Dosenpfand: Noch kein Weinproblem

»Wein du hast es gut«, wird mancher Hersteller von Getränken in Dosen und anderen Einwegverpackungen derzeit seufzen. Wein in Glasflaschen und Kartons, für den es als Mehrweg- und als Einwegverpackung funktionierende Rücknahmesysteme gibt und bei dem die festgelegte Mehrwegquote bislang nicht zur Pfandeinführung führte, scheint für das Erste gefeit zu sein gegenüber der Bepfandungsattacke von Bundesumweltminister Jürgen Trittin, die ab 1. Januar greifen soll. Andere Getränke müssen dagegen mit einer Pfandeinführung rechnen, obwohl sich große Teile des LEH bisher gegen das Pfand ausgesprochen haben und unter Umständen sogar Zwangsgelder in Kauf nehmen wollen. Mit dem Urteil des Oberverwaltungsgericht Münster, das dem Land Nordrhein-Westfalen keinen Sonderweg beim Dosenpfand erlaubt, ist inzwischen der Weg frei für das von Bundesumweltminister Jürgen Trittin gegen alle Widerstände von Handel und Erzeugern durchgesetzte Pflichtpfand, das mit der Unterschreitung des Mehrweganteils entsprechend der Verpackungsverordnung automatisch bei den betroffenen Getränkekategorien die Zwangsbepfandung auslöst. Die früheren Blockadepolitik von Herstellern und Handel gegen dem Dosenpfand ist auf jeden Fall einer hektischen Betriebsamkeit gewichen. Eigentlich müssten alle Abgabestellen ab 1. Januar die betroffenen Getränke-Einwegverpackungen (Bier und alkoholfreie Getränke) zurücknehmen für die sie vorher Pfand (0,25 Euro bzw. 0,50 Euro) kassieren müssten. Der Getränkefachhandel, so verlautete aus Unternehmen und Verbänden, will sich für diesen Fall rüsten und über die Rücknahme- und Pfandpflicht sogar mehr Kunden an sich binden. Mehrheitlich bei den Discounter, die bisher weder Mehr- noch Einweg zurücknahmen und sich als Vollversorger verstehen und auch Getränke verkauften, stehen derzeit auf dem Schlauch. Kaum vorstellbar, dass Aldi riesige Mengen Einwegware, ob Dosen oder Flaschen zurücknimmt und dafür das Pfandgeld erstattet. Selbst das Ungetüm von Pfandbons wird für das erste erwogen. Ebenso diskutiert wird über die Fälschungssicherheit, illegale Importe und ein schwunghafter illegaler Handel mit Pfandware bis hin zum Diebstahl von Pfandgut. Die Hoffnungnen der Wirtschaft ruhen derzeit vor allem auf Superminister Wolfgang Clement, der mit Trittin eine Übergangsfrist aushandeln soll, zumindest solange bis die Sammelklage von Industrie und Handel vor dem Bundesverwaltungsgericht im nächsten Jahr entschieden ist.

Ausgabe 9/2024

Themen der Ausgabe

Wein im Klimawandel (Serie): Standorte

Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

VDP-Vorverkostung

Die besten Weine der diesjährigen Weinbörse. Vorab probiert und für Sie bewertet.