Brunellopoli: Untersuchungen abgeschlossen

(vc) Die Guardia di Finanza von Siena hat am 18. Juli 2009 den Abschluss und die Ergebnisse der Untersuchungen im Fall Brunello di Montalcino bekannt gegeben, der in Italien »Brunellopoli« genannt wird. Die Ermittlungen über Brunello, der nicht gemäss dem Reglement der DOCG hergestellt wurde, also nicht ausschliesslich aus der Rebsorte Sangiovese, hatten im September 2007 ihren Lauf genommen. Damals hatte die Guardia di Finanza (Polizeicorps zur Zoll- und Steuerkontrolle, das dem Wirtschafts- und Finanzministerium untersteht) Unterlagen beim Brunello-Consorzio eingeholt, aus denen Unregelmäßigkeiten im Weinbergskataster hervorgegangen waren. Das schürte freilich den in Weinkreisen längst verdichteten Verdacht, dass einige Brunello mit Merlot, Cabernet & Co. angereichert seien. Kontrolliert und analysiert wurden daraufhin die Jahrgänge 2003 - 2007, was zunächst zu 17 Anzeigen führte, darunter gegen die sieben führenden Weingüter Castello Banfi, Argiano, Frescobaldi, Antinori, Casanova dei Neri, Biondi Santi und Val d‘Orcia. Bei den beiden letztgenannten wurde bereits jeder Vorwurf als nichtig erklärt und eine reguläre Brunello-Produktion attestiert. Acht der Verdächtigen haben die Verhandlung des Strafmasses beantragt, neun haben eine Benachrichtigung über die Einstellung der Ermittlungen zum Tatbestand des Handelsbetrugs bzw. der Falschaussage gegenüber der Staatsanwalt erhalten. Der Direktor des Brunello-Konsortiums, Stefano Campanelli, wird der Verletzung seiner Kontrollpflicht bezichtigt. Ihm wird vorgeworfen, Unregelmäßigkeiten im Weinbergskataster nicht umgehend der staatlichen Aufsichtsbehörde zur Qualitätskontrolle (ICQ) weitergeleitet zu haben. Und nun die Zahlen: Von den 6,7 Mill. Litern eiligst beschlagnahmten Brunellos haben sich 5,4 Mill. Liter als einwandfrei erwiesen, 1,4 Mill. Liter wurden als IGT Toscana Rosso deklassifiziert, weil sie mit Merlot oder Cabernet Sauvignon verschnitten waren. Im Zuge der Ermittlungen waren ebenfalls 1,7 Mill. Liter Rosso di Montalcino DOC, Chianti Classico und IGT Toscana Rosso beschlagnahmt worden, von denen mehr als 40 Prozent deklassiert werden mussten und 100.000 Liter (IGT Toscana) der Destillation übergeben wurden. 400 Hektar Rebfläche waren mit nicht zugelassenen Rebsorten bepflanzt gewesen, davon sind 350 Hektar wieder normgerecht reguliert worden. Das nun anstehende Verfahren wird angesichts der Überlastung der italienischen Gerichte dauern. Verschiedene Weine des 2003er Jahrgangs, etwa von Castello Banfi und Antinori, hatte die Staatsanwaltschaft Siena als einwandfrei erklärt und bereits im Oktober 2008 zum Export in die USA freigegeben.

Ausgabe 9/2024

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Wo wird Wein in Zukunft wachsen – und wo nicht?

50 Jahre Mainzer Weinbörse

Die bewegte Geschichte der Premium-Verkostung.

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