Yvonne Heistermann ist als Präsidentin des auf Peer Holm gefolgt; Fotos: Dieter Jacobi
Yvonne Heistermann ist als Präsidentin des auf Peer Holm gefolgt; Fotos: Dieter Jacobi

„Wir schauen jetzt nach vorne!“

Nach turbulenten Monaten hat sich die Sommelier Union neu aufgestellt und will mit Elan weiter an der Profilierung feilen. Wir sprachen mit der frisch gebackenen Präsidentin Yvonne Heistermann über ihren Weg zum Amt, Ideen für den Nachwuchs und Führung im Team.

Du bist die erste Präsidentin der Sommelier Union, Yvonne – herzlichen Glückwünsch! Wie und wann bist du auf die Idee zur Kandidatur gekommen? Wo lag deine Motivation?
Ich bin seit 1993 Mitglied der Sommelier-Union, habe schon an vielen Veranstaltungen und Reisen teilgenommen und kenne viele Mitglieder. Das hängt natürlich auch mit meiner Dozententätigkeit an den verschiedensten Schulen deutschlandweit zusammen. So sind der „alte Vorstand“ und ich in Kontakt gekommen und in mir wuchs der Wunsch, mich im Vorstand der Sommelier-Union zu engagieren.

Ihr legt großen Wert auf die Tatsache, dass die Führung der SU als Team agiert. Wie seid ihr dort organisiert, wer macht was – und warum?
Das ist richtig, wir legen sehr großen Wert darauf, Entscheidungen gemeinsam abzustimmen. Dadurch, dass man die Aufgaben untereinander verteilt und in ständigem Austausch miteinander steht, fokussiert sich nicht alles nur auf eine Person. So überarbeiten wir gemeinsam die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und entwickeln Ideen für die Förderung des Sommelier-Nachwuchses, aber auch für Veranstaltungen unserer Mitglieder. Wir freuen uns sehr, dass wir einige neue Regionalsprecher gewinnen konnten und so in den verschiedenen Teilen Deutschlands individuelle Veranstaltungen organisieren werden. In der nächsten Ausgabe von meiningers sommelier könnt ihr das auf den SU-Intern-Seiten lesen. Christian und Philipp kümmern sich sehr viel um die Kommunikation und Social Media. Shahzad ergänzt unser Team perfekt und kümmert sich um Sponsoren. Außerdem ist auch der Beirat stärker in Entscheidungen involviert. Zudem sind wir natürlich froh, Radka und Katja in der Geschäftsstelle zu haben, die sich um tägliche Anliegen und Anfragen unserer Mitglieder kümmern.

Inwieweit verändert das Amt dein „Daily Business“? Wirst du weiterhin auch selbst aktiv an der Sommelier-Schule unterrichten? Ist auch eine intensive internationale Mitarbeit in der ASI ein Thema für dich?
Ich wäge genau ab, welche Termine ich annehme. Ich werde aber nach wie vor aktiv an den Schulen unterrichten. Zudem gibt es da viele Anknüpfungspunkte, auch um neue Mitglieder zu gewinnen. Zum Thema ASI: Gemeinsam mit Marc war ich in Helsinki auf der Generalversammlung und möchte mit ihm die gute Zusammenarbeit unserer Verbände pflegen. Ein internationales Amt schließe ich für mich aus, da ich mich auf „unsere“ Sommelier-Union konzentrieren möchte.

Mit welchen Maßnahmen reagiert ihr auf die Vorwürfe und Probleme der letzten Monate im Zuge von Peer Holms Rücktritt? Was gilt es jetzt aufzuarbeiten und welches sind die größten Herausforderungen?
Der alte Vorstand hat dies sehr professionell und unaufgeregt bis zur Mitgliederversammlung aufgearbeitet. Wir haben kürzlich in Köln zu einer Awareness-Schulung eingeladen, bei der es um Respekt und jegliche Formen der Diskriminierung ging. Es wird weitere Seminare geben. Abseits davon werden wir nach vorne schauen und uns weiterhin auf unsere Arbeit konzentrieren.
Deshalb können wir uns jetzt – Vorstand, Beirat und ich als Präsidentin – neuen Aufgaben und Herausforderungen widmen. Es gibt immer zustimmende und kritische Stimmen zu einzelnen Themen. Wie in der Politik auch. Das ist normal. Es ist uns wichtig, alle Positionen zu hören und dann gemeinschaftlich zu agieren. Es werden z.B. gerade neue Regionalsprecher berufen. Die Vorbereitungen zur Sommelier Trophy verlaufen planmäßig und die Abstimmung mit unseren Partnern und Sponsoren erfolgt so professionell wie immer.

Als erfahrene Sommelière kennst du die Entwicklungen der Branche sehr gut. Worauf sollte der Fokus in der Sommelier-Ausbildung heute und in Zukunft liegen?
Im Auftrag der IHK Koblenz konnte ich mit vielen geschätzten Kollegen bei der Erarbeitung einer neuen Rechtsverordnung für den Berufsspezialisten Sommelier mithelfen. Diese vielleicht etwas seltsam klingende Voranstellung „Berufsspezialist“ hängt mit dem EQR = Europäischer Qualifikationsrahmen zusammen. Diese soll deutschlandweit umgesetzt werden. So soll auch das Ansehen des Sommeliers insgesamt gestärkt werden, und wir können eine deutliche Abgrenzung von der inflationär verwendeten Wortkonstruktion erreichen – wie Fleischsommelier, Fischsommelier und was es da so alles gibt.
Zudem haben wir bereits die Weichen gestellt, in der Ausbildung viel mehr in die Praxis einzutauchen – einerseits den klassischen Service in unsere heutige Zeit zu übertragen, mehr auf Trends in der Weinwelt zu reagieren und das Weinwissen zu vertiefen. Zum anderen zeichnet sich ganz klar ab, dass ein Sommelier nicht nur im Restaurant arbeitet, sondern auch eine Weinabteilung im LEH führt und Kundenveranstaltungen organisiert oder als Einkäufer bei einem Importeur. So ist der Beruf sehr vielseitig geworden. Ich weiß, dass manche diese Entwicklungen ablehnen und sich kaum vorstellen können, was ein Sommelier im LEH zu tun hat, aber wer so denkt, verpasst den Anschluss und verschließt sich vor vielen Möglichkeiten.

Stichwort Zukunft: Wo siehst du die Sommelier Union in einem Jahr?
Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg – auch besonders dank vieler engagierter Mitglieder. Wie ich vorhin schon anmerkte, haben wir zurzeit sehr viele regionale Veranstaltungen. Das Thema Reisen wird perfekt mit Inge begleitet, da sind wir auch schon in einigen Planungen für das kommende Jahr. Zudem sind wir am Überlegen, was wir in Bezug auf weiterbildende Veranstaltungen für unsere Mitglieder anbieten können. Ich sehe uns als eine aktive, kommunikative und starke Gemeinschaft.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Christoph Nicklas

Der neue Vorstand der Sommelier-Union v.l.n.r. : Christian Frens, Michael Wangler, Yvonne Heistermann, Shahzad Talukder und Philipp Künemund; Foto: Dieter Jacobi
Der neue Vorstand der Sommelier-Union v.l.n.r. : Christian Frens, Michael Wangler, Yvonne Heistermann, Shahzad Talukder und Philipp Künemund; Foto: Dieter Jacobi
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