Vor Corona generierte das Gastronomiegewerbe knapp 100 Milliarden Euro. Im Corona-Jahr 2020 brach der Umsatz um fast 50 Prozent ein. (Foto: Pixabay)
Vor Corona generierte das Gastronomiegewerbe knapp 100 Milliarden Euro. Im Corona-Jahr 2020 brach der Umsatz um fast 50 Prozent ein. (Foto: Pixabay)

2020 fast 50 Prozent Umsatzeinbruch in der Gastronomie

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lag der Umsatz im Gastgewerbe insgesamt im Zeitraum von März 2020 bis Januar 2021 real (preisbereinigt) um 47,1 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. 

Seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 gab es laut Destatis noch keinen Monat, in dem die Umsätze im Gastgewerbe real wieder das Niveau des jeweiligen Vorjahresmonats erreichten. Besonders hoch seien die Einbrüche in den Lockdown-Monaten April 2020 und Dezember 2020 mit -74,7 Prozent beziehungsweise -71,1 Prozent gewesen. In dieser Zeit seien die Gaststätten bis auf Abhol- und Lieferangebote geschlossen gewesen, Hotels hätten allenfalls Geschäftsreisende beherbergen dürfen. Doch auch die weitreichenden Lockerungen der Pandemie-Beschränkungen während der Sommermonate hätten keine vollständige Erholung für die Branche gebracht: Auch im August 2020, dem für das Gastgewerbe umsatzstärksten Monat des vergangenen Jahres, seien 20,5 Prozent weniger umgesetzt worden als im August 2019, heißt es aus Wiesbaden.

Hotels und Getränkeausschank litten besonders stark

Nach Angaben von Destatis hätten die Umsatzeinbußen die einzelnen Bereiche in Gastronomie und Beherbergung unterschiedlich stark getroffen: In der Beherbergung sei der Umsatzverlust in diesem Zeitraum mit -54,8 Prozent besonders hoch ausgefallen. In der Gastronomie wären die Umsätze von März 2020 bis Januar 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 42,7 Prozent zurückgegangen. Das Ausbleiben ausländischer Gäste und der Wegfall von Großveranstaltungen und Messen haben sich vor allem bei Hotels, Gasthöfen und Pensionen bemerkbar gemacht: Hier seien die Umsätze von März 2020 bis Januar 2021 um real 57,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Dagegen fiel im selben Zeitraum das Minus bei Ferienunterkünften und ähnlichen Beherbergungsstätten mit 41,8 Prozent etwas geringer aus. Die Betreiber von Campingplätzen hätten laut Destatis dank Lockerungen und verstärktem Inlands-Individualtourismus in den Monaten Juli bis Oktober 2020 sogar mehr Umsatz erwirtschaften können als im Vorjahr – insgesamt hätten die Umsätze von März 2020 bis Januar 2021 deshalb nur 9,7 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum gelegen. 

Innerhalb der Gastronomie seien all jene Lokale besonders stark betroffen, die ihr Geld mit dem Ausschank von Getränken verdienen: In dieser Sparte sei der reale Umsatz von März bis Januar 2021 um 62,2 Prozent eingebrochen, berichtet Destatis. Dagegen hätten Restaurants, Gaststätten und Imbisslokale offenbar mit Lieferdiensten und Ab-Haus-Verkäufen einen Teil des Gästeschwunds kompensieren können: Hier hätten die Umsätze von März bis Januar 2021 um 41,3 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums gelegen.

Beschäftigungsrückgang im Gastgewerbe um ein Fünftel

Die Umsatzverluste durch die Corona-Krise hätten erwartungsgemäß auch zu einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe geführt: Diese hätten im Zeitraum von März 2020 bis Januar 2021 um 19,2 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums gelegen. 

Während die von Umsatzrückgängen verhältnismäßig stark getroffenen Hotels, Gasthöfe und Pensionen im selben Zeitraum mit -17,8 Prozent etwas weniger Personal abgebaut hätten, sei der Rückgang der Beschäftigten im Bereich Getränkeausschank besonders hoch (-38,9 Prozent). Dabei sei zu beachten, dass Kurzarbeitende weiterhin als Beschäftigte zählen.

Fast 100 Milliarden Euro Umsatz vor Corona

Nach Angaben der Statistiker aus Wiesbaden hätte das Gastgewerbe im Jahr 2018 einen Umsatz von 98,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Davon seien mehr als zwei Drittel (65,1 Milliarden Euro) in der Gastronomie und 33,2 Milliarden Euro in Beherbergungsbetrieben erzielt worden. Die Branche bestehe mehrheitlich aus kleineren Unternehmen mit wenigen Beschäftigten: 166 000 oder 72 Prozent der mehr als 232 000 Unternehmen hätten weniger als 10 Beschäftigte gehabt. Insgesamt seien zuletzt 2,4 Millionen Menschen im Gastgewerbe beschäftigt gewesen, drei Viertel davon in der Gastronomie. 58 Prozent der Beschäftigten im Gastgewerbe hätten in Teilzeit (Beherbergung: 46 Prozent, Gastronomie: 62 Prozent). //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.