ddw 02/24 vom 26. Januar 2024

Titel ddw 02/24

Themen der Ausgabe

Weinbau

Lösungen und Systeme zum Frostschutz

Sitevi 2023

Neuigkeiten von der Messe in Montpellier – Teil 2

Oenologie

Möglichkeiten und Methoden der Feinfiltration

Der Oenologe 1/24

Neues vom Bund deutscher
Oenologen

Weitere Ausgaben


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Neu denken

Das Jahr 2024 startete turbulent und ereignisreich – die Bauern und Winzer machten deutschlandweit mobil gegen die von der Bundesregierung geplante Streichung der Agrardiesel-Beihilfe sowie der KFZ-Steuerbefreiung. Letztere wurde jedoch, kaum angekündigt, bereits wieder zurückgenommen. Was kommen soll – allerdings sukzessive umgesetzt – ist der Wegfall der Agrardiesel-Beihilfen. Nun spielt der Posten, vergleicht man ihn mit dem großer Betriebe anderer landwirtschaftlicher Sparten, im Weinbau keine bedeutende Rolle. Aber dennoch: Angesichts der angespannten Markt- und Wirtschaftslage, der erhöhten Produktions- und Lohnkosten und der gesunkenen Wein-Konsumbereitschaft tut jeder Euro auf dem Firmenkonto gut. Hört man sich in der Branche um, so vernimmt man, dass auch im Weinbau die Investitionen zurückgefahren wurden und werden. Laut »agrarheute« haben die deutschen Landwirte bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank im Jahr 2023 19,4 Prozent weniger Förderkredite beantragt als 2022. Nie zuvor habe das zentrale Förderinstitut der Agrar- und Ernährungswirtschaft einen so starken Rückgang der Investitionsdarlehen registriert. Mit ein Grund dafür: die Verunsicherung der Landwirte aufgrund der politischen Rahmenbedingungen. Keine guten Aussichten. Denn: Wer nicht investiert, glaubt auch nicht an die Zukunft. Die seitens der Bundesregierung Ende 2023 ad hoc geplanten Streichungen waren also nur die letzten Milliliter, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Schon länger herrscht unter den deutschen Landwirten Unmut und Unverständnis, Sorge und zunehmend auch Verzweiflung angesichts der politischen Entscheidungen, der Auflagen und der viel zu hohen Bürokratie. Auch unter den Winzerinnen und Winzern. Jetzt ist es an der Zeit, dass die komplette Landwirtschaftsbranche solidarisch zusammensteht.

»Wer nicht investiert, glaubt auch nicht an die Zukunft.«

Die Diskussionen – gerade auch mit Verbrauchern – der letzten Tage und Wochen, unter anderem auf den sozialen Medien, machten mir wiederum klar, wie weit entfernt die Bürger von der Landwirtschaft sind – selbst wenn diese zum Beispiel in einer Weinbauregion wohnen. »Was denkt ihr, woher Euer Essen und Trinken herkommt?«, möchte man fragen. Und: »Wie soll Eure Ernährung in Zukunft gesichert werden?« Und auch: »Wer soll das bezahlen, wenn der Landwirt, ohne subventioniert zu werden, tatsächlich die Preise einfordert, die er erzielen müsste?« Natürlich wäre das die beste Lösung, die der Markt jedoch nicht hergibt – aus verschiedenen Gründen. Die meisten Winzer und Landwirte würden ja liebend gerne auf Subventionen verzichten und als erfolgreiche Unternehmer eigenverantwortlich agieren. Hierfür müssen jedoch Rahmenbedingungen geschaffen werden, die das ermöglichen, statt das freie Unternehmertum zu unterdrücken. Hierfür muss Agrarpolitik neu gedacht werden! Das Fass ist übergelaufen – die Branche hat es satt, bevormundet, nicht respektiert und mit dauernd neuen Auflagen konfrontiert zu werden.
Das Gute an der jetzigen Situation: Die Landwirtschaft hat nun lauthals auf die Missstände aufmerksam gemacht. Vorbei sind die Zeiten, zu denen man sie ignorieren konnte. Jetzt heißt es, die Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit zu nutzen, um die zentralen Themen aufs Tableau zu bringen und die Weichen neu zu stellen. Das A und O ist nun der Austausch und die Kommunikation – mit den entsprechenden politischen Vertretern, aber auch mit den Konsumenten. Das Bild der Landwirtschaft muss endlich ins richtige Licht gerückt werden. Damit der Berufsstand wieder den Respekt und die Anerkennung erhält, die er auch verdient. Jeder und jede einzelne kann hierzu beitragen – der Weg in eine neue Agrarpolitik geht nur gemeinsam.