Ausgabe 15/2017

Auf dünnem Eis

Der Deutsche Weinbau  15/2017

Auf dünnem Eis

Letzte Woche hat sich in der Westantarktis ein tonnenschwerer Eisberg vom Eisschelf Larsen C gelöst. Er treibt jetzt nach Norden in wärmere Gewässer, wo er langsam aber sicher schmelzen wird. Allein das Abschmelzen dieses Eisbergs, der immerhin ein geschätztes Gewicht von einer Billion Tonnen hat, wird wohl nicht zu einem signifikanten Anstieg des Meeresspiegels führen. Allerdings könnte das gesamte Schelf Larsen durch das Wegbrechen destabilisiert sein, was einige Forscher in Alarmbereitschaft versetzt. Denn das in Larsen C gebundene Eis könnte, laut Meinung von Experten, in flüssigem Zustand den Meeresspiegel um ganze zehn Zentimeter anheben. Einigen Küstenbewohnern in Süd-Ost-Asien dürfte aufgrund dieser Zahl schon mulmig werden. Keinen Grund zur Besorgnis scheinen hingegen die Leugner des Klimawandels zu haben, sie zweifeln den direkten Einfluss des menschlichen Handelns auf das Klima beharrlich an oder verschließen einfach die Augen vor diesem Problem. 

Wer den Klimawandel hingegen sehr deutlich wahrzunehmen scheint, sind Winzer und Landwirte. Im Anschluss an unser Nachhaltigkeitssymposium hat mir ein Winzer aus der Pfalz geschrieben, dass ihm durchaus Veränderungen auffallen. Er beklagt zunehmende Starkregenereignisse, Hagel und Hitze. Auch die Gefahr von Hautkrebs, der man bei der Arbeit im Freien zwangsläufig ausgesetzt ist, bieten Anlass zur Sorge. Für diesen Winzer stellt sich, genau wie für mich, nicht länger die Frage, ob wir den Klimawandel in irgendeiner Form begünstigen, sondern was wir unternehmen können, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Jeder einzelne von uns kann etwas tun und auch selbst entscheiden, was er tut. Wichtig ist nur, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen und unser Handeln kritisch hinterfragen. Es ist erst zu spät, wenn es vorbei ist. Also packen wir’s an! 

Holger Klein
Stellv. Chefredakteur
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