Folgen des Klimawandels für den Weinbau?

Zur Klimakonferenz lud Bundesumweltminister Sigmar Gabriel diese Woche nach Berlin ein. Über die Situation im deutschen Ökoweinbau referierte ECOVIN Geschäftsführer Götz Drewitz. Sein Fazit: Der Klimawandel birgt Chancen und Risiken in den klassischen deutschen Anbaugebieten. Eine Herausforderung bleiben Wetterextreme, neue Schädlinge und Krankheitserreger. Investitionen in Forschung und Beratung sowie der Austausch mit den südlichen Anbauländern sind heute noch notwendiger als zuvor.

Das Klima ändert sich weltweit, und damit auch die Lebensbedingungen der Menschen in Deutschland. "Klimaschutz und Anpassung sind die tragenden Säulen der deutschen Klimapolitik", legte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel dar. Er hatte nach Berlin eingeladen, um die Anpassungsstrategie der Bundesregierung an den Klimawandel zu konkretisieren. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten gemeinsam mit Akteuren aus der Praxis: Welche Grundlagen sind notwendig, um Anpassung zu ermöglichen - in Gesundheit, Medizin und Tourismus, in der Landwirtschaft sowie in der Architektur und Energieversorgung. Denn wer rechtzeitig handelt, kann auch den ökonomischen Nutzen ziehen.

Für den deutschen Weinbau stellte ECOVIN Geschäftsführer Götz Drewitz die Situation dar: "Die Klimaerwärmung begünstigt ausgereifte Weinjahrgänge in den deutschen Anbaugebieten." Außerdem ermöglicht sie, die Nachfrage nach Rotweinen mit entsprechendem Rebsortenanbau zu bedienen. Aber auch der Riesling-Boom profitiere von der Entwicklung, so können zum Beispiel die Moselwinzer vermehrt Spitzenqualitäten ernten. Die Weinbaugrenze verschiebt sich in Richtung Norden. Dennoch schätzt Götz Drewitz den Weinbau an der Waterkant als wirtschaftlich sehr riskantes Unternehmen ein.

Seit mehreren Jahren sind auch die Risiken des Klimawandels in den klassischen deutschen Anbaugebieten offensichtlich: Wetterextreme mit Hitzeperioden und Wassermangel wie im Sommer 2003, starke Regen- und Hagelfälle mit Bodenerosion und Überschwemmungen wie im Jahr 2006. "Der Ökoweinbau bietet eine gute Grundlage, um diesen Kapriolen zu begegnen", meint Götz Drewitz. "Mit der Dauerbegrünung schaffen Ökowinzer einen gut durchwurzelten und humusreichen Boden, der dem Wassermangel vorbeugt und vor Erosion schützt." Dennoch stehen auch die Ökowinzer vor Herausforderungen: Die Reife- und Lesezeiten verändern sich; neue Schädlinge wie die Zikaden und neue Pflanzen wie der Amarant wandern aus Südeuropa ein. Bislang unbekannte Schadpilze verbreiten sich, und die Fäulnisanfälligkeit der Trauben steigt. "Daher braucht der deutsche Weinbau Unterstützung: Investitionen in die Rebsortenforschung, um bessere Resistenzen gegen Trockenstress, Krankheiten und Schädlinge zu erzielen; Investitionen in die Beratung, Aus- und Fortbildung der Winzer, damit sie stets schnell und kompetent die Klima-Anpassung bewältigen können; schließlich die Förderung des Austauschs, um von den Erfahrungen der südlichen Anbauländer profitieren zu können", unterstrich Drewitz.

ddw 08/24 vom 19. April 2024

Themen der Ausgabe

Weinbau

Die neue Humustheorie

Interview

ddw im Gespräch mit Ron Richter von klimafarmer
und Philipp Wedekind vom Weingut Wedekind

Kellertechnik

Entwässerungssysteme richtig planen