Seagram/Mumm

Noch ist der Verkauf von Seagram Deutschland Gegenstand von Spekulationen. Als aussichtsreichste Interessenten werden unverändert die Sektkellerei Henkell & Söhnlein, Wiesbaden, die Sektkellerei Rotkäppchen, Freyburg und ein Investorengruppe um das Seagram-Management genannt. Geführt würden die Verhandlungen in London wohin sich in der vergangenen Woche auch Hans-Henning Wiegmann, Sprecher der Geschäftsführung von Henkell & Söhnlein und Uwe Moll, von Schloß Wachenheim begeben hätten. Das nährte die Spekulationen, dass Henkell & Söhnlein im Fall eines Zuschlags für das auf etwa 280 bis 250 Mill. DM geschätzte Sekthaus, die Marke MM an Schloß Wachenheim weiterverkaufen könnte. Dafür werden aus Beobachterkreisen Gründen der Finanzierung, der Markenführung und die Umschiffung der 30%-Grenze gegenüber dem Kartellamt angeführt, die schon im Fall der Übernahme der Sektkellerei Deinhard, von Henkell & Söhnlein als Hürde gesehen worden ist. Etwas Druck sei allerdings von den Verhandlungsführern genommen worden, da der Seagram-Verkauf aufgrund des ungeklärten Rum-Geschäftes noch nicht die Zustimmung der Kartellbehörden erhalten habe. Daher sei man nicht mehr unter großem Zeitdruck. Zu Seagram gehören die Marken Meyer`s und Captain Morgan während Diageo die Marke Malibu im internationalen Portfolio führt. Damit erreiche Diageo bei Übernhame der Seagram-Marken gegenüber Mitwerbern wie Baccardi eine marktbeherrschende Stellung. Dagegen würden die Kartellbehörden vorgehen. Für den Mumm-Verkauf werden unterdessen weiter Vermutungen über mögliche Szenarien angestellt. Sollte Henkell & Söhnlein den Zuschlag erhalten, würden sich durch Abbau des Personals und Verkauf der Liegenschaften die größten Synergieeffekte ergeben, was den höchsten Verkaufspreis, wohl an der Obergrenze der 280 Mill. DM genannten Verkaufssumme rechtfertigen würde. Käme Rotkäppchen zum Zuge, müßten wenigstens Teile der Produktion und des Vertriebs aufrecht erhalten werden. Die Synergieeffekte wären deutlich geringer, folglich müßte der Verkaufspreis niedriger ausfallen. Am wenigsten Synergien mit anderen Sektproduktionen sind im Fall des Buy-out an Management und weitere Investoren zu erwarten. Der Käufer könnte somit am wenigsten für Seagram bezahlen. Nachdem die Besichtigungstour bei Seagram Deutschland schon lange abgeschlossen ist und die Angebote auf dem Tisch liegen, wird es nun die Entscheidung Seagrams sein, welcher Variante sie zuneigen. Auf dem Sektmarkt dürfte es unterdessen zu weiteren Übernahmen oder Zusammenschlüssen im Bereich großer Marken kommen. Eine im Verband Deutscher Sektkellereien vorgestellte Studie zum Sekt-Image, den Erwartungen und Vorstellungen der Verbraucher zu Sekt und den Absatzchancen läßt wenig Gutes erwarten. Die rückläufigen Absatzzahlen (im langjährigen Vergleich ist das Konsumniveau wieder so hoch wie Mitte der 80er Jahre) im vergangenen und laufenden Jahr belegen, dass der Sekt spürbar kränkelt. (hp)

Ausgabe 9/2024

Themen der Ausgabe

Wein im Klimawandel (Serie): Standorte

Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

VDP-Vorverkostung

Die besten Weine der diesjährigen Weinbörse. Vorab probiert und für Sie bewertet.