dieser Preise an insgesamt elf Ausstellerfirmen erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Julia Klöckner, dass "deutsche Weine auch deshalb so einen hervorragenden Ruf in der Welt haben, weil unsere Winzer als sehr innovationsfreudig gelten".

Der moderne Weinbau, so die ehemalige Deutsche Weinkönigin, lebe von Innovationen. DWV-Präsident Norbert Weber nutzte den Festakt, um sich bei der Bundeskanzlerin für ihre Unterstützung bei der EU-Weinmarktreform zu bedanken. Frau Merkel habe sich im entscheidenden Augenblick eingeschaltet, um die Reform in die richtige Richtung zu lenken - "statt der Verwaltung von Überschüssen wurden neue Impulse in der Qualitäts- und Förderpolitik gesetzt". Für den Zeitraum 2009 - 2013 stünden nun innerhalb der EU beachtliche 2,5 Milliarden Euro für Investitionsförderung und Restrukturierung zur Co-Finanzierung bereit. Mit dem Anteil der Wirtschaft entspreche dies einem Investitionsvolumen von über fünf Milliarden Euro, alleine für Deutschland belaufe sich der Anteil auf etwa 300 Millionen Euro. Webers einziger Korrekturwunsch: die sogenannten Stützungsprogramme sollten sich - anders als bislang geplant - auch auf die Verbraucherinformation und das Marketing im Binnenmarkt erstrecken: "Das ist besonders dringlich, weil der Weinkonsum insbesondere in Südeuropa seit Jahren rückläufig ist." Wie die Bundeskanzlerin auch, brach Präsident Weber eine Lanze für die Fortführung des Gemeinschaftsmarketings in der deutschen Weinwirtschaft mit dem DWI als zentralem Pfeiler und mahnte die Solidarität jener Betriebe an, die derzeit dagegen prozessieren: "Es gibt kein besseres Instrumentarium, um die strukturellen Nachteile der deutschen Weinerzeuger im internationalen Wettbewerb um die Gunst der Kunden auszugleichen."

In einem Grußwort verwies der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster stolz darauf, dass der deutschlandweit höchste Weinkonsum im Ländle ganz offensichtlich in einem direkten Zusammenhang mit Geistesgröße, Erfindungsreichtum und Exportstärke der heimischen Industrie stehe. Mit einem Augenzwinkern bot Schuster der Kanzlerin an, ihr eine Probe einheimischer Tropfen nach Berlin zu schicken - "damit dort das Regieren leichter wird".

Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung und freute sich darüber, dass eine solch wichtige Messe wie die INTERVITIS INTERFRUCTA ihren Standort in Baden-Württemberg hat: "Stuttgart und seine Messe sind in den nächsten Tagen der Nabel der Wein- und Obstbaubranche."

Quelle: Messe Stuttgart

ddw 08/24 vom 19. April 2024

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