Das Bundeskartellamt gibt für den Kauf der Flaschenpost durch die Radeberger-Gruppe (Dr. Oetker) grünes Licht. (Foto: Flaschenpost SE)
Das Bundeskartellamt gibt für den Kauf der Flaschenpost durch die Radeberger-Gruppe (Dr. Oetker) grünes Licht. (Foto: Flaschenpost SE)

Grünes Licht für Flaschenpost-Deal der Radeberger-Gruppe

Das Bundeskartellamt hat die Übernahme des Online-Getränkelieferdienstes Flaschenpost durch die Radeberger-Gruppe des Dr. Oetker-Konzerns freigegeben.

Mundt: Abhängigkeit der Lieferanten gegenüber dem LEH wird verringert

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Beim Einzelhandel mit alkoholischen und alkoholfreien Getränken kommen die Radeberger-Gruppe und Flaschenpost auch gemeinsam nur auf unbedenkliche Marktanteile. Selbst bei gesonderter Betrachtung von Getränkelieferdiensten in bestimmten großstädtischen Räumen (Berlin, Münster, Düsseldorf, Köln) üben die zahlreichen Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel und im Getränkeeinzelhandel hinreichenden Wettbewerbsdruck aus. Kunden von Online-Getränkediensten werden auch künftig ausreichende Wechselmöglichkeiten haben. Wettbewerblich positiv zu bewerten ist zudem die Tatsache, dass Radeberger mit dem Lieferdienst einen zusätzlichen direkten Zugang zum Endkunden erlangt und damit die Abhängigkeit vom Vertrieb über die großen Lebensmitteleinzelhandelsketten verringert.“ 

Zusammenschluss führe nicht zu einer erheblichen Behinderung wirksamen Wettbewerbs

Der Zusammenschluss führe nach Auffassung des Bundeskartellamtes nicht zu einer erheblichen Behinderung wirksamen Wettbewerbs. Regional gab es aus Sicht des Kartellamtes zwischen den beiden Unternehmen bislang wenig Überschneidungen der wirtschaftlichen Aktivitäten. Bisher habe die Radeberger-Gruppe nur in Berlin einen eigenen Online-Vertrieb, während Flaschenpost dort praktisch nicht tätig gewesen sei. Dagegen sei die Radeberger Gruppe in den Gebieten, die Flaschenpost schwerpunktmäßig beliefert, allenfalls mit einzelnen Getränkeabholmärkten vertreten. In diesen Gebieten gebe es nach Angaben des Bundeskartellamtes zahlreiche andere Getränkemärkte und auch weitere stationäre und online-basierte Getränkelieferdienste. Insbesondere gebe es spezielle Online-Plattformen für Getränkelieferungen, die die Technologie bereitstellen, damit auch herkömmliche Getränkehändler Reichweite im Internet erlangen und ihren Getränkelieferdienst online abwickeln können.

Positive Aspekte einer Beteiligung eines großen Getränkeherstellers an einem Online-Getränkezustelldienst

Der Getränkeeinkauf bei Getränke-Lieferdiensten, der zunehmend über Online-Bestellungen und bargeldlose Zahlungen erfolgt, wächst nicht nur Corona-bedingt stark. Er ist besonders beliebt in Großstädten bei solchen Kunden, die kein Auto nutzen können oder wollen. Dennoch werden in Deutschland nach wie vor insgesamt mehr als 80 Prozent der alkoholischen und alkoholfreien Getränke von den Kunden im allgemeinen Lebensmitteleinzelhandel einschließlich der Discounter gekauft und darüber hinaus überwiegend in Getränkeabholmärkten. Auf die Zusammenschlussbeteiligten entfällt bei diesem gesamten Bereich des Getränkeeinzelhandels lediglich ein Anteil von deutlich unter fünf Prozent. Insoweit hat die Stärkung eines Online-Getränkezustelldienstes über die Beteiligung eines großen Getränkeherstellers im Wettbewerb zu den LEH-Unternehmen auch positive Aspekte.

Der Dr. Oetker-Konzern mit einem weltweiten Umsatz von 7,4 Mrd. Euro verfügt mit der Radeberger-Gruppe über eine große deutsche Brauereigruppe und mit Henkell/Freixenet über einen sehr bedeutenden Produzenten von Schaumwein. Zudem ist die Radeberger-Gruppe der größte vom Lebensmitteleinzelhandel unabhängige Betreiber von Getränkeabholmärkten; sie betreibt mehr als 500 Getränkeabholmärkte (insb. Getränke Hoffmann und Lippert-Gruppe) und den eigenen Online-Getränkelieferdienst durstexpress.de. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.