Zweimal im Jahr testet die Fachzeitschrift WEINWIRTSCHAFT die kompletten Wein-Sortimente der deutschen Discountunternehmen. Insgesamt 1.344 Weine nahmen die Weintester an den vier Verkostungstagen (6. bis 9. Juli 2015) unter die Lupe bzw. auf die Zunge. Weine aus Frankreich und Spanien standen am Finaltag überwiegend auf den Tischen der acht Verkostungsteams. Von Bordeaux und Burgund bis Loire und Champagne reicht das geprüfte Weinsortiment im Falle Frankreichs und von Cava bis Rioja im Falle Spaniens.
Den Tagessieg ergatterte sich diesmal (punktgleich mit einigen anderen Weinen) ein feuriger Spanier aus der DO Toro mit 14.5 Punkten. Der Wein stammt von der Finca Sobreno (L15064) und wartet mit frischer Kirsch- und roter Beerenfrucht auf, die glockenklar, hell und sauber daher kommt, sich am Gaumen mit Blutorangen-, Rosinen- und Schokonoten süßlich abrundet. Der Wein ist dicht und warm und kostete bei Aldi Süd 6,99 Euro. Klar, dass die Aldi-Einkäufer alle Register ziehen, wenn Sie einen solchen Wein vorübergehend ins Sortiment nehmen, um damit Glanz in die Hütte zu bekommen. Auf einem Flaschenanhänger prangt groß der Hinweis auf 86 Points von Robert Parker, der deutschen Hausfrauen inzwischen mindestens so bekannt sein muss wie Thomas Gottschalk als Goldbären-Mann.
Den Verlierer des Tages steuerte diesmal der Discounter Lidl bei, der mit einem stinkenden, nach Stall und Mist riechenden und schmeckenden Wein aus Castillon Côtes de Bordeaux den negativen Vogel abschoss. Auf dem Wein aus dem Jahrgang 2013 prangt der Name Château Lavergnotte (Los-Nr. 274101), woraus jeder eigentlich auf ein veritables Schlösschen nach Bordelaiser Art schließen würde. Den Kaufpreis von 4,99 Euro war er mit sechs Punkten leider nicht wert. Er stammt von der Firma Vignobles Thiebau EARL aus Sainte Colombe an der Gironde. Ob und wo das Château tatsächlich zu finden ist, war bis Redaktionsschluss leider nicht zweifelsfrei zu klären. Aber das weiß sicher Lidl‘s Weinexperte, Master Bampfield.
HP
